Das ruhlose Thal von Edgar Allan Poe

Einst lächelte ein friedliches Thal,
Aus welchem die Leute allzumal
Gezogen waren in stürmische Fernen,
Nachdem sie zu den gütigen Sternen
Gefleht, von ihren azurnen Thürmen
Die Blumen im Thal zu pflegen, zu schirmen,
In deren Mitte den ganzen Tag
Das rothe Sonnenlicht träge lag.
Jetzt raschelt es durch den seltsamen Ort
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Ruhlos, rastlos in einem fort.
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Alles zittert und schauert, blos
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Die Lüfte sind ganz bewegungslos.
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Ach, von keinem Winde geschaukelt,
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Nicht vom leisesten Zephyr umgaukelt,
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Zucken die Bäume gleich den Fjorden
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Im umnebelten felsigen Norden.
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Ach, von keinem Winde getrieben,
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Jagen die Wolken und zerstieben
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Ueber den Veilchen, die dort liegen,
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Ueber den Lilien, die sich dort wiegen,
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Die sich wiegen und neigen und schauern,
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Ueber mystischen Gräbern trauern.
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Sie schauern: ihre duftenden Seelen
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Zittern in immer währendem Leide.
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Sie weinen: auf ihrem weißen Kleide
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Schimmern die Thränen wie Juwelen.
Arbeitsblatt zum Gedicht
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Details zum Gedicht „Das ruhlose Thal“

Anzahl Strophen
1
Anzahl Verse
26
Anzahl Wörter
142
Entstehungsjahr
nach 1825
Epoche
Klassik,
Romantik,
Biedermeier

Gedicht-Analyse

Das Gedicht „Das ruhlose Thal“ wurde von Edgar Allan Poe verfasst, einem US-amerikanischen Schriftsteller des 19. Jahrhunderts. Dieses Gedicht passt in die Zeit der Romantik, sowohl vom Stil als auch von der thematischen Darstellung her.

Beim ersten Eindruck scheint das Gedicht eine dunkle und melancholische Stimmung zu erzeugen, die typisch für Poes poetische Werke ist. Es ist geprägt von düsterer Schönheit und einem Gefühl von Unruhe und Einsamkeit.

Das Gedicht erzählt von einem einst lebendigen und friedlichen Tal, von dem die Menschen gezogen waren, um durch ihre Gebete an die Sterne die Blumen des Tals zu schützen. Trotz der Abwesenheit von Menschen und Wind ist aber das Tal voller Bewegung und Unruhe. Es zeigt Bäume, die sich wie von einem unsichtbaren Wind bewegt fühlen, Wolken, die über die Blumen und Lilien hinwegjagen und diese in ständiger Traurigkeit und Leid zurücklassen.

Mit der Beschreibung eines ruhelosen Tals möchte Poes lyrisches Ich vielleicht auf das menschliche Dasein und seine Unruhen hinweisen. Die eindrucksvolle Darstellung der Naturgewalten könnte als Metapher für menschliche Ängste und Sorgen gelten. Die Tatsache, dass die Blumen trotz ihrer Schönheit in ständiger Traurigkeit und Leid verharren, könnte eine Symbolik für die Kehrseite des menschlichen Lebens sein, welches häufig mit Schmerz und Traurigkeit assoziiert wird.

Formal besteht dieses Gedicht aus 26 Versen und einer Strophe. In Bezug auf den Versmaß lässt sich kein durchgängiges Metrum festhalten, dennoch folgt das Gedicht einer klaren Struktur. Die Sprache des Gedichts ist reichhaltig und bildhaft, mit starken natürlichen und elementaren Bildern, die Häufigkeit von Personifikationen verleiht den dargestellten Bildern Leben und Bewegung. Poes gewählte Worte sind expressiv und emotionell geladen, was die Stimmung des Themas unterstreicht und zum Gefühl der Melancholie und Unruhe beiträgt.

Weitere Informationen

Der Autor des Gedichtes „Das ruhlose Thal“ ist Edgar Allan Poe. 1809 wurde Poe in Boston, USA geboren. In der Zeit von 1825 bis 1849 ist das Gedicht entstanden. Der Erscheinungsort ist Berlin. Das Gedicht lässt sich anhand der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her den Epochen Klassik, Romantik, Biedermeier, Junges Deutschland & Vormärz oder Realismus zuordnen. Bitte überprüfe unbedingt die Richtigkeit der Angaben zur Epoche bei Verwendung. Die Zuordnung der Epochen ist ausschließlich auf zeitlicher Ebene geschehen. Das 142 Wörter umfassende Gedicht besteht aus 26 Versen mit nur einer Strophe. Weitere Werke des Dichters Edgar Allan Poe sind „An . . . .“, „An Annie“ und „An F . . . s.“. Zum Autor des Gedichtes „Das ruhlose Thal“ haben wir auf abi-pur.de weitere 17 Gedichte veröffentlicht.

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