Der Gärtner von Joseph von Eichendorff

Wohin ich geh und schaue,
In Feld und Wald und Tal,
Vom Berg hinab in die Aue:
Viel schöne, hohe Fraue,
Grüß ich dich tausendmal.
 
In meinem Garten find ich
Viel Blumen, schön und fein,
Viel Kränze wohl draus wind ich
Und tausend Gedanken bind ich
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Und Grüße mit darein.
 
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Ihr darf ich keinen reichen,
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Sie ist zu hoch und schön,
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Die müssen alle verbleichen,
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Die Liebe nur ohnegleichen
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Bleibt ewig im Herzen stehn.
 
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Ich schein wohl froher Dinge
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Und schaffe auf und ab,
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Und, ob das Herz zerspringe,
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Ich grabe fort und singe
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Und grab mir bald mein Grab.
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (24.7 KB)

Details zum Gedicht „Der Gärtner“

Anzahl Strophen
4
Anzahl Verse
20
Anzahl Wörter
100
Entstehungsjahr
1788 - 1857
Epoche
Romantik

Gedicht-Analyse

Der Verfasser des Gedichts ist Joseph von Eichendorff, ein bedeutender Vertreter der Romantik im 19. Jahrhundert. Eichendorffs Lebensdaten – er lebte von 1788 bis 1857 – geben eine zeitliche Einordnung des Gedichts in die Epoche der Romantik. Beim ersten Lesen wird man sofort von der trügerischen Idylle und der emotionalen Tiefe des Gedichts ergriffen.

Der Inhalt des Gedichts scheint auf den ersten Blick recht einfach. Das lyrische Ich, anscheinend ein Gärtner, bewundert die Schönheit der Natur und insbesondere einer „hohen Fraue“. Er findet Freude in seinem Garten, flechtet Kränze und verwebt darin seine Gedanken und sein Begehren. Allerdings darf er der Dame seiner Träume nicht nahekommen, da sie in seinen Augen erhaben ist. Seine Liebe jedoch bleibt unverändert stark, selbst wenn alle Blumen verblühen. Ungeachtet seines inneren Schmerzes, arbeitet das lyrische Ich weiter und singt, eventuell sogar bis zu seinem Tod.

Die Aussage des lyrischen Ichs bezieht sich auf die tief empfundene, unerwiderte Liebe und eine Art Doppelexistenz. Einerseits führt er sein Leben scheinbar frohen Mutes und unaufhaltsam fort, andererseits ist er voller innerlichem Schmerz und Sehnsucht.

Das Gedicht ist in vier Strophen à fünf Verse unterteilt. Es folgt kein spezifisches Reimschema, jedoch finden sich teilweise Paarreime (Verse 1 und 2, oder 16 und 17). Eichendorffs Sprache ist schlicht und poetisch, oft von der Schönheit der Natur inspiriert. Die Sprache und die Bilder, die er verwendet, spiegeln die leidenschaftliche und zugleich unerfüllte Liebe des lyrischen Ichs wider. Allerdings ist eine dunklere Matrix vorhanden, die in der letzten Strophe zum Ausdruck kommt. Während das Gedicht anfangs fröhlich und idyllisch wirkt, endet es mit einer eher düsteren, melancholischen Stimmung.

Der „Gärtner“ ist ein gutes Beispiel für Eichendorffs poetische Fähigkeit, die innere Zerrissenheit und Sehnsucht verdeckt hinter einfachen, alltäglichen Dingen auszudrücken. Es zeigt auch die typisch romantische Idee von unerfüllter Sehnsucht und der tragischen Heldentum.

Weitere Informationen

Der Autor des Gedichtes „Der Gärtner“ ist Joseph von Eichendorff. Geboren wurde Eichendorff im Jahr 1788 . Das Gedicht ist in der Zeit von 1804 bis 1857 entstanden. Die Entstehungszeit des Gedichtes bzw. die Lebensdaten des Autors lassen eine Zuordnung zur Epoche Romantik zu. Bei Eichendorff handelt es sich um einen typischen Vertreter der genannten Epoche.

Die Romantik ist eine kulturgeschichtliche Epoche, die vom Ende des 18. Jahrhunderts bis weit in das 19. Jahrhundert hinein dauerte und sich insbesondere auf den Gebieten der bildenden Kunst, der Literatur und der Musik äußerte. Aber auch die Gebiete Geschichte, Philosophie und Theologie sowie Naturwissenschaften und Medizin waren von ihren Auswirkungen betroffen. Die Frühromantik lässt sich zeitlich bis in das Jahr 1804 einordnen. Die Hochromantik bis 1815 und die Spätromantik bis in das Jahr 1848. Die Literaturepoche der Romantik entstand in Folge politischer Krisen und gesellschaftlicher Umbrüche. Im gesamten Europa fand ein Übergang von der feudalen zur bürgerlichen Gesellschaft statt. Gleichzeitig bildete sich ein bürgerliches Selbstbewusstsein heraus. Industrialisierung und technologischer Fortschritt sind prägend für diese Zeit. Bedeutende Motive in der Lyrik der Romantik sind die Ferne und Sehnsucht sowie das Gefühl der Heimatlosigkeit. Andere Motive sind das Fernweh, die Todessehnsucht oder das Nachtmotiv. So symbolisierte die Nacht nicht nur die Dunkelheit, sondern auch das Geheimnisvolle, Mysteriöse und galt als Ursprung der Liebe. Merkmale der Romantik sind die Hinwendung zur Natur, die Weltflucht oder der Rückzug in Traumwelten. Insbesondere ist aber auch die Idealisierung des Mittelalters aufzuzeigen. Kunst und Architektur des Mittelalters wurden von den Romantikern wieder geschätzt. Die Romantik stellt die Freiheit der Phantasie sowohl über den Inhalt als auch über die Form des Werkes. Eine Konsequenz daraus ist ein Verschwimmen der Grenzen zwischen Lyrik und Epik. Die starren Regeln und Ziele der Klassik werden in der Romantik zurückgelassen. Eine gewisse Maß- und Regellosigkeit in den Werken fällt auf.

Das vorliegende Gedicht umfasst 100 Wörter. Es baut sich aus 4 Strophen auf und besteht aus 20 Versen. Weitere bekannte Gedichte des Autors Joseph von Eichendorff sind „Der verliebte Reisende“, „Die Heimat“ und „In Danzig“. Zum Autor des Gedichtes „Der Gärtner“ liegen auf unserem Portal abi-pur.de weitere 395 Gedichte vor.

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