Die Musikantin von Joseph von Eichendorff
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Schwirrend Tamburin, dich schwing ich, |
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Doch mein Herz ist weit von hier. |
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Tamburin, ach könntst du's wissen, |
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Wie mein Herz von Schmerz zerrissen, |
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Deine Klänge würden müssen |
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Weinen um mein Leid mit mir. |
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Weil das Herz mir will zerspringen, |
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Laß ich hell die Schellen klingen, |
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Die Gedanken zu versingen |
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Aus des Herzens Grunde mir. |
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Schöne Herren, tief im Herzen |
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Fühl ich immer neu die Schmerzen, |
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Wie ein Angstruf ist mein Scherzen, |
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Denn mein Herz ist weit von hier. |
Details zum Gedicht „Die Musikantin“
Joseph von Eichendorff
4
14
78
1788 - 1857
Romantik
Gedicht-Analyse
Der Autor des gedichteten Textes ist Joseph von Eichendorff, ein bedeutender Vertreter der deutschen Literatur, insbesondere der Romantik, von dessen Feder zwischen den späten 1700er bis mitten in die 1800er Jahre zahlreiche Gedichte, Erzählungen und Romane stammen.
Der erste Eindruck, den das Gedicht „Die Musikantin“ hinterlässt, ist melancholisch und wehmütig, mit einem doppelten Gegensatz von festlicher Musik und Herzschmerz, dem öffentlichen Auftreten und dem inneren Rückzug des lyrischen Ichs.
Inhaltlich geht es in dem Gedicht um eine Musikerin, zu erkennen am Tamburin, das sie spielt. Sie scheint nach außen hin fröhlich und lebhaft, ihr Herz jedoch ist gequält und von Traurigkeit erfüllt. Sie spielt die Musik, um ihre eigenen Schmerzen zu übertönen und ihre Gedanken zu 'versingen', das heißt in Musik zu verwandeln und auf diese Weise geistig an einen anderen Ort zu entrücken. Trotz der fröhlichen Musik, die sie macht, ist ihr Schmerz immer präsent und erneuert sich immer wieder, und ihr Lachen ertönt ihr wie ein 'Angstruf' – ein verzweifelter Hilferuf. Der wiederholte Ausspruch „mein Herz ist weit von hier“ verdeutlicht, dass sie sich emotional und geistig an einem anderen Ort befindet und sich von ihrer Umgebung entfremdet fühlt.
Die Form des Gedichts ist sehr regelmäßig, mit je vier Versen pro Strophe – außer der ersten, die nur zwei Verse hat – und einem durchgehenden Kreuzreim. Zudem sticht der Gebrauch von Enjambements in jeder Strophe hervor, die das lyrische Ich verwendet, um seine Gedanken und Gefühle über die Vers- und Strophengrenzen hinweg zu weben, was zu einem fließenden Leserhythmus beiträgt. Der Sprachgebrauch ist verständlich und klar, dennoch bildreich und voller emotionaler Tiefe.
In Bezug auf die Analyse des Inhalts könnte das lyrische Ich mit seinem Schmerz und seiner Entfremdung, bedingt durch die Dichotomie von „öffentlicher Bühne“ und „innerem Leid“, als Metapher für die Zerrissenheit gelesen werden, die viele Künstler empfinden, wenn sie gezwungen sind, eine fröhliche Fassade zu wahren, während sie innerlich leiden. Ebenfalls ist es ein Beispiel für die romantische Idee der Kunst als Mittel, um persönliche Schmerzen in Schönheit zu verwandeln und so zu bewältigen.
Weitere Informationen
Joseph von Eichendorff ist der Autor des Gedichtes „Die Musikantin“. Der Autor Joseph von Eichendorff wurde 1788 geboren. In der Zeit von 1804 bis 1857 ist das Gedicht entstanden. Von der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her lässt sich das Gedicht der Epoche Romantik zuordnen. Bei Eichendorff handelt es sich um einen typischen Vertreter der genannten Epoche.
Als Romantik wird die Epoche der Kunstgeschichte bezeichnet, deren Ausprägungen sich sowohl in der Literatur, Kunst und Musik als auch in der Philosophie niederschlugen. Die Epoche der Romantik lässt sich vom Ende des 18. Jahrhunderts bis ins späte 19. Jahrhundert verorten. Die literarische Romantik kann darauf aufbauend etwa auf die Jahre 1795 bis 1848 zeitlich eingeordnet werden. Die Romantik wird in Frühromantik (bis 1804), Hochromantik (bis 1815) und Spätromantik (bis 1848) unterschieden. Die Literaturepoche der Romantik entstand in Folge politischer Krisen und gesellschaftlicher Umbrüche. Im gesamten Europa fand ein Übergang von der feudalen zur bürgerlichen Gesellschaft statt. Gleichermaßen bildete sich ein bürgerliches Selbstbewusstsein heraus. Technologischer Fortschritt und Industrialisierung sind prägend für diese Zeit. Die zentralen Motive der Romantik sind das Schaurige, Leidenschaftliche, Unterbewusste, Fantastische, Individuelle, Gefühlvolle und Abenteuerliche, welche die Grenzen des Verstandes sprengen und erweitern sollen und sich gegen das bloße Nützlichkeitsdenken sowie die Industrialisierung richten. Die Romantiker sehnen sich nach der Einheit von Natur und Geist. Ein Hinwenden zum Mittelalter ist erkennbar. So werden Kunst und Architektur dieser vergangenen Zeit geschätzt. Die Missstände des Mittelalters bleiben jedoch unerwähnt. Strebte die Klassik nach harmonischer Vollendung und Klarheit der Gedanken, so ist die Romantik von einer an den Barock erinnernden Maß- und Regellosigkeit geprägt. Die Romantik begreift die schöpferische Phantasie des Künstlers als unbegrenzt. Dabei baut sie zwar auf die Errungenschaften der Klassik auf. Deren Ziele und Regeln möchte sie aber hinter sich lassen.
Das Gedicht besteht aus 14 Versen mit insgesamt 4 Strophen und umfasst dabei 78 Worte. Weitere bekannte Gedichte des Autors Joseph von Eichendorff sind „Die Heimat“, „In Danzig“ und „Kurze Fahrt“. Zum Autor des Gedichtes „Die Musikantin“ haben wir auf abi-pur.de weitere 395 Gedichte veröffentlicht.
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