Nacht von Joseph von Eichendorff

1
Die Vöglein, die so fröhlich sangen,
Der Blumen bunte Pracht,
's ist alles unter nun gegangen,
Nur das Verlangen
Der Liebe wacht.
 
2
Tritt nicht hinaus jetzt vor die Tür,
Die Nacht hat eignen Sang,
10 
Das Waldhorn ruft, als rief's nach dir,
11 
Betrüglich ist der irre Klang,
12 
Endlos der Wälder Labyrinth
13 
Behüt dich Gott, du schönes Kind!
 
14 
3
15 
Überm Lande die Sterne
16 
Machen die Runde bei Nacht,
17 
Mein Schatz ist in der Ferne,
18 
Liegt am Feuer auf der Wacht.
 
19 
Übers Feld bellen Hunde;
20 
Wenn der Mondschein erblich,
21 
Rauscht der Wald auf im Grunde:
22 
Reiter, jetzt hüte dich!
 
23 
4
24 
Hörst du die Gründe rufen
25 
In Träumen halb verwacht?
26 
Oh, von des Schlosses Stufen
27 
Steig nieder in die Nacht!
 
28 
Die Nachtigallen schlagen,
29 
Der Garten rauschet sacht
30 
Es will dir Wunder sagen
31 
Die wunderbare Nacht.
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (26.1 KB)

Details zum Gedicht „Nacht“

Anzahl Strophen
6
Anzahl Verse
31
Anzahl Wörter
129
Entstehungsjahr
1788 - 1857
Epoche
Romantik

Gedicht-Analyse

Der Autor des Gedichts ist Joseph von Eichendorff, der zwischen 1788 und 1857 lebte. Damit gehört er zur Epoche der Romantik.

Auf den ersten Eindruck wirkt das Gedicht vielschichtig und beinhaltet sowohl friedvolle als auch warnende, schaurige Elemente. Es handelt von der Nacht und ihren verschiedenen Ausprägungen. Das lyrische Ich beschreibt die nächtliche Natur, das Getier und den Gesang der Vögel, aber auch das Verlangen nach Liebe, das wach bleibt, wenn alles andere schläft. Es warnt davor, sich in der Nacht ins Freie zu begeben, da die Nacht Hirngespinste erzeugt und trügerisch ist und bezeichnet die Natur als ein unergründliches Labyrinth. Es betont auch die Sehnsucht nach einem fernen Geliebten und wie die Stille der Nacht diese Sehnsucht verstärkt.

Inhaltlich wird somit der vielfältige Charakter der Nacht und das Spannungsfeld zwischen Sehnsucht, Gefahr und Schönheit ausgelotet. Es wird ein stimmungsvoller, fast magischer Blick auf die Nacht geworfen, der die Unterströmungen von Verlangen und Traurigkeit, aber auch Angst und Einsamkeit in sich birgt.

Das Gedicht ist in sechs Strophen unterteilt, wobei jede Strophe unterschiedlich viele Verse hat. Dies gibt dem Gedicht eine gewisse musikalische Rhythmik und Dynamik. Hierbei verwendet Eichendorff eine einfache, alltägliche Sprache, die jedoch mit poetischen Bildern und Metaphern durchsetzt ist. So spricht er von „Der Liebe Wacht“, dem „irren Klang“ der Nacht und dem „Wälder Labyrinth“, was die vielgestaltige und geheimnisvolle Natur der Nacht hervorhebt.

Insgesamt lädt das Gedicht zu einer intensiven Auseinandersetzung mit der Nacht als Ort der Sehnsucht und Romantik, aber auch der Unsicherheit und Gefahr ein und gibt einen Einblick in die facettenreichen Empfindungen und Erfahrungen, die das lyrische Ich in der Nacht erlebt.

Weitere Informationen

Bei dem vorliegenden Text handelt es sich um das Gedicht „Nacht“ des Autors Joseph von Eichendorff. 1788 wurde Eichendorff geboren. Im Zeitraum zwischen 1804 und 1857 ist das Gedicht entstanden. Aufgrund der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. der Lebensdaten des Autors kann der Text der Epoche Romantik zugeordnet werden. Der Schriftsteller Eichendorff ist ein typischer Vertreter der genannten Epoche.

Die Romantik war eine Epoche der europäischen Literatur, Kunst und Kultur. Sie begann gegen Ende des 18. Jahrhunderts und dauerte in der Literatur bis etwa zur Mitte des 19. Jahrhunderts. Die Romantik kann in drei Phasen unterteilt werden: Frühromantik (bis 1804), Hochromantik (bis 1815) und Spätromantik (bis 1848). Die Zeit der Romantik war für die Menschen in Europa von bedeutenden Umbrüchen geprägt. Die Französische Revolution (1789 - 1799) zog weitreichende Folgen für ganz Europa nach sich. Auch der Fortschritt in Technik und Wissenschaft, der den Beginn des industriellen Zeitalters einläutete, verunsicherte die Menschen und prägte die Gesellschaft. In der Romantik finden sich verschiedene charakteristische Motivkreise. Sehnsucht und Liebe (Blaue Blume) oder das Unheimliche (Spiegelmotiv) sind bedeutende Motive. Aber auch politische Motive wie Weltflucht, Nationalismus und Gesellschaftskritik lassen sich aufzeigen. Das Mittelalter gilt bei den Romantikern als Ideal und wird verherrlicht. Übel und Missstände des Mittelalters bleiben unbeachtet. Die Stilepoche kennzeichnet sich vor allem durch offene Formen in Texten und Gedichten. Phantasie ist für Romantiker das Maß aller Dinge. Die Trennung zwischen Wissenschaft und Poesie, zwischen Wirklichkeit und Traum soll durchbrochen werden. Die Schriftsteller der Romantik streben eine Verschmelzung von Kunst und Literatur an. Ihr Ziel ist es letztlich, alle Lebensbereiche zu poetisieren.

Das 129 Wörter umfassende Gedicht besteht aus 31 Versen mit insgesamt 6 Strophen. Joseph von Eichendorff ist auch der Autor für Gedichte wie „Mondnacht“, „Morgengebet“ und „Ostern“. Auf abi-pur.de liegen zum Autor des Gedichtes „Nacht“ weitere 395 Gedichte vor.

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