Waldgespräch von Joseph von Eichendorff

»Es ist schon spät, es wird schon kalt,
Was reitst du einsam durch den Wald?
Der Wald ist lang, du bist allein,
Du schöne Braut! Ich führ dich heim!«
 
»Groß ist der Männer Trug und List,
Vor Schmerz mein Herz gebrochen ist,
Wohl irrt das Waldhorn her und hin,
O flieh! Du weißt nicht, wer ich bin.«
 
So reich geschmückt ist Roß und Weib,
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So wunderschön der junge Leib
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»Jetzt kenn ich dich - Gott steh mir bei!
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Du bist die Hexe Lorelei.«
 
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»Du kennst mich wohl - von hohem Stein
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Schaut still mein Schloß tief in den Rhein.
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Es ist schon spät, es wird schon kalt,
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Kommst nimmermehr aus diesem Wald!«
Arbeitsblatt zum Gedicht
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Details zum Gedicht „Waldgespräch“

Anzahl Strophen
4
Anzahl Verse
16
Anzahl Wörter
112
Entstehungsjahr
1788 - 1857
Epoche
Romantik

Gedicht-Analyse

Das Gedicht „Waldgespräch“ stammt von Joseph von Eichendorff, einem deutschen Lyriker und Schriftsteller der Romantik, der von 1788 bis 1857 lebte. Das Gedicht lässt sich entsprechend in die Epoche der Romantik einordnen, die von etwa 1795 bis 1848 währte.

Auf den ersten Blick handelt das Gedicht von einer Begegnung zwischen zwei Personen in einem Wald. Eine Person, vermutlich ein Mann, bietet der Anderen, einer Frau, an, sie nach Hause zu begleiten. Im Verlauf des Gesprächs erkennt jedoch der Mann, dass es sich bei der Frau um die Hexe Lorelei handelt.

Eichendorffs „Waldgespräch“ ist eine Interaktion zwischen einem Reiter und der Hexe Lorelei, in der sie ihre wahre Identität offenbart. Das lyrische Ich ist der Reiter, der von Lorelei verführt wird. Lorelei lockt den Reiter, indem sie vorgibt, eine hilflose, verlorene Braut zu sein, die von der Untreue der Männer enttäuscht ist. Das lyrische Ich erkennt jedoch zu spät die Wahrheit hinter ihrer Tarnung - die Frau ist die Hexe Lorelei. Das Gedicht endet mit einer düsteren Vorhersage, dass der Reiter nie mehr aus dem Wald herauskommen wird, was auf seinen bevorstehenden Tod hindeutet.

Die Form des Gedichts ist eine Strophenform mit vier vierzeiligen Strophen, die in alternierendem Reimschema abba geschrieben sind. Jeder Vers besteht im Allgemeinen aus vier Hebungen, wobei sich Jamben und Trochäen abwechseln. Eichendorffs Sprache ist klassisch und schlicht gehalten, und das Gedicht macht Gebrauch von bildlicher Sprache und Symbolen: der Wald als Ort des Unbekannten und Gefährlichen, und die Frau bzw. die Hexe als der verführerische oder betrügerische Aspekt des Weiblichen.

Insgesamt spiegelt das „Waldgespräch“ eine charakteristische romantische Thematik wider. Es beschäftigt sich mit dem Übernatürlichen, der Natur, der Liebe und der Täuschung und enthüllt eine dunkle und tragische Geschichte in der Gestalt der Hexe Lorelei. In gewisser Weise kann es auch als Warnung vor den Gefahren der Verführung und der Selbsttäuschung gesehen werden.

Weitere Informationen

Bei dem vorliegenden Text handelt es sich um das Gedicht „Waldgespräch“ des Autors Joseph von Eichendorff. Im Jahr 1788 wurde Eichendorff geboren. Im Zeitraum zwischen 1804 und 1857 ist das Gedicht entstanden. Von der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her lässt sich das Gedicht der Epoche Romantik zuordnen. Bei dem Schriftsteller Eichendorff handelt es sich um einen typischen Vertreter der genannten Epoche.

Vom Ende des 18. Jahrhunderts bis in das 19. Jahrhundert hinein dauerte die kulturgeschichtliche Epoche der Romantik an. Ihre Auswirkungen waren in der Literatur, der Kunst aber auch der Musik und Philosophie spürbar. Die Frühromantik lässt sich zeitlich bis in das Jahr 1804 einordnen. Die Hochromantik bis 1815 und die Spätromantik bis in das Jahr 1848. Zu großen gesellschaftlichen Umbrüchen führte die Industrialisierung. Die neue Maschinenwelt förderte Verstädterung und Landflucht. Die zuvor empfundene Geborgenheit war für die Romantiker in Auflösung begriffen. In der Romantik finden sich verschiedene charakteristische Motivkreise. Sehnsucht und Liebe (Blaue Blume) oder das Unheimliche (Spiegelmotiv) sind bedeutende Motive. Aber auch politische Motive wie Weltflucht, Nationalismus und Gesellschaftskritik lassen sich aufzeigen. Das Mittelalter gilt bei den Romantikern als Ideal und wird verherrlicht. Übel und Missstände des Mittelalters bleiben jedoch unbeachtet. Die Romantik stellt die Freiheit der Phantasie sowohl über die Form als auch über den Inhalt des Werkes. Eine Konsequenz daraus ist ein Verschwimmen der Grenzen zwischen Lyrik und Epik. Die festen Regeln und Ziele der Klassik werden in der Romantik zurückgelassen. Eine gewisse Maß- und Regellosigkeit in den Werken ist zu beobachten.

Das vorliegende Gedicht umfasst 112 Wörter. Es baut sich aus 4 Strophen auf und besteht aus 16 Versen. Weitere Werke des Dichters Joseph von Eichendorff sind „Lied“, „Mondnacht“ und „Morgengebet“. Zum Autor des Gedichtes „Waldgespräch“ liegen auf unserem Portal abi-pur.de weitere 395 Gedichte vor.

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