Im deutschen November von Friedrich Nietzsche

Dies ist der Herbst: der - bricht dir noch das Herz!
Fliege fort! fliege fort!
Die Sonne schleicht zum Berg
Und steigt und steigt
und ruht bei jedem Schritt.
 
Was ward die Welt so welk!
Auf müd gespannten Fäden spielt
Der Wind sein Lied.
Die Hoffnung floh
10 
Er klagt ihr nach.
 
11 
Dies ist der Herbst: der - bricht dir noch das Herz.
12 
Fliege fort! fliege fort!
13 
Oh Frucht des Baums,
14 
Du zitterst, fällst?
15 
Welch ein Geheimnis lehrte dich
16 
Die Nacht,
17 
Daß eis'ger Schauder deine Wange,
18 
Die purpur-Wange deckt?
 
19 
Du schweigst, antwortest nicht?
20 
Wer redet noch?
 
21 
Dies ist der Herbst: der - bricht dir noch das Herz.
22 
Fliege fort! fliege fort!
23 
"Ich bin nicht schön
24 
so spricht die Sternenblume
25 
Doch Menschen lieb' ich
26 
Und Menschen tröst' ich
27 
sie sollen jetzt noch Blumen sehn,
28 
nach mir sich bücken
29 
ach! und mich brechen
30 
in ihrem Auge glänzet dann
31 
Erinnerung auf,
32 
Erinnerung an Schöneres als ich:
33 
ich seh's, ich seh's - und sterbe so.
 
34 
Dies ist der Herbst: der - bricht dir noch das Herz!
35 
Fliege fort! fliege fort!
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (26.2 KB)

Details zum Gedicht „Im deutschen November“

Anzahl Strophen
6
Anzahl Verse
35
Anzahl Wörter
175
Entstehungsjahr
1844 - 1900
Epoche
Realismus,
Naturalismus,
Moderne

Gedicht-Analyse

Das Gedicht „Im deutschen November“ wurde vom deutschen Philosophen Friedrich Nietzsche geschrieben, der im späten 19. Jahrhundert lebte und schrieb.

Auf den ersten Blick fällt die melancholische Stimmung des Gedichts auf, die die emotionale Schwere und die Bedeutungslosigkeit widerspiegelt, die der Herbst oft mit sich bringt. Dies spiegelt Nietzsche's häufige Auseinandersetzung mit Themen wie Leiden, Tragödie und menschlichen Unzulänglichkeiten wider.

Das lyrische Ich im Gedicht verbindet den Herbst mit dem Gefühl des Herzeleidens und der Flucht („Dies ist der Herbst: der – bricht dir noch das Herz! Fliege fort! fliege fort!“). Es zeigt eine Aufforderung an sich selbst oder möglicherweise an den Leser, in eine andere, vielleicht glücklichere Jahreszeit oder Phase des Lebens zu flüchten. Das lyrische Ich beobachtet den äußeren Zustand der sich verändernden Jahreszeiten und zieht Parallelen dazu in seinem inneren emotionalen Zustand. Die Hoffnung, die einst da war, ist jetzt verschwunden („Die Hoffnung floh, Er klagt ihr nach“).

Die Form des Gedichts ist eine freie Form, da es die Strophen von unterschiedlichen Versen regelmäßig wechselt. Auch wenn es keinen Reim zeigt, gibt es doch eine gewisse Wiederholung von Strukturen und Themen im Gedicht. Diese Wiederholung zeigt das konsequente Gefühl der Traurigkeit und Melancholie.

Die Beschreibung der Natur durch Nietzsche ist malerisch und auffallend. Seine Verwendung von bildlichen Ausdrücken wie „Die Sonne schleicht zum Berg“ und „Welch ein Geheimnis lehrte dich die Nacht“ verleihen dem Gedicht eine starke visuelle Qualität, die die körperliche und emotionale Landschaft des Herbstes eindringlich darstellt.

Nachdem das lyrische Ich anfangs eher passiv ist und die Natur beobachtet, beginnt es später im Gedicht direkt mit den Elementen der Natur zu interagieren, symbolisiert durch die „Frucht des Baums“ und die „Sternenblume“. Das lyrische Ich stellt fest, dass es vielleicht kein Bedürfnis gibt, vor dem Herbst und der Traurigkeit zu fliehen, da es Schönheit und Trost in dieser dunkleren Phase des Lebens geben kann. Es erfüllt die Rolle des Trösters, hilft den Menschen, noch etwas Schönes zu sehen, und bringt ihnen Erinnerung an etwas Schöneres, bevor es selbst stirbt („Erinnerung an Schöneres als ich: Ich seh's, ich seh's - und sterbe so“).

Das finale „Fliege fort! Fliege fort!“ könnte als Verlängerung der melancholischen Stimmung oder vielleicht als neuer Aufruf zur Flucht vor dem Winter interpretiert werden.

Das Gedicht zeigt Nietzsches typische tiefgründige und melancholische Schreibstil, während es gleichzeitig die ewige menschliche Erfahrung von Traurigkeit, Verlust und schließlich Trost und Akzeptanz ausdrückt.

Weitere Informationen

Bei dem vorliegenden Text handelt es sich um das Gedicht „Im deutschen November“ des Autors Friedrich Nietzsche. Nietzsche wurde im Jahr 1844 in Röcken (Heute Ortsteil von Lützen, Sachsen-Anhalt) geboren. Die Entstehungszeit des Gedichtes liegt zwischen den Jahren 1860 und 1900. Anhand der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her kann der Text den Epochen Realismus, Naturalismus oder Moderne zugeordnet werden. Die Zuordnung der Epochen ist ausschließlich auf zeitlicher Basis geschehen. Bitte überprüfe unbedingt die Richtigkeit der Angaben bei Verwendung. Das vorliegende Gedicht umfasst 175 Wörter. Es baut sich aus 6 Strophen auf und besteht aus 35 Versen. Friedrich Nietzsche ist auch der Autor für Gedichte wie „Zarathustras Lied“, „Der Weise spricht“ und „Aus dem Nachtlied Zarathustras“. Zum Autor des Gedichtes „Im deutschen November“ haben wir auf abi-pur.de weitere 25 Gedichte veröffentlicht.

+ Wie analysiere ich ein Gedicht?

Daten werden aufbereitet

Das Video mit dem Titel „Friedrich Nietzsche Im deutschen November“ wurde auf YouTube veröffentlicht. Unter Umständen sind 2 Klicks auf den Play-Button erforderlich um das Video zu starten.

Fertige Biographien und Interpretationen, Analysen oder Zusammenfassungen zu Werken des Autors Friedrich Nietzsche

Wir haben in unserem Hausaufgaben- und Referate-Archiv weitere Informationen zu Friedrich Nietzsche und seinem Gedicht „Im deutschen November“ zusammengestellt. Diese Dokumente könnten Dich interessieren.

Weitere Gedichte des Autors Friedrich Nietzsche (Infos zum Autor)

Zum Autor Friedrich Nietzsche sind auf abi-pur.de 25 Dokumente veröffentlicht. Alle Gedichte finden sich auf der Übersichtsseite des Autors.