Der Friedensbote von Joseph von Eichendorff

Schlaf ein, mein Liebchen, schlaf ein,
Leis durch die Blumen am Gitter
Säuselt des Laubes Gezitter,
Rauschen die Quellen herein;
Gesenkt auf den schneeweißen Arm
Schlaf ein, mein Liebchen, schlaf ein,
Wie atmest du lieblich und warm!
 
Aus dem Kriege kommen wir heim;
In stürmischer Nacht und Regen,
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Wenn ich auf der Lauer gelegen,
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Wie dachte ich dorten dein!
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Gott stand in der Not uns bei,
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Nun droben, bei Mondenschein,
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Schlaf ruhig, das Land ist ja frei!
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (24 KB)

Details zum Gedicht „Der Friedensbote“

Anzahl Strophen
2
Anzahl Verse
14
Anzahl Wörter
77
Entstehungsjahr
1788 - 1857
Epoche
Romantik

Gedicht-Analyse

Das Gedicht, über das wir sprechen werden, trägt den Titel „Der Friedensbote“ und wurde von Joseph von Eichendorff verfasst, einem bedeutsamen Dichter der deutschen Romantik, der von 1788 bis 1857 lebte. Dadurch lässt sich das Werk zeitlich in die Epoche der Romantik einordnen, welche von etwa 1795 bis 1848 andauerte.

Betrachtet man das Gedicht zum ersten Mal, fällt ein sanfter, melodischer Ton auf, der durch die wiederholten Schlafliedeinleitungen „Schlaf ein, mein Liebchen, schlaf ein“ und „Schlaf ruhig, das Land ist ja frei“ erzeugt wird. Dieser Ton könnte eine Atmosphäre der Ruhe und des Friedens widerspiegeln, in Einklang mit dem Titel des Gedichts.

Inhaltlich besingt das lyrische Ich das Einschlafen eines geliebten Menschen, der scheinbar in Sicherheit ist („Wie atmest du lieblich und warm!“). Das lyrische Ich selbst kehrt vom Krieg zurück („Aus dem Krieg kommen wir heim“) und scheint sowohl während des Krieges als auch nach dessen Ende für sein Liebchen gesorgt zu haben. Die Worte „Gott stand in der Not uns bei, Nun droben, bei Mondenschein, Schlaf ruhig, das Land ist ja frei“ lassen zudem eine religiöse und patriotische Dimension erkennen.

Formal besteht das Gedicht aus zwei gleich strukturierten Strophen mit jeweils sieben Versen. Die gleichbleibende Struktur und Wiederholung von Versen bereichert die melodische Qualität des Gedichts und vermittelt eine beruhigende, fast wiegende Stimmung, die dem Schlafliedcharakter des Gedichts entspricht.

Sprachlich zeichnet sich das Gedicht durch eine betonte Einfachheit und Klarheit aus, die perfekt zu seiner beruhigenden Intention passt. Durch seine sinnliche Bildlichkeit („Leis durch die Blumen am Gitter“, „Rauschen die Quellen herein“) und emotionalen Ausdrücke („Wie atmest du lieblich und warm!“) wird jedoch auch eine Tiefe und Emotionalität vermittelt, die das Gedicht weit über ein einfaches Schlaflied hinaushebt. Es sind gerade diese subtilen Gegensätze und Nuancen, die aus Eichendorffs „Friedensboten“ ein so kraftvolles und bewegendes Kunstwerk machen.

Weitere Informationen

Das Gedicht „Der Friedensbote“ stammt aus der Feder des Autors bzw. Lyrikers Joseph von Eichendorff. Eichendorff wurde im Jahr 1788 geboren. Zwischen den Jahren 1804 und 1857 ist das Gedicht entstanden. Aufgrund der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. der Lebensdaten des Autors kann der Text der Epoche Romantik zugeordnet werden. Der Schriftsteller Eichendorff ist ein typischer Vertreter der genannten Epoche.

Die Romantik ist eine kulturgeschichtliche Epoche, die vom Ende des 18. Jahrhunderts bis weit in das 19. Jahrhundert hinein dauerte und sich insbesondere auf den Gebieten der bildenden Kunst, der Literatur und der Musik äußerte. Auch die Gebiete Geschichte, Philosophie und Theologie sowie Naturwissenschaften und Medizin waren von ihren Auswirkungen betroffen. Die Literaturepoche wird in Frühromantik (bis 1804), Hochromantik (bis 1815) und Spätromantik (bis 1848) unterschieden. Die Gesellschaft des 18. Jahrhunderts galt im Allgemeinen als wissenschaftlich und aufstrebend, was hier vor allem durch die einsetzende Industrialisierung deutlich wird. Die damalige Gesellschaft wurde zunehmend technischer, fortschrittlicher und wissenschaftlicher. Diese Entwicklung war den Schriftstellern der Romantik zuwider. Sie stellten sich in ihren Werken gegen das Streben nach immer mehr Gewinn, Fortschritt und das Nützlichkeitsdenken, das versuchte, alles zu verwerten. In der Literatur der Romantik gilt das Mittelalter als das Ideal und wird verherrlicht. Die Kunst und Architektur der Zeit des Mittelalters werden geschätzt, gepflegt und gesammelt. Übel und Missstände dieser Zeit bleiben unberücksichtigt und scheinen bei den Schriftstellern in Vergessenheit geraten zu sein. So ist gerade die Verklärung des Mittelalters ein zentrales Merkmal der Romantik. Außerdem sind die Weltflucht, die Hinwendung zur Natur und die romantische Ironie weitere zentrale Merkmale dieser Epoche. Die Grundthemen der Epoche waren Seele, Gefühle, Individualität und Leidenschaft. In der Literatur wurden diese Themen unter anderem durch Motive der Sehnsucht, Todessehnsucht, Fernweh oder Einsamkeit in der Fremde ausgedrückt. Strebte die Klassik nach harmonischer Vollendung und gedanklicher Klarheit, so ist die Romantik von einer an den Barock erinnernden Maß- und Regellosigkeit geprägt. Die Romantik begreift die schöpferische Phantasie des Künstlers als unendlich. Zwar baut sie dabei auf die Errungenschaften der Klassik auf. Deren Ziele und Regeln möchte sie aber hinter sich lassen.

Das vorliegende Gedicht umfasst 77 Wörter. Es baut sich aus 2 Strophen auf und besteht aus 14 Versen. Weitere Werke des Dichters Joseph von Eichendorff sind „Die Heimat“, „In Danzig“ und „Kurze Fahrt“. Zum Autor des Gedichtes „Der Friedensbote“ haben wir auf abi-pur.de weitere 395 Gedichte veröffentlicht.

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