Einkehr in die Schweiz von Georg Herwegh

Alles ringt sich von der Scholle,
Alles ist emporgestiegen;
Will am End' die blütenvolle
Erde in den Himmel fliegen?
 
Meiner Heimat Strand befeuchtend,
Glänzt vor mir des Seees Spiegel,
Drauf die Sonne, purpurleuchtend,
Wie der Liebe rotes Siegel.
 
Und ich seh' in allen Fernen
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Opfer von den Bergen rauchen,
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Und ich möchte mit den Sternen
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Meine Seele untertauchen.
 
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Und es dampfet durch die Lüfte
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Auf zu mir des Tales Brodem,
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Und es duften alle Düfte,
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Wie einst meiner Liebsten Odem.
 
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Frühling unten, Frühling oben
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Und so Flur wie Hügel reicher;
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Alle Not hinweggehoben
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Und der Himmel selber weicher.
 
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Doch kein Herz, das er, zu teilen
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Diese Seligkeit, mir gönnte
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Und so wünsch' ich mir zuweilen
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Etwas, das ich hassen könnte.
Arbeitsblatt zum Gedicht
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Details zum Gedicht „Einkehr in die Schweiz“

Anzahl Strophen
6
Anzahl Verse
24
Anzahl Wörter
120
Entstehungsjahr
1840
Epoche
Junges Deutschland & Vormärz

Gedicht-Analyse

Das Gedicht „Einkehr in der Schweiz“ wurde von dem deutschen Dichter Georg Herwegh verfasst. Herwegh, geboren am 31. Mai 1817 und gestorben am 7. April 1875, zählte zu den bedeutenden Lyrikern der Revolution von 1848 und der Vormärzzeit.

Auf den ersten Blick wirkt das Gedicht sanft und harmonisch, mit starken Naturbildern. Es scheint, als würde das lyrische Ich den Frühling und die Schönheit der Schweiz in all ihren Facetten beschreiben.

Im Inhaltsverständnis gibt es einen Wechsel von äußerer Betrachtung der Natur zu einer inneren, seelischen Beschreibung des lyrischen Ichs. Anfangs beschreibt das lyrische Ich die aufblühende Natur und den See, die sich beide zu erheben scheinen. In der dritten und vierten Strophe wird das Bild dann auf das Innere des lyrischen Ichs projiziert. Es scheint, als ob all die Schönheit der Natur auch in seiner Seele widergespiegelt wird. Es gipfelt in einer Art Sehnsucht, sich voll und ganz in diese Frühlingspracht einfügen zu können und dabei sogar seine eigene Identität zu verlieren. Doch in der letzten Strophe wird eine melancholische Note deutlich. So sehr das lyrische Ich auch die Schönheit und den Frieden der Natur genießt, so sehr sehnt es sich auch nach einem Gegenpol, etwas, das es hassen könnte, um die ausgewogene Ruhe zu brechen.

Sprachlich ist das Gedicht in gleichmäßige Vierzeiler in gereimter Form verfasst. Die einfache Sprache und das konsequente Reimschema verleihen dem Gedicht ein Gefühl von Ruhe und Harmonie, das auch im Inhalt widerspiegelt wird. Die Wortwahl ist dabei sehr bildhaft und mit symbolischen Ausdrücken angereichert. So steht der „Frühling“ beispielsweise sowohl für die tatsächliche Jahreszeit als auch für einen Zustand des Aufblühens und der Erneuerung.

Alles in allem drückt das Gedicht „Einkehr in die Schweiz“ von Georg Herwegh die Liebe und den Respekt des lyrischen Ichs zur Natur aus, aber auch den Wunsch nach Kontrast und Spannung innerhalb dieser Harmonie. Es ist eine Ode an die Schönheit der Schweizer Landschaft, verbunden mit persönlicher Reflektion und Sehnsucht. Das Gedicht spricht sowohl die Sinne als auch die Gefühlswelt des Lesers an und lädt zu vielschichtigen Interpretationen ein.

Weitere Informationen

Bei dem vorliegenden Text handelt es sich um das Gedicht „Einkehr in die Schweiz“ des Autors Georg Herwegh. 1817 wurde Herwegh in Stuttgart geboren. 1840 ist das Gedicht entstanden. Von der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her lässt sich das Gedicht der Epoche Junges Deutschland & Vormärz zuordnen. Bei dem Schriftsteller Herwegh handelt es sich um einen typischen Vertreter der genannten Epoche. Das 120 Wörter umfassende Gedicht besteht aus 24 Versen mit insgesamt 6 Strophen. Die Gedichte „Der schlimmste Feind“, „Die Arbeiter an ihre Brüder“ und „Die Partei“ sind weitere Werke des Autors Georg Herwegh. Zum Autor des Gedichtes „Einkehr in die Schweiz“ haben wir auf abi-pur.de weitere 200 Gedichte veröffentlicht.

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