Der Eroberer Wurm von Edgar Allan Poe

Im Weltenraum ist Galanacht.
Im Theater sitzt gedrängt
Eine Engelschaar in Festestracht,
Verschleiert, zährendurchtränkt
Und lauscht einem wechselvollen Stück,
Wo Furcht und Hoffen sich drängt,
Dieweil im Orchester Sphärenmusik
Sich langsam hebt und senkt.
 
Gottähnliche Mimen murmeln leis
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Den Text und kommen und gehn
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Auf großer, formloser Wesen Geheiß,
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Die in den Coulissen stehn,
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Mit ernsten Geberden, feierlich stumm
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Die Wände schieben und drehn,
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Und mit ihren Flügeln in’s Publikum
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Unsichtbares Leiden wehn.
 
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Dies Drama, wechselvoll, fieberisch,
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Es bleibt der Welt unverkürzt,
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Mit einem scheckig bunten Gemisch
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Von Tollheit und Sünde gewürzt,
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Dahinter sich lauter Elend und Graus
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Zum verworrenen Knoten schürzt,
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Und ein Phantom sich unter Applaus
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In das ewige Dunkel stürzt.
 
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Doch sieh! eine Form aus ekler Brut
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Schleicht in den Mimenknäu’l –
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Ein kriechendes Unthier, roth wie Blut,
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Das sich windet und windet, dieweil
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Es nach und nach die Mimen verzehrt
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Unter der Opfer Geheul
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Und die Engelschaar ein Schauder durchfährt
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Ob solch unendlicher Greu’l.
 
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Aus sind die Lichter – ausgeweht –,
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Mit der Wucht eines Sturmes fällt
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Der Vorhang, ein Leichentuch, sternbesät
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Ueber das bretterne Zelt.
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Die Engel erheben sich abgespannt
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Und erklären der bangen Welt,
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Daß die Tragödie „Mensch“ benannt
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Und der Eroberer „Wurm“ ihr Held.
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (26.7 KB)

Details zum Gedicht „Der Eroberer Wurm“

Anzahl Strophen
5
Anzahl Verse
40
Anzahl Wörter
201
Entstehungsjahr
nach 1825
Epoche
Klassik,
Romantik,
Biedermeier

Gedicht-Analyse

Der Autor des Gedichts „Der Eroberer Wurm“ ist Edgar Allan Poe, ein amerikanischer Schriftsteller, der von 1809 bis 1849 lebte. Dies legt nahe, dass das Gedicht im 19. Jahrhundert entstanden ist. Dabei gehört Poe zu den Vertretern der Romantik und ist besonders für seine düsteren und mysteriösen Werke bekannt.

Auf den ersten Eindruck ist das Gedicht eher düster und melancholisch, mit vielen Anspielungen auf Dunkelheit, Platzangst, Angst und Tragödie.

Inhaltlich geht es in dem Gedicht um eine theatralische Darstellung mit Engelschar als Zuschauern und göttlichen Mimen als Schauspielern. Das Drama, das auf der Bühne gespielt wird, scheint eine Metapher für die Welt und das menschliche Leben zu sein, mit seiner Mischung aus 'Tollheit' und 'Sünde', Freude und Leid, Hoffnung und Furcht. Ein wichtiges Element ist das Phantom, das sich unter Applaus in die Dunkelheit stürzt - vielleicht ein Hinweis auf den Tod oder das Ende des Lebens. Schließlich taucht ein abscheuliches Ungeheuer auf, das die Mimen, also die Menschen verschlingt. Am Ende fällt der Vorhang, das Stück ist aus und die Engel, die Zuschauer, erklären, dass der Held des Stückes der 'Eroberer Wurm' ist.

Die Botschaft, die das lyrische Ich zu vermitteln versucht, könnte eine pessimistische oder zynische Sicht auf das Leben und die menschliche Existenz sein. Der 'Eroberer Wurm' könnte eine Metapher für den Tod oder eine unausweichliche und allgegenwärtige Bedrohung sein.

In Bezug auf Form und Sprache ist das Gedicht in fünf achteiligen Strophen organisiert, mit einem regelmäßigen Rhythmus und Reim. Die Sprache ist reich an Bilder und Metaphern und erzeugt eine intensive, dramatische Atmosphäre. Besonders auffallend ist das konsequente Durchziehen der Theater-Metapher, die den Rahmen des Gedichts bildet. Der Gebrauch von düsteren und bedrohlichen Bildern sowie die emotional aufgeladene Sprache entspricht Poes typischem Stil.

Weitere Informationen

Das Gedicht „Der Eroberer Wurm“ stammt aus der Feder des Autors bzw. Lyrikers Edgar Allan Poe. Geboren wurde Poe im Jahr 1809 in Boston, USA. Die Entstehungszeit des Gedichtes liegt zwischen den Jahren 1825 und 1849. Der Erscheinungsort ist Berlin. Die Entstehungszeit des Gedichtes bzw. die Lebensdaten des Autors lassen eine Zuordnung zu den Epochen Klassik, Romantik, Biedermeier, Junges Deutschland & Vormärz oder Realismus zu. Die Richtigkeit der Epochen sollte vor Verwendung geprüft werden. Die Zuordnung der Epochen ist ausschließlich auf zeitlicher Ebene geschehen. Da es keine starren zeitlichen Grenzen bei der Epochenbestimmung gibt, können hierbei Fehler entstehen. Das Gedicht besteht aus 40 Versen mit insgesamt 5 Strophen und umfasst dabei 201 Worte. Der Dichter Edgar Allan Poe ist auch der Autor für Gedichte wie „An F . . . s.“, „An Helene“ und „An Zante“. Zum Autor des Gedichtes „Der Eroberer Wurm“ liegen auf unserem Portal abi-pur.de weitere 17 Gedichte vor.

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