Der Kühne von Joseph von Eichendorff
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Und wo noch kein Wandrer gegangen, |
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Hoch über Jäger und Roß |
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Die Felsen im Abendrot hangen |
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Als wie ein Wolkenschloß. |
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Dort zwischen den Zinnen und Spitzen |
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Von wilden Nelken umblüht, |
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Die schönen Waldfrauen sitzen |
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Und singen im Wind ihr Lied. |
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Der Jäger schaut nach dem Schlosse: |
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Die droben das ist mein Lieb! |
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Er sprang vom scheuenden Rosse, |
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Weiß keiner, wo er blieb. |
Details zum Gedicht „Der Kühne“
Joseph von Eichendorff
3
12
62
1788 - 1857
Romantik
Gedicht-Analyse
Das Gedicht „Der Kühne“ wurde von Joseph von Eichendorff verfasst, einem deutschen Lyriker und Schriftsteller der Romantik, der im Zeitraum von 1788 bis 1857 lebte.
Beim ersten Lesen entfaltet das Gedicht eine stimmungsvolle und mythische Atmosphäre, die von Aufbruch, Abenteurertum und einer romantischen Sehnsucht durchzogen ist.
Inhaltlich beschreibt das lyrische Ich eine wild-romantische Landschaft, in der Felsen hoch über Jäger und Pferd im Abendrot hängen und wie ein Wolkenschloss wirken. Dort auf den Spitzen und Zinnen dieses Schlosses sitzen die schönen Waldfrauen, von wilden Nelken umblüht, und singen ihr Lied im Wind. Ein Jäger erspäht das Schloss und glaubt, seine Geliebte sei dort oben. Er springt wagemutig, 'kühn' vom Pferd, doch keiner weiß, wo er geblieben ist. Dies weist auf eine Metapher hin: Der Jäger - als Symbol für jeden Menschen - ist auf der Suche nach seiner idealisierten Liebe oder Sehnsucht, wagt den kühnen Sprung ins Unbekannte, doch sein Schicksal bleibt ungewiss.
Die Form des Gedichts ist charakteristisch für Eichendorff und die Romantik: Es besteht aus drei Strophen mit jeweils vier Versen, einem regelmäßigen Versmaß und einem konsequent eingehaltenen Reimschema (Kreuzreim).
Die Sprache des Gedichts ist auffällig bildhaft und metaphorisch. Eichendorffs Landschaftsbeschreibungen mit ihren mystischen Elementen lenken die Aufmerksamkeit auf die Romantik als Epoche der Verklärung und Schwärmerei. Charakteristisch ist zudem der romantische Topos der Sehnsucht und der unerreichbaren Liebe. Im Ganzen vermittelt „Der Kühne“ eine Stimmung der Melancholie und des Aufbruchs, wobei das Ende des Gedichts offen und ungewiss bleibt und zur eigenen Interpretation anregt.
Weitere Informationen
Das Gedicht „Der Kühne“ stammt aus der Feder des Autors bzw. Lyrikers Joseph von Eichendorff. Im Jahr 1788 wurde Eichendorff geboren. Das Gedicht ist in der Zeit von 1804 bis 1857 entstanden. Aufgrund der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. der Lebensdaten des Autors kann der Text der Epoche Romantik zugeordnet werden. Bei Eichendorff handelt es sich um einen typischen Vertreter der genannten Epoche.
Der Romantik vorausgegangen waren die Epochen der Weimarer Klassik und der Aufklärung. Die Literaturepoche der Romantik ist zeitlich vom Ende des 18. Jahrhunderts bis weit in das 19. Jahrhundert hinein einzuordnen. Insbesondere auf den Gebieten der bildenden Kunst, der Musik und der Literatur hatte diese Epoche Auswirkungen. Die Frühromantik lässt sich zeitlich bis in das Jahr 1804 einordnen. Die Hochromantik bis 1815 und die Spätromantik bis in das Jahr 1848. Die Welt, die sich durch die beginnende Industrialisierung und Verstädterung mehr und mehr veränderte, verunsicherte die Menschen. Die Französische Revolution in den Jahren 1789 bis 1799 hatte ebenfalls Auswirkungen auf die Romantik. Als Merkmale der Literatur der Romantik sind die Weltflucht, die Verklärung des Mittelalters, die Hinwendung zur Natur, die Betonung subjektiver Gefühle und des Individuums, der Rückzug in Fantasie- und Traumwelten oder die Faszination des Unheimlichen aufzuführen. Bedeutende Symbole sind die Blaue Blume oder das Spiegel- und Nachtmotiv. Die Stilepoche kennzeichnet sich vor allem durch offene Formen in Texten und Gedichten. Phantasie ist für die Schriftsteller der Romantik das Maß aller Dinge. Die Trennung zwischen Wissenschaft und Poesie, zwischen Wirklichkeit und Traum soll durchbrochen werden. Die Romantiker streben eine Verschmelzung von Kunst und Literatur an. Ihr Ziel ist es letztlich, alle Lebensbereiche zu poetisieren.
Das 62 Wörter umfassende Gedicht besteht aus 12 Versen mit insgesamt 3 Strophen. Joseph von Eichendorff ist auch der Autor für Gedichte wie „Der verliebte Reisende“, „Die Heimat“ und „In Danzig“. Zum Autor des Gedichtes „Der Kühne“ liegen auf unserem Portal abi-pur.de weitere 395 Gedichte vor.
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