Die Rute von Georg Herwegh

Kaum geht im deutschen Land ein Riegel,
Ein Schloß und eine Kette los:
So steckt man hinter unsres Rheines Spiegel
Geschwind als Rute den Franzos!
 
Und du, mein Volk, du glaubst den Mären,
Und dein Verstand ergreift die Flucht,
Du rupfst den Hahn, und denkst nicht an den Bären,
Den man dir aufzubinden sucht!
 
Du rupfst den Hahn, indes der Geier
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Dir tief in deine Leber frißt:
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Du träumst von Einheit, und du glaubst dich freier,
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Wenn dein Gefängnis größer ist.
 
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Du nähst dir an die weiße Mütze
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Die Schellen der Philosophie
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Und folgst dem Irrlicht klingelnd in die Pfütze
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Der Obskuranten-Kompanie!
 
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O »Eckstein aller Nationen!«
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Drum................ dich an
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O göttlich Volk von XL Millionen,
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Das 30 Menschen untertan!
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (24.4 KB)

Details zum Gedicht „Die Rute“

Anzahl Strophen
5
Anzahl Verse
20
Anzahl Wörter
118
Entstehungsjahr
1817 - 1875
Epoche
Junges Deutschland & Vormärz

Gedicht-Analyse

Das vorliegende Gedicht „Die Rute“ stammt vom Autor Georg Herwegh, welcher im 19. Jahrhundert lebte und arbeitete. Herwegh war bekannt für seine politisch motivierten Texte, die oftmals Kritik an den damaligen Gesellschafts- und Regierungsverhältnissen äußerten.

Bereits beim ersten Lesen des Gedichts fällt auf, dass es eine starke Kritik am deutschen Volk und dessen politischer Passivität ausdrückt. Dabei arbeitet Herwegh mit Bildern und Metaphern, die dem Leser die aktuelle Situationsdarstellung verdeutlichen sollen.

In den ersten vier Versen wird darauf hingewiesen, dass in Deutschland die politischen Fesseln nur gelockert werden, wenn eine Gefahr von französischer Seite wahrgenommen wird. Die Gefahr wird hierbei durch den Franzosen symbolisiert, welcher als „Rute“ bezeichnet wird.

Die nächste Strophe kritisiert das Unverständnis des deutschen Volkes in Bezug auf die politische Situation. Mit dem Begriff „Mären“ wird auf alte, weit verbreitete Fehlinformationen hingewiesen. Der „Hahn“, das Symbol für Frankreich, wird von dem Volk gerupft, während es die wirkliche Gefahr, den „Bären“, womöglich Russland, nicht beachtet.

Die dritte Strophe stellt erneut die politische Naivität des Volkes in den Fokus. Hierbei wird der Einheitswahn des Volkes kritisiert, welcher suggeriert, dass ein größeres „Gefängnis“ automatisch mehr Freiheit bedeutet.

Die vierte Strophe kritisiert das folgsame Verhalten des Volkes gegenüber falschen Vorstellungen, symbolisiert durch das klingelnde „Irrlicht“, das das Volk in eine „Pfütze“ führt, ein weiteres Bild für eine schwierige oder gefährliche Situation.

Die letzte Strophe übt schließlich direkte Kritik am deutschen Volk und ironisiert sein Selbstbild als „Eckstein aller Nationen“, während es gleichzeitig „30 Menschen untertan“ ist.

Abgesehen von Inhalt und Botschaft, zeichnet sich das Gedicht durch einen regelmäßigen, vierzeiligen Strophenbau aus. Die Sprache ist bildhaft und metaphorisch, was typisch ist für die Lyrik des 19. Jahrhunderts. Die Verse sind in Jamben geschrieben, was dem Gedicht einen rhythmischen, fließenden Klang verleiht. Durch die klare, deutliche Wortwahl und die scharfe Kritik unterstreicht Herwegh seine politisch motivierte Nachricht.

Zusammengefasst illustriert „Die Rute“ von Georg Herwegh die politische Situation in Deutschland zur damaligen Zeit und kritisiert dabei die Passivität des Volkes, das sich von politischen Mächten manipulieren lässt und falschen Vorstellungen folgt.

Weitere Informationen

Georg Herwegh ist der Autor des Gedichtes „Die Rute“. Im Jahr 1817 wurde Herwegh in Stuttgart geboren. Zwischen den Jahren 1833 und 1875 ist das Gedicht entstanden. Das Gedicht lässt sich anhand der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her der Epoche Junges Deutschland & Vormärz zuordnen. Herwegh ist ein typischer Vertreter der genannten Epoche. Das Gedicht besteht aus 20 Versen mit insgesamt 5 Strophen und umfasst dabei 118 Worte. Der Dichter Georg Herwegh ist auch der Autor für Gedichte wie „Den Siegestrunknen.“, „Der arme Jakob und die kranke Lise.“ und „Der schlimmste Feind“. Auf abi-pur.de liegen zum Autor des Gedichtes „Die Rute“ weitere 200 Gedichte vor.

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