Der Jäger von Joseph von Eichendorff

Was Segeln der Wünsche durch luftige Höh!
Was bildendes Träumen im blühenden Klee!
Was Hoffen und Bangen, was Schmachten, was
Weh!
 
Und rauscht nicht die Erde in Blüten und Duft?
Und schreitet nicht Hörnerklang kühn durch die Luft?
Und stürzet nicht jauchzend der Quell von der Kluft?
 
Drum jage du frisch auch dein flüchtiges Reh
Durch Wälder und Felder, durch Täler und See,
10 
Bis dir es ermüdet im Arme vergeh!
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (24.2 KB)

Details zum Gedicht „Der Jäger“

Anzahl Strophen
3
Anzahl Verse
10
Anzahl Wörter
70
Entstehungsjahr
1788 - 1857
Epoche
Romantik

Gedicht-Analyse

Das Gedicht „Der Jäger“ stammt aus der Feder von Joseph von Eichendorff, einem Schriftsteller der Romantik, der vom 10. März 1788 bis zum 26. November 1857 gelebt hat. Betrachtet man das gedicht zum ersten Mal, fällt die symbolisch reiche Sprache auf, gepaart mit ausdrucksstarker Naturlyrik, die so typisch für Joseph von Eichendorff und seine Zeit ist.

Das lyrische Ich des Gedichts berichtet in drei Strophen von emotionalen Zuständen und Naturerlebnissen, die es mit der Jagd verbindet. In der ersten Strophe geht es um das Entstehen und das Segeln von Wünschen, verbildlicht durch die Metapher des Segelns in luftigen Höhen. Es beschreibt auch das Eintauchen in Träume inmitten der Natur, die Unsicherheit, Sehnsucht und der Schmerzerlebnisse evozieren. In der zweiten Strophe vermittelt das lyrische Ich seine Beobachtungen der Erde, die in Blüten und Duft erblüht, den Klang von Hörnern, der durch die Luft wagt und den freudigen Sprung einer Quelle aus einer Kluft. In der dritten Strophe ruft das lyrische Ich dazu auf, mit frischem Mut die Jagd auf ein flüchtiges Reh aufzunehmen, bis das Tier vor Erschöpfung in den Armen des Jägers vergeht.

Diese Art der Darstellung kann als Aufforderung gelesen werden, das Leben mit all seinen Facetten zu leben, sich seinen Wünschen und Träumen zu stellen, und zwar mit derselben Entschlossenheit wie bei der Jagd. Die Natur wird dabei in ihrer ganzen Fülle und Pracht präsentiert, ihre Geräusche und Bewegungen werden zur metaphorischen Darstellung von Sinneseindrücken und Emotionen aufgegriffen.

Form und Sprache des Gedichts zeigen die für die Romantik typische Tiefe und Emotionalität. Die Verse sind in einem einfachen und doch ausdrucksvollen Stil verfasst, die Sprache ist bildreich und metaphernreich. Die Metaphern des Segelns, Träumens und Jägens stellen symbolisch tiefergehende seelische Prozesse und Lebenserfahrungen dar. Die Natur wird als ein lebendiger, emotionaler und aktiver Bestandteil des Daseins präsentiert. Die Prosodie der Verse ermöglicht einen lebendigen, dynamischen Lesefluss und unterstreicht die ausdrucksvollen Bilder und Empfindungen.

Weitere Informationen

Bei dem vorliegenden Text handelt es sich um das Gedicht „Der Jäger“ des Autors Joseph von Eichendorff. 1788 wurde Eichendorff geboren. Das Gedicht ist in der Zeit von 1804 bis 1857 entstanden. Anhand der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her kann der Text der Epoche Romantik zugeordnet werden. Bei dem Schriftsteller Eichendorff handelt es sich um einen typischen Vertreter der genannten Epoche.

Die Romantik war eine Epoche der europäischen Literatur, Kunst und Kultur. Sie begann gegen Ende des 18. Jahrhunderts und dauerte in der Literatur bis etwa zur Mitte des 19. Jahrhunderts. Die Frühromantik lässt sich zeitlich bis in das Jahr 1804 einordnen. Die Hochromantik bis 1815 und die Spätromantik bis in das Jahr 1848. Die Welt, die sich durch die beginnende Verstädterung und Industrialisierung mehr und mehr veränderte, verunsicherte die Menschen. Die Französische Revolution in den Jahren 1789 bis 1799 hatte ebenfalls Auswirkungen auf die Romantik. Die zentralen Motive der Romantik sind das Schaurige, Leidenschaftliche, Unterbewusste, Fantastische, Individuelle, Gefühlvolle und Abenteuerliche, welche die Grenzen des Verstandes sprengen und erweitern sollen und sich gegen das bloße Nützlichkeitsdenken sowie die Industrialisierung richten. Die Schriftsteller der Romantik sehnen sich nach der Einheit von Natur und Geist. Ein Hinwenden zum Mittelalter ist erkennbar. So werden Kunst und Architektur dieser vergangenen Zeit geschätzt. Die Missstände des Mittelalters bleiben jedoch unerwähnt. Strebte die Klassik nach harmonischer Vollendung und Klarheit der Gedanken, so ist die Romantik von einer an den Barock erinnernden Maß- und Regellosigkeit geprägt. Die Romantik begreift die schöpferische Phantasie des Künstlers als unbegrenzt. Dabei baut sie zwar auf die Errungenschaften der Klassik auf. Deren Ziele und Regeln möchte sie aber hinter sich lassen.

Das Gedicht besteht aus 10 Versen mit insgesamt 3 Strophen und umfasst dabei 70 Worte. Weitere bekannte Gedichte des Autors Joseph von Eichendorff sind „Lied“, „Mondnacht“ und „Morgengebet“. Auf abi-pur.de liegen zum Autor des Gedichtes „Der Jäger“ weitere 395 Gedichte vor.

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