Schiffergruß von Joseph von Eichendorff

Stolzes Schiff mit seidnen Schwingen,
Fährst mein Boot zu Grunde schier,
Sang von Bord und Lauten klingen,
O du fröhlicher Schiffsherr, dir;
Ich muß selbst mein Lied mir singen,
Nur der Sturmwind singt mit mir.
 
Stolzes Schiff, wenn deine Feuer
Nachts verlöscht: beim falben Licht
Steht ein Fremder an dem Steuer,
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Mit den Winden laut er spricht,
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Und die Wogen rauschen scheuer
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Trau dem finstern Bootsmann nicht!
 
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Gleiche Winde, gleiche Wellen,
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Reiches Schiff und armes Boot
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Nach demselben Strande schwellen,
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Deine Hoffart, meine Not
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Wird an einem Riff zerschellen,
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Denn der Bootsmann ist der Tod.
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (24.6 KB)

Details zum Gedicht „Schiffergruß“

Anzahl Strophen
3
Anzahl Verse
18
Anzahl Wörter
95
Entstehungsjahr
1788 - 1857
Epoche
Romantik

Gedicht-Analyse

Der Text ist das Gedicht „Schiffergruß“ von Joseph von Eichendorff, einem der bedeutendsten Lyriker der deutschen Romantik, der von 1788 bis 1857 lebte.

Beim ersten Lesen entsteht der Eindruck eines stolzen, mächtigen Schiffes und eines kleinen, einfachen Bootes in einem Sturm auf dem Meer. Die Stimmung ist teils melancholisch, teils warnend.

Inhaltlich beschreibt das lyrische Ich zunächst das mächtige Schiff mit seinen feinen Details („seidnen Schwingen“), Musik („Sang von Bord und Lauten klingen“) und Vergnügen auf dem Schiff („O du fröhlicher Schiffsherr“). Das lyrische Ich stellt sich selbst als Einzelkämpfer gegenüber dem prächtigen Schiff dar („Ich muß selbst mein Lied mir singen, nur der Sturmwind singt mit mir“).

In der zweiten Strophe wechselt das Gedicht zu einer Warnung, in der das Schiff in der Dunkelheit seinen sicheren Kurs verliert. Diese Strophe könnte Metapher für Vorsicht vor Übermut und Falschglauben sein.

In der dritten Strophe gibt das lyrische Ich an, dass sowohl das stolze Schiff als auch das einfache Boot dem gleichen Schicksal, dem Tod, entgegensteuern. Das könnte eine Mahnung zur Bescheidenheit sein und zeigt die Schlussfolgerung, dass materieller Reichtum und Stolz am Ende nicht vor dem Tod schützen.

Formal besteht das Gedicht aus drei Strophen zu je sechs Versen mit einem einfachen, regelmäßigen Rhythmus, der das Wellenschlagen und die Winde widerspiegelt. Sprachlich sind die Metaphern des Meeres, des Schiffes und des Bootes herrschend, Sie erzeugen eine kraftvolle, ausdrucksstarke Bildlichkeit und tragen zur tieferen Bedeutung des Gedichts bei. Trotz der symbolträchtigen Sprache ist das Gedicht in einer klaren, leicht verständlichen Sprache geschrieben.

Weitere Informationen

Das Gedicht „Schiffergruß“ stammt aus der Feder des Autors bzw. Lyrikers Joseph von Eichendorff. Der Autor Joseph von Eichendorff wurde 1788 geboren. Zwischen den Jahren 1804 und 1857 ist das Gedicht entstanden. Anhand der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her kann der Text der Epoche Romantik zugeordnet werden. Eichendorff ist ein typischer Vertreter der genannten Epoche.

Die Romantik ist eine Epoche der Kunstgeschichte, die vom Ende des 18. Jahrhunderts bis ins späte 19. Jahrhundert hinein die Literatur, Musik, Kunst und Philosophie prägte. Auf die Literatur beschränkt betrachtet reichen die Auswirkungen der Epoche lediglich bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts hinein. Die Literaturepoche der Romantik (ca. 1795–1848) lässt sich in Frühromantik (bis 1804), Hochromantik (bis 1815) und Spätromantik (bis 1848) aufgliedern. Die Gesellschaft des 18. Jahrhunderts galt im Allgemeinen als wissenschaftlich und aufstrebend, was hier vor allem durch die einsetzende Industrialisierung deutlich wird. Die damalige Gesellschaft wurde zunehmend technischer, fortschrittlicher und wissenschaftlicher. Diese Entwicklung war den Romantikern zuwider. Sie stellten sich in ihren Werken gegen das Streben nach immer mehr Gewinn, Fortschritt und das Nützlichkeitsdenken, das versuchte, alles zu verwerten. Wesentliche Motive in der Lyrik der Romantik sind die Ferne und Sehnsucht sowie das Gefühl der Heimatlosigkeit. Andere Motive sind das Fernweh, die Todessehnsucht oder das Nachtmotiv. So symbolisierte die Nacht nicht nur die Dunkelheit, sondern auch das Geheimnisvolle, Mysteriöse und galt als Ursprung der Liebe. Typische Merkmale der Romantik sind die Hinwendung zur Natur, die Weltflucht oder der Rückzug in Traumwelten. Insbesondere ist aber auch die Idealisierung des Mittelalters aufzuzeigen. Kunst und Architektur des Mittelalters wurden von den Vertretern der Romantik wieder geschätzt. Die äußere Form von romantischer Literatur ist dabei völlig offen. Kein starres Schema grenzt die Literatur ein. Dies steht ganz im Gegensatz zu den strengen Normen der Klassik. In der Romantik entstehen erstmals Sammlungen so genannter Volkspoesie. Bekannte Beispiele dafür sind Grimms Märchen und die Liedersammlung Des Knaben Wunderhorn. Doch bereits direkt nach Erscheinen der Werke wurde die literarische Bearbeitung (Schönung) durch die Autoren kritisiert, die damit ihre Rolle als Chronisten weit hinter sich ließen.

Das Gedicht besteht aus 18 Versen mit insgesamt 3 Strophen und umfasst dabei 95 Worte. Der Dichter Joseph von Eichendorff ist auch der Autor für Gedichte wie „Auch ein Gedicht?“, „Der Isegrimm“ und „Der verliebte Reisende“. Auf abi-pur.de liegen zum Autor des Gedichtes „Schiffergruß“ weitere 395 Gedichte vor.

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