Das kranke Kind von Joseph von Eichendorff

Die Gegend lag so helle,
Die Sonne schien so warm,
Es sonnt sich auf der Schwelle
Ein Kindlein krank und arm.
 
Geputzt zum Sonntag heute
Ziehn sie das Tal entlang,
Das Kind grüßt alle Leute,
Doch niemand sagt ihm Dank.
 
Viel Kinder jauchzen ferne,
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So schön ist's auf der Welt!
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Ging' auch spazieren gerne,
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Doch müde stürzt's im Feld.
 
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»Ach Vater, liebe Mutter,
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Helft mir in meiner Not! -«
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Du armes Kind! die ruhen
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Ja unterm Grase tot.
 
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Und so im Gras alleine
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Das kranke Kindlein blieb,
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Frug keiner, was es weine,
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Hat jeder seins nur lieb.
 
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Die Abendglocken klangen
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Schon durch die stille Welt,
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Die Engel Gottes sangen
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Und gingen übers Feld.
 
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Und als die Nacht gekommen
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Und alles das Kind verließ,
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Sie haben's mitgenommen,
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Nun spielt's im Paradies.
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (25.3 KB)

Details zum Gedicht „Das kranke Kind“

Anzahl Strophen
7
Anzahl Verse
28
Anzahl Wörter
130
Entstehungsjahr
1788 - 1857
Epoche
Romantik

Gedicht-Analyse

Der Autor des vorliegenden Gedichts ist Joseph von Eichendorff, einer der bedeutendsten Lyriker der Romantik, einem literarischen Zeitalter, das etwa von 1795 bis 1848 andauerte. Das Gedicht „Das kranke Kind“ wurde von ihm in diesem Zeitraum verfasst.

Schon beim ersten Lesen wird eine melancholische Stimmung vermittelt. Es erzählt die Geschichte eines einsamen, kranken Kindes, das ohne die Fürsorge und das Verständnis seiner Umwelt auskommen muss. Obwohl es in einer friedlichen und heiteren Umgebung lebt, scheinen seine Krankheit und Einsamkeit seine Fähigkeit, die Schönheiten der Welt wahrzunehmen, deutlich zu beeinträchtigen.

Das lyrische Ich fokussiert sich auf die Darstellung des emotionalen Zustands des Kindes und seine Isolation von der Gesellschaft. Es zeigt einerseits die Unschuld und das Leid des kranken Kindes und andererseits die Ignoranz und den Mangel an Mitgefühl der umgebenden Gesellschaft, die über das Kind hinwegsieht.

In Bezug auf die Form hat das Gedicht einen einfachen und traditionellen Stil. Es besteht aus sieben vierzeiligen Strophen und der Reim ist streng: die erste und zweite sowie die dritte und vierte Zeile jeder Strophe reimen sich. Diese regelmäßige Struktur unterstreicht vielleicht den alltäglichen, fast banalen Umgang der Gesellschaft mit dem leidenden Kind.

Eichendorffs Sprache ist klar und unprätentiös, jedoch eindringlich. Er verwendet einfache, direkte Ausdrücke, um die physischen und emotionalen Zustände des Kindes zu vermitteln. Auch wenn die Wortwahl häufig schlicht ist, ruft sie starke Emotionen hervor, insbesondere durch den Kontrast zwischen der positiven Darstellung der Umgebung und der traurigen Situation des Kindes.

Abschließend gesehen, handelt es sich bei „Das kranke Kind“ um ein melancholisches Gedicht, das die Isolation und das Leiden eines kranken Kindes thematisiert. Eichendorff gelingt es, eine berührende Botschaft in einfacher, aber wirkungsvoller Sprache und Form zu vermitteln.

Weitere Informationen

Das Gedicht „Das kranke Kind“ stammt aus der Feder des Autors bzw. Lyrikers Joseph von Eichendorff. Der Autor Joseph von Eichendorff wurde 1788 geboren. Zwischen den Jahren 1804 und 1857 ist das Gedicht entstanden. Das Gedicht lässt sich anhand der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her der Epoche Romantik zuordnen. Der Schriftsteller Eichendorff ist ein typischer Vertreter der genannten Epoche.

Vom Ende des 18. Jahrhunderts bis in das 19. Jahrhundert hinein dauerte die kulturgeschichtliche Epoche der Romantik an. Ihre Auswirkungen waren in der Literatur, der Kunst aber auch der Philosophie und Musik spürbar. Die Romantik kann in drei Phasen unterteilt werden: Frühromantik (bis 1804), Hochromantik (bis 1815) und Spätromantik (bis 1848). Die Gesellschaft des 18. Jahrhunderts galt im Allgemeinen als wissenschaftlich und aufstrebend, was hier vor allem durch die einsetzende Industrialisierung deutlich wird. Die damalige Gesellschaft wurde zunehmend technischer, fortschrittlicher und wissenschaftlicher. Diese Entwicklung war den Romantikern zuwider. Sie stellten sich in ihren Werken gegen das Streben nach immer mehr Gewinn, Fortschritt und das Nützlichkeitsdenken, das versuchte, alles zu verwerten. Wesentliche Motive in der Lyrik der Romantik sind die Ferne und Sehnsucht sowie das Gefühl der Heimatlosigkeit. Andere Motive sind das Fernweh, das Nachtmotiv oder die Todessehnsucht. So symbolisierte die Nacht nicht nur die Dunkelheit, sondern auch das Geheimnisvolle, Mysteriöse und galt als Ursprung der Liebe. Merkmale der Romantik sind die Hinwendung zur Natur, die Weltflucht oder der Rückzug in Traumwelten. Insbesondere ist aber auch die Idealisierung des Mittelalters aufzuzeigen. Architektur und Kunst des Mittelalters wurden von den Romantikern wieder geschätzt. Die Stilepoche kennzeichnet sich vor allem durch offene Formen in Gedichten und Texten. Phantasie ist für Romantiker das Maß aller Dinge. Die Trennung zwischen Wissenschaft und Poesie, zwischen Wirklichkeit und Traum soll durchbrochen werden. Die Schriftsteller der Romantik streben eine Verschmelzung von Kunst und Literatur an. Ihr Ziel ist es, alle Lebensbereiche zu poetisieren.

Das vorliegende Gedicht umfasst 130 Wörter. Es baut sich aus 7 Strophen auf und besteht aus 28 Versen. Weitere bekannte Gedichte des Autors Joseph von Eichendorff sind „Der verliebte Reisende“, „Die Heimat“ und „In Danzig“. Auf abi-pur.de liegen zum Autor des Gedichtes „Das kranke Kind“ weitere 395 Gedichte vor.

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