Mahnung von Joseph von Eichendorff

Genug gemeistert nun die Weltgeschichte!
Die Sterne, die durch alle Zeiten tagen,
Ihr wolltet sie mit frecher Hand zerschlagen
Und jeder leuchten mit dem eignen Lichte.
 
Doch unaufhaltsam rucken die Gewichte,
Von selbst die Glocken von den Türmen schlagen,
Der alte Zeiger, ohne euch zu fragen,
Weist flammend auf die Stunde der Gerichte,
 
O stille Schauer, wunderbares Schweigen,
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Wenn heimlich flüsternd sich die Wälder neigen,
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Die Täler alle geisterbleich versanken,
 
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Und in Gewittern von den Bergesspitzen
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Der Herr die Weltgeschichte schreibt mit Blitzen
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Denn seine sind nicht euere Gedanken.
Arbeitsblatt zum Gedicht
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Details zum Gedicht „Mahnung“

Anzahl Strophen
4
Anzahl Verse
14
Anzahl Wörter
89
Entstehungsjahr
1788 - 1857
Epoche
Romantik

Gedicht-Analyse

Das Gedicht „Mahnung“ wurde von Joseph von Eichendorff verfasst, einem prominenten Vertreter der deutschen Romantik, der von 1788 bis 1857 lebte.

Beim ersten Eindruck könnte dieses Gedicht als ein moralisches Plädoyer oder eine Warnung gegen die menschliche Hybris und Selbstüberschätzung erscheinen. Das lyrische Ich spricht davon, dass die Menschen versuchen, die Welt und die Sterne zu beherrschen und mit ihrem eigenen Licht zu leuchten, doch letztlich ist es die Welt, die ihren eigenen Lauf nimmt, unbeeinflusst vom menschlichen Streben.

Das lyrische Ich äußert, dass die Menschen unangebrachterweise versucht haben, die Sterne (ein Symbol für ewige, übermenschliche Kräfte) zu zerschlagen und anstatt dessen aus ihren eigenen Kräften zu strahlen. Doch trotz menschlicher Versuche, das Schicksal zu beherrschen, geht die Zeit weiter und die „Stunde des Gerichts“ nähert sich. Diese religiöse Anspielung könnte sich auf das biblische Jüngste Gericht beziehen und liefert daher eine strenge Mahnung gegen menschliche Überheblichkeit.

Das Gedicht ist in vier Strophen unterteilt und in einer Art verändertem Sonett geschrieben. Die erste Strophe besteht aus vier Versen, die zweite ebenfalls. Die dritte und vierte Strophe bestehen aus jeweils drei Versen.

Die Sprache des Gedichts ist eher formal und ernst, mit vielen bildlichen und symbolischen Ausdrücken. Die Verwendung von Naturbildern wie den Sternen, den Wäldern und den Gewittern ist typisch für die Romantik und wird hier verwendet, um die Macht und das Mysterium der Welt darzustellen, die über menschliches Begreifen hinausgehen.

Zusammenfassend kann man sagen, dass Joseph von Eichendorff in diesem Gedicht die begrenzte Rolle der Menschen im Universum und ihr Unvermögen, die Kräfte der Natur und des Schicksals zu kontrollieren, kritisiert. Es dient als Mahnung an die Menschheit, ihre Stellung in der Welt nicht zu überschätzen und demütiger zu sein.

Weitere Informationen

Der Autor des Gedichtes „Mahnung“ ist Joseph von Eichendorff. Geboren wurde Eichendorff im Jahr 1788 . Im Zeitraum zwischen 1804 und 1857 ist das Gedicht entstanden. Das Gedicht lässt sich anhand der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her der Epoche Romantik zuordnen. Bei Eichendorff handelt es sich um einen typischen Vertreter der genannten Epoche.

Vom Ende des 18. Jahrhunderts bis in das 19. Jahrhundert hinein dauerte die kulturgeschichtliche Epoche der Romantik an. Ihre Auswirkungen waren in der Literatur, der Kunst aber auch der Musik und Philosophie spürbar. Die Frühromantik lässt sich zeitlich bis in das Jahr 1804 einordnen. Die Hochromantik bis 1815 und die Spätromantik bis in das Jahr 1848. Die Gesellschaft des 18. Jahrhunderts galt im Allgemeinen als wissenschaftlich und aufstrebend, was hier vor allem durch die einsetzende Industrialisierung deutlich wird. Die damalige Gesellschaft wurde zunehmend technischer, fortschrittlicher und wissenschaftlicher. Diese Entwicklung war den Romantikern zuwider. Sie stellten sich in ihren Werken gegen das Streben nach immer mehr Gewinn, Fortschritt und das Nützlichkeitsdenken, das versuchte, alles zu verwerten. In der Romantik finden sich verschiedene charakteristische Motivkreise. Sehnsucht und Liebe (Blaue Blume) oder das Unheimliche (Spiegelmotiv) sind wichtige Motive. Aber auch politische Motive wie Weltflucht, Nationalismus und Gesellschaftskritik lassen sich aufzeigen. Das Mittelalter gilt bei den Romantikern als Ideal und wird verherrlicht. Übel und Missstände des Mittelalters bleiben unbeachtet. Die Romantik stellt die Freiheit der Phantasie sowohl über den Inhalt als auch über die Form des Werkes. Eine Konsequenz daraus ist ein Verschwimmen der Grenzen zwischen Lyrik und Epik. Die festen Regeln und Ziele der Klassik werden in der Romantik zurückgelassen. Eine gewisse Maß- und Regellosigkeit in den Werken ist zu beobachten.

Das Gedicht besteht aus 14 Versen mit insgesamt 4 Strophen und umfasst dabei 89 Worte. Der Dichter Joseph von Eichendorff ist auch der Autor für Gedichte wie „Der verliebte Reisende“, „Die Heimat“ und „In Danzig“. Auf abi-pur.de liegen zum Autor des Gedichtes „Mahnung“ weitere 395 Gedichte vor.

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