Das Bilderbuch von Joseph von Eichendorff

Von der Poesie sucht Kunde
Mancher im gelehrten Buch,
Nur des Lebens schöne Runde
Lehret dich den Zauberspruch;
Doch in stillgeweihter Stunde
Will das Buch erschlossen sein,
Und so blick ich heut hinein,
Wie ein Kind im Frühlingswetter
Fröhlich Bilderbücher blättert,
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Und es schweift der Sonnenschein
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Auf den buntgemalten Lettern,
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Und gelinde weht der Wind
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Durch die Blumen, durch das Herz
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Alte Freuden, alten Schmerz
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Weinen möcht ich, wie ein Kind!
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (24 KB)

Details zum Gedicht „Das Bilderbuch“

Anzahl Strophen
1
Anzahl Verse
15
Anzahl Wörter
71
Entstehungsjahr
1788 - 1857
Epoche
Romantik

Gedicht-Analyse

Das Gedicht „Das Bilderbuch“ wurde von dem deutschen Romantiker Joseph von Eichendorff verfasst, der von 1788 bis 1857 lebte. Damit lässt es sich zeitlich in die Epoche der Romantik einordnen.

Beim ersten Lesen fällt auf, dass das lyrische Ich einen nostalgischen und tief emotionalen Ton anschlägt, der auf eine intensive Auseinandersetzung mit dem eigenen Leben und dessen Wahrnehmung hindeutet. Durch den metaphorischen Vergleich des Lebens mit einem Bilderbuch wird eine Art kindliche Neugierde und Unschuld evoziert.

Inhaltlich fokussiert das Gedicht auf die Suche nach Poesie und deren Verortung im Leben selbst, statt in der Gelehrsamkeit von Büchern. Das lyrische Ich drückt aus, dass die essentiellen Erfahrungen des Lebens, mit all seinen Freuden und Schmerzen, die wahre Quelle der Poesie sind, die dazu enthüllt werden will. In der Weise, wie ein Kind im Frühlingswetter fröhlich Bilderbücher blättert, verkündet das lyrische Ich, dass es heute in das Buch des Lebens blickt. Der Blick ist von dem Sonnenschein, der über die bunt gemalten Lettern schweift, und dem milden Wind, der durch die Blumen und das Herz weht, begleitet – beides sind romantische Naturbilder, die für das freudvolle, leichte Leben stehen. Am Ende des Gedichts mischt sich in die Freude allerdings auch ein Hauch von Traurigkeit ein, wenn das lyrische Ich sagt, es möchte weinen wie ein Kind.

Formal handelt es sich um ein 15-zeiliges Gedicht, das in freien Versen verfasst ist. Sprachlich zeichnet sich das Gedicht durch seine einfache und klare Sprache aus. Der Gebrauch von Metaphern wie dem Bilderbuch für das Leben, dem Frühlingswetter für eine bestimmte Lebensphase und dem Sonnenschein und Wind für Gefühle, trägt zur sprachlichen Eindringlichkeit und Visualisierung des Gedankens bei.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Eichendorff in „Das Bilderbuch“ auf poetische Art und Weise die Einsicht in das eigene Leben und die daraus resultierenden Emotionen thematisiert. Die Verknüpfung von kindlicher Unschuld mit der tiefen emotionalen Erfahrung des Erwachsenen gibt dem Gedicht eine besondere Dimension und Tiefe.

Weitere Informationen

Joseph von Eichendorff ist der Autor des Gedichtes „Das Bilderbuch“. Eichendorff wurde im Jahr 1788 geboren. Die Entstehungszeit des Gedichtes liegt zwischen den Jahren 1804 und 1857. Von der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her lässt sich das Gedicht der Epoche Romantik zuordnen. Eichendorff ist ein typischer Vertreter der genannten Epoche.

Die Romantik ist eine kulturgeschichtliche Epoche, die vom Ende des 18. Jahrhunderts bis weit in das 19. Jahrhundert hinein andauerte. Insbesondere auf den Gebieten der Literatur, Musik oder der bildenden Kunst hatte diese Epoche umfangreiche Auswirkungen. Die Literatur der Romantik (ca. 1795–1848) lässt sich in Frühromantik (bis 1804), Hochromantik (bis 1815) und Spätromantik (bis 1848) aufgliedern. Zu großen gesellschaftlichen Umbrüchen führte die Industrialisierung. Die neue Maschinenwelt förderte Verstädterung und Landflucht. Die zuvor empfundene Geborgenheit war für die Romantiker in Auflösung begriffen. Als Merkmale der Literatur der Romantik sind die Weltflucht, die Verklärung des Mittelalters, die Hinwendung zur Natur, die Betonung subjektiver Gefühle und des Individuums, der Rückzug in Fantasie- und Traumwelten oder die Faszination des Unheimlichen zu benennen. Wichtige Symbole der Romantik sind die Blaue Blume oder das Spiegel- und Nachtmotiv. Die Romantik stellt die Freiheit der Phantasie sowohl über die Form als auch über den Inhalt des Werkes. Eine Konsequenz daraus ist ein Verschwimmen der Grenzen zwischen Lyrik und Epik. Die starren Regeln und Ziele der Klassik werden in der Romantik zurückgelassen. Eine gewisse Maß- und Regellosigkeit in den Werken ist zu beobachten.

Das Gedicht besteht aus 15 Versen mit nur einer Strophe und umfasst dabei 71 Worte. Weitere bekannte Gedichte des Autors Joseph von Eichendorff sind „Mondnacht“, „Morgengebet“ und „Ostern“. Auf abi-pur.de liegen zum Autor des Gedichtes „Das Bilderbuch“ weitere 395 Gedichte vor.

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