Das kalte Liebchen von Joseph von Eichendorff

Er. Laß mich ein, mein süßes Schätzchen!
Sie. Finster ist mein Kämmerlein.
Er. Ach, ich finde doch ein Plätzchen.
Sie. Und mein Bett ist eng und klein.
 
Er. Fern komm ich vom weichen Pfühle.
Sie. Ach, mein Lager ist von Stein.
Er. Draußen ist die Nacht so kühle.
Sie. Hier wird's noch viel kühler sein.
 
Er. Sieh! die Sterne schon erblassen.
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Sie. Schwerer Schlummer fällt mich an.
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Er. Nun, so will ich schnell dich fassen!
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Sie. Rühr mich nicht so glühend an.
 
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Er. Fieberschauer mich durchbeben.
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Sie. Wahnsinn bringt der Toten Kuß.
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Er. Weh! es bricht mein junges Leben!
16 
Sie. Mit ins Grab hinunter muß.
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (24.6 KB)

Details zum Gedicht „Das kalte Liebchen“

Anzahl Strophen
4
Anzahl Verse
16
Anzahl Wörter
105
Entstehungsjahr
1788 - 1857
Epoche
Romantik

Gedicht-Analyse

Das Gedicht „Das kalte Liebchen“ wurde von Joseph von Eichendorff verfasst, welcher von 1788 bis 1857 lebte. Das Werk lässt sich somit der Epoche der Romantik zuordnen, die von etwa 1795 bis 1848 andauerte.

Auf den ersten Blick fällt auf, dass das Gedicht in Form eines Dialogs zwischen einer männlichen und einer weiblichen Person geschrieben ist. Diese Struktur gibt dem Gedicht einen dynamischen Charakter, erzeugt aber auch eine gewisse Spannung, da die beiden Personen offensichtlich unterschiedliche Sichtweisen und Gefühlslagen zum Ausdruck bringen.

Inhaltlich reflektiert das Gedicht ein Gespräch zwischen einem Liebhaber und seiner Angebeteten. Der Liebhaber versucht in die Wohnstätte seiner Geliebten zu gelangen, sie weist ihn jedoch immer wieder mit kühlen und teilweise makabren Aussagen ab. Trotz ihrer ablehnenden Haltung zeigt der männliche Protagonist beharrlichen Annäherungsversuche und vermittelt tiefgreifenden emotionalen Schmerz und Sehnsucht. Besonders auffallend ist die letzte Zeile der Angebeteten, welche ein Bild des Todes und Endgültigkeit projiziert, was die Distanz zwischen den beiden noch weiter verstärkt.

Formal ist das Gedicht in vier Strophen unterteilt, wobei jede Strophe aus vier Versen und jeder Vers aus einem Paar von Jamben besteht. Darüber hinaus ist die Anordnung der Stimmen ausgewogen, mit zwei Sätzen pro Stimme pro Strophe. Die Sprache des Gedichts ist einfach, jedoch mit einer dunklen und melancholischen Atmosphäre ausgestattet.

Die Besonderheit dieses Gedichtes liegt in der Verbindung von romantischer Sehnsucht und tragischer Ablehnung. Eichendorff gelingt es, die Intensität beider Gefühle überzeugend darzustellen, wodurch er den Konflikt zwischen dem Liebhaber und seiner Angebeteten gekonnt hervorbringt. Das klare und simple Sprachbild, gepaart mit der einführenden Atmosphäre des Todes, erzeugt eine intensive Stimmung, die den Leser trotz der einfachen Struktur des Gedichts zum Nachdenken anregt.

Weitere Informationen

Joseph von Eichendorff ist der Autor des Gedichtes „Das kalte Liebchen“. Geboren wurde Eichendorff im Jahr 1788 . Die Entstehungszeit des Gedichtes liegt zwischen den Jahren 1804 und 1857. Aufgrund der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. der Lebensdaten des Autors kann der Text der Epoche Romantik zugeordnet werden. Der Schriftsteller Eichendorff ist ein typischer Vertreter der genannten Epoche.

Die Romantik ist eine kulturgeschichtliche Epoche, die vom Ende des 18. Jahrhunderts bis weit in das 19. Jahrhundert hineinreichte. Insbesondere in den Bereichen der Literatur, Musik oder der bildenden Kunst hatte diese Epoche umfangreiche Auswirkungen. Die Literaturepoche der Romantik (ca. 1795–1848) lässt sich in Frühromantik (bis 1804), Hochromantik (bis 1815) und Spätromantik (bis 1848) aufgliedern. Die Romantik entstand in Folge politischer Krisen und gesellschaftlicher Umbrüche. Im gesamten Europa fand ein Übergang von der feudalen zur bürgerlichen Gesellschaft statt. Gleichermaßen bildete sich ein bürgerliches Selbstbewusstsein heraus. Industrialisierung und technologischer Fortschritt sind prägend für diese Zeit. Als Merkmale der Romantik sind die Weltflucht, die Verklärung des Mittelalters, die Hinwendung zur Natur, die Betonung subjektiver Gefühle und des Individuums, der Rückzug in Fantasie- und Traumwelten oder die Faszination des Unheimlichen zu benennen. Bedeutende Symbole der Romantik sind die Blaue Blume oder das Spiegel- und Nachtmotiv. Strebte die Klassik nach harmonischer Vollendung und Klarheit der Gedanken, so ist die Romantik von einer an den Barock erinnernden Maß- und Regellosigkeit geprägt. Die Romantik begreift die schöpferische Phantasie des Künstlers als unendlich. Dabei baut sie zwar auf die Errungenschaften der Klassik auf. Deren Ziele und Regeln möchte sie aber hinter sich lassen.

Das 105 Wörter umfassende Gedicht besteht aus 16 Versen mit insgesamt 4 Strophen. Der Dichter Joseph von Eichendorff ist auch der Autor für Gedichte wie „In Danzig“, „Kurze Fahrt“ und „Lied“. Auf abi-pur.de liegen zum Autor des Gedichtes „Das kalte Liebchen“ weitere 395 Gedichte vor.

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