Für Polen von Georg Herwegh

Das Lied vom Rhein - es klang so hell
Im Süden gestern noch und Norden;
Wie ist das Weiße doch so schnell
In Deutschland wieder schwarz geworden!
 
Wo stob er hin, der Sängerchor?
Und warum schweigt er heut so stille?
Ach! er erschien, ach! er verlor
Sich - immer nach der Herren Wille.
 
Was gestern Recht war für den Rhein,
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Ist's heute nicht auch Recht für Polen?
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Soll Polen nicht auch Polen sein,
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Weil wir als Räuber mitgestohlen?
 
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Ist Fürstenwort solch Zauberwort,
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Daß es kann Tag in Nacht verkehren?
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Sind Herz und Hirn bei uns verdorrt?
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Und läßt Vernunft sich so entehren?
 
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Vergaßet ihr das Einmaleins,
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Ihr unergründlich tiefen Denker,
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Ihr Zionswächter unsres Rheins
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Und jeder fremden Freiheit Henker!
 
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O deutsches Volk, das hoffend drängt
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Sich an der reichen Zukunft Schwelle,
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Was auch die Sterne dir verhängt,
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Sei nicht des Zaren Spießgeselle!
 
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Horch auf den Sturm, der neu erbraust,
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Auch deine Frucht vom Baum zu schütteln,
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Eh eisige Barbarenfaust
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Dich wird aus deinen Träumen rütteln!
 
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Tritt nicht, was du bei dir gesät,
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In fremdem Land mit Rosseshufen;
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Nicht deine eigne Majestät
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In Völkern, die nach Freiheit rufen!
 
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Du suchst dich selbst aus tiefem Grund
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Der harten Knechtschaft aufzuschwingen,
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Willst du dein Joch zur selben Stund
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Den andern auf den Nacken zwingen?
 
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Soll noch einmal im wilden Streit
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Hinmorden unsrer Kinder Lanze
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Die ewige Gerechtigkeit
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Dem alten Gleichgewichtspopanze?
 
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Weh über uns in solchem Krieg!
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Wir wandeln keine Ruhmesbahnen.
43 
Ich rufe: den Empörern Sieg!
44 
Und jede Schmach auf deutsche Fahnen!
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (27 KB)

Details zum Gedicht „Für Polen“

Anzahl Strophen
11
Anzahl Verse
44
Anzahl Wörter
248
Entstehungsjahr
1817 - 1875
Epoche
Junges Deutschland & Vormärz

Gedicht-Analyse

Das Gedicht „Für Polen“ wurde von Georg Herwegh verfasst, einem deutschen Dichter, der zwischen 1817 und 1875 lebte. Somit ist das Gedicht zeitlich in der Mitte des 19. Jahrhunderts einzuordnen, eine Zeit der politischen Umbrüche und Revolutionen in Europa.

Beim ersten Eindruck fällt auf, dass das Gedicht emotional und politisch aufgeladen wirkt. Es scheint Veränderungen und politische Konflikte anzusprechen und appelliert an das deutsche Volk.

Das lyrische Ich kritisiert die Ungerechtigkeit der deutschen Unterstützung für die Unterdrückung Polens. Es stellt die Frage, warum das, was Recht für den Rhein, also für Deutschland, ist, nicht auch Recht für Polen sein sollte. Es fordert somit Gleichberechtigung und Freiheit für alle Völker und mahnt das deutsche Volk, sich nicht mit den Unterdrückern zu verbünden. Im Gegenteil, es ruft zum Aufstand und Widerstand auf. Die Botschaft des lyrischen Ichs ist klar: Es betont den Wert der Freiheit und Gleichheit und verurteilt jede Form von Unterdrückung und Ungerechtigkeit.

Die Form des Gedichts ist klar strukturiert, mit elf Strophen, die jeweils aus vier Versen bestehen. Die Sprache ist direkt und aufrüttelnd, voller emotionaler und politischer Spannung. Es wird eine starke Verwendung von rhetorischen Fragen und Appellen gemacht, was die Überzeugungskraft und Dringlichkeit des Gedichts verstärkt. Durch die persönliche Ansprache des deutschen Volkes schafft der Dichter eine direkte Verbindung zum Leser und betont seine Verantwortung für politische und soziale Gerechtigkeit.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass „Für Polen“ ein Gedicht ist, das die politischen Zustände seiner Zeit kritisch hinterfragt und das deutsche Volk dazu aufruft, seine Verantwortung für soziale Gerechtigkeit und Freiheit wahrzunehmen. Durch seine direkt und leidenschaftlich Sprache schafft Herwegh eine starke emotionale Wirkung und fängt damit die politischen Spannungen und Aufruhr seiner Zeit ein.

Weitere Informationen

Das Gedicht „Für Polen“ stammt aus der Feder des Autors bzw. Lyrikers Georg Herwegh. Geboren wurde Herwegh im Jahr 1817 in Stuttgart. Im Zeitraum zwischen 1833 und 1875 ist das Gedicht entstanden. Von der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her lässt sich das Gedicht der Epoche Junges Deutschland & Vormärz zuordnen. Herwegh ist ein typischer Vertreter der genannten Epoche. Das vorliegende Gedicht umfasst 248 Wörter. Es baut sich aus 11 Strophen auf und besteht aus 44 Versen. Der Dichter Georg Herwegh ist auch der Autor für Gedichte wie „Bundeslied für den Allgemeinen deutschen Arbeiterverein.“, „Das Lied vom Hasse.“ und „Den Siegestrunknen.“. Auf abi-pur.de liegen zum Autor des Gedichtes „Für Polen“ weitere 200 Gedichte vor.

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