Der Einsame von Friedrich Nietzsche

Verhaßt ist mir das Folgen und das Führen.
Gehorchen? Nein! Und aber nein - Regieren!
Wer sich nicht schrecklich ist, macht niemand Schrecken;
Und nur wer Schrecken macht, kann andre führen.
Verhaßt ist mir's schon, selber mich zu führen!
Ich liebe es gleich Wald- und Meerestieren,
Mich für ein gutes Weilchen zu verlieren,
In holder Irrnis grüblerisch zu hocken,
Von ferne her mich endlich heimzulocken,
10 
Mich selber zu mir selber - zu verführen.
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (23.7 KB)

Details zum Gedicht „Der Einsame“

Anzahl Strophen
1
Anzahl Verse
10
Anzahl Wörter
73
Entstehungsjahr
1844 - 1900
Epoche
Realismus,
Naturalismus,
Moderne

Gedicht-Analyse

Das vorliegende Gedicht „Der Einsame“ stammt von Friedrich Nietzsche, einem der einflussreichsten Philosophen des 19. Jahrhunderts. Nietzsche lebte von 1844 bis 1900, daher ist das Gedicht in der Epoche des späten 19. Jahrhunderts einzuordnen.

Wir finden uns bei der ersten Lektüre in der Welt eines Individuums wieder, das ein tief empfundenes Bedürfnis nach Autonomie und Selbstbestimmtheit äußert. Die Verse geben einen starken Abneigung gegen Hierarchie und Autoritäten an sich zum Ausdruck. Dies zeigt sich in den wiederholten Ablehnungen des Folgens (Vers 1) und des Gehorchens (Vers 2).

Der Inhalt des Gedichts ist geprägt durch das lyrische Ich und seine inneren Konflikte bezüglich der sozialen Interaktion und Selbstführung. Es kritisiert die Forderung der Gesellschaft, sich entweder Führen zu lassen oder selbst zu führen (Vers 1 und 2). In der Mitte des Gedichts (Vers 3 und 4) wird die Meinung deutlich, dass nur diejenigen, die sich selbst bewusst sind und Respekt einflößen, andere führen können.

Im zweiten Teil des Gedichts wendet sich das lyrische Ich von der interpersonalen Dynamik ab und zeigt eine Vorliebe für Isolation an. Vergleiche mit Wald- und Meerestieren (Vers 6) veranschaulichen das Bedürfnis nach Ungebundenheit und Freiheit. Das lyrische Ich offenbart den Wunsch, sich für eine Weile zu verlieren (Vers 7), um in ruhiger Kontemplation zu verweilen (Vers 8). Die folgenden Zeilen (Vers 9 und 10) offenbaren die Absicht, sich selbst zu locken und zu verführen, was eine intensive Selbstbeziehung und intime Selbstwahrnehmung impliziert.

In Bezug auf die Form besteht das Gedicht aus einer einzigen Strophe mit zehn Versen. Das Fehlen eines Reimschemas und die Variation der Verslänge verleihen dem Gedicht einen freien und ungezwungenen Charakter, was die thematisierte Autonomie und Isolation des lyrischen Ichs unterstützt.

Die Sprache ist klar und direkt, allerdings auch metaphorisch und suggestiv. Der Gebrauch von starken emotionalen Worten wie „Verhaßt“ und „Nein“ betonen die Emotionen des lyrischen Ichs.

Zusammengefasst handelt es sich bei dem Gedicht „Der Einsame“ um ein starkes Bekenntnis zu Autonomie, Selbstverwirklichung und Individuation. Es präsentiert ein Selbstbild, das sich nicht mit den Forderungen der Gesellschaft vereinbaren lässt und das trotz aller Ambivalenz die Notwendigkeit der Selbstbeziehung und Selbstführung hervorhebt.

Weitere Informationen

Der Autor des Gedichtes „Der Einsame“ ist Friedrich Nietzsche. Nietzsche wurde im Jahr 1844 in Röcken (Heute Ortsteil von Lützen, Sachsen-Anhalt) geboren. Im Zeitraum zwischen 1860 und 1900 ist das Gedicht entstanden. Das Gedicht lässt sich anhand der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her den Epochen Realismus, Naturalismus oder Moderne zuordnen. Bitte überprüfe unbedingt die Richtigkeit der Angaben zur Epoche bei Verwendung. Die Zuordnung der Epochen ist ausschließlich auf zeitlicher Ebene geschehen. Das vorliegende Gedicht umfasst 73 Wörter. Es baut sich aus nur einer Strophe auf und besteht aus 10 Versen. Weitere Werke des Dichters Friedrich Nietzsche sind „Der Einsamste“, „Vereinsamt“ und „Venedig“. Zum Autor des Gedichtes „Der Einsame“ liegen auf unserem Portal abi-pur.de weitere 25 Gedichte vor.

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