Die Nachtigallen von Joseph von Eichendorff

Möcht wissen, was sie schlagen
So schön bei der Nacht,
's ist in der Welt ja doch niemand,
Der mit ihnen wacht.
 
Und die Wolken, die reisen,
Und das Land ist so blaß,
Und die Nacht wandert leise
Durch den Wald übers Gras.
 
Nacht, Wolken, wohin sie gehen,
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Ich weiß es recht gut,
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Liegt ein Grund hinter den Höhen,
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Wo meine Liebste jetzt ruht.
 
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Zieht der Einsiedel sein Glöcklein,
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Sie höret es nicht,
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Es fallen ihr die Löcklein
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Übers ganze Gesicht.
 
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Und daß sie niemand erschrecket,
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Der liebe Gott hat sie hier
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Ganz mit Mondschein bedecket,
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Da träumt sie von mir.
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (24.8 KB)

Details zum Gedicht „Die Nachtigallen“

Anzahl Strophen
5
Anzahl Verse
20
Anzahl Wörter
101
Entstehungsjahr
1788 - 1857
Epoche
Romantik

Gedicht-Analyse

Das Gedicht mit dem Titel „Die Nachtigallen“ wurde von Joseph von Eichendorff verfasst, einem der bedeutendsten Lyriker der Romantik, die in Deutschland von etwa 1795 bis 1835 andauerte.

Der erste Eindruck des Gedichts ist geprägt von romantischem Sehnsuchtston, Naturverklärung und Einsamkeit. Es scheint, als befände sich das lyrische Ich in einer melancholischen Stimmung und scheint verliebt zu sein. Dieser Eindruck wird durch die nächtliche Atmosphäre und die metaphorische Sprache noch verstärkt.

In dem Gedicht beobachtet und reflektiert das lyrische Ich die nächtliche Natur und die Nachtigallen. Es fragt sich, warum die Nachtigallen in der Nacht singen, da niemand wach ist, um sie zu hören. Es beobachtet auch die wandernden Wolken und die still voranschreitende Nacht. Im weiteren Verlauf enthüllt das lyrische Ich, dass es genau weiß, wo Nacht und Wolken hingehen; seinen Geliebten, der irgendwo hinter den Hügeln liegt und schläft. Es stellt sich vor, wie die Geliebte den Klang einer Glocke nicht hört und von den fallenden Locken bedeckt wird. Es scheint, dass sie auch von ihm träumt.

Das Gedicht besteht aus fünf Strophen mit jeweils vier Versen. Die eher schlichte und volkstümliche Sprache erzeugt eine innige Atmosphäre. Der Ausdruck 'Löcklein', zum Beispiel, liefert ein spielerisch-heitere Kontrast zu der melancholischen Grundstimmung. Die romantische Naturbetrachtung ist ein zentrales Merkmal Eichendorffs Poesie, genauso wie die Sehnsucht und das Ideal einer idyllischen und harmonischen Welt.

In formaler Hinsicht lässt sich noch anmerken, dass das Metrum und das Reimschema nicht explizit angegeben, weshalb sie je nach Interpretation variieren können. Diese lyrischen Freiheiten sind ebenfalls typisch für die Romantik.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Eichendorffs Gedicht ein typisches Beispiel für die Romantik ist, da es Naturverklärung, Sehnsucht und Melancholie ausdrückt. Dabei gelingt es dem Autor, mit einfacher Sprache komplexe Gefühle und Gedanken zu vermitteln.

Weitere Informationen

Das Gedicht „Die Nachtigallen“ stammt aus der Feder des Autors bzw. Lyrikers Joseph von Eichendorff. 1788 wurde Eichendorff geboren. Das Gedicht ist in der Zeit von 1804 bis 1857 entstanden. Anhand der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her kann der Text der Epoche Romantik zugeordnet werden. Bei Eichendorff handelt es sich um einen typischen Vertreter der genannten Epoche.

Die Romantik ist eine Epoche der Kulturgeschichte, zeitlich anzusiedeln vom späten 18. Jahrhundert bis spät in das 19. Jahrhundert hinein. Auf die Literatur bezogen: von 1795 bis 1848. Sie hatte verschiedenste Auswirkungen auf Literatur, Kunst, Musik und Philosophie jener Zeit. Die Frühromantik lässt sich zeitlich bis in das Jahr 1804 einordnen. Die Hochromantik bis 1815 und die Spätromantik bis in das Jahr 1848. Die Zeit der Romantik war für die Menschen in Europa von bedeutenden Umbrüchen geprägt. Die Französische Revolution (1789 - 1799) zog weitreichende Folgen für ganz Europa nach sich. Auch der Fortschritt in Technik und Wissenschaft, der den Beginn des industriellen Zeitalters einläutete, verunsicherte die Menschen und prägte die Gesellschaft. In der Romantik finden sich verschiedene charakteristische Motivkreise. Sehnsucht und Liebe (Blaue Blume) oder das Unheimliche (Spiegelmotiv) sind bedeutende zu benennende Motive. Aber auch politische Motive wie Weltflucht, Nationalismus und Gesellschaftskritik lassen sich aufzeigen. Das Mittelalter gilt bei den Romantikern als Ideal und wird verherrlicht. Übel und Missstände des Mittelalters bleiben jedoch unbeachtet. Die äußere Form von romantischer Dichtung ist dabei völlig offen. Kein festgesetztes Schema grenzt die Literatur ein. Dies steht ganz im Gegensatz zu den strengen Normen der Klassik. In der Romantik entstehen erstmals Sammlungen so genannter Volkspoesie. Bekannte Beispiele dafür sind Grimms Märchen und die Liedersammlung Des Knaben Wunderhorn. Doch bereits unmittelbar nach Erscheinen wurde die literarische Bearbeitung (Schönung) durch die Autoren kritisiert, die damit ihre Rolle als Chronisten weit hinter sich ließen.

Das Gedicht besteht aus 20 Versen mit insgesamt 5 Strophen und umfasst dabei 101 Worte. Weitere Werke des Dichters Joseph von Eichendorff sind „Mondnacht“, „Morgengebet“ und „Ostern“. Zum Autor des Gedichtes „Die Nachtigallen“ liegen auf unserem Portal abi-pur.de weitere 395 Gedichte vor.

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