Graf Arnold und der Schiffer von Joseph von Eichendorff

Wem begegnet' je solch Wunder,
Als Graf Arnold ist geschehn,
Da er am Johannesmorgen
Wollt am Meere jagen gehn?
 
Auf dem Meer ein Schifflein fahren
Sah er, als ob's landen wollt,
Seiden seine Segel waren
Und das Tauwerk war von Gold.
 
Fing der Schiffer da zu singen,
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Wunderbar zu singen an,
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Daß die Wogen leiser gingen,
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Wind hielt seinen Atem an;
 
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Daß die Fische lauschend stiegen
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Tief aus ihrem kühlen Haus,
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Und die Vögel, die da fliegen,
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Auf dem Maste ruhten aus:
 
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»Durch die Einsamkeit der Wogen,
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Schifflein, lenk dich Gottes Hand
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An Gibraltars Felsenbogen,
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An dem tück'schen Mohrenstrand.
 
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Flandern gürten sand'ge Banken,
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Bei Leon da steht ein Riff,
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Wo schon viele Schiffe sanken,
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Hüt dich Gott, mein schönes Schiff!«
 
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»Schiffer!« rief der Graf am Strande,
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»Schiffer, lehre mich dein Lied!«
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Doch der Schiffer lenkt' vom Lande:
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»Lehr's nur den, der mit mir zieht.«
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (26.3 KB)

Details zum Gedicht „Graf Arnold und der Schiffer“

Anzahl Strophen
7
Anzahl Verse
28
Anzahl Wörter
144
Entstehungsjahr
1788 - 1857
Epoche
Romantik

Gedicht-Analyse

Das vorliegende Gedicht „Graf Arnold und der Schiffer“ stammt von dem bekannten romantischen Dichter Joseph von Eichendorff, der von 1788 bis 1857 lebte. Das Gedicht ist in der Epoche der Romantik angesiedelt, einer Zeit, die stark von Sehnsüchten, Gefühlen und einer starken Hinwendung zur Natur geprägt war.

Der erste Eindruck des Gedichtes ist geheimnisvoll und erweckt ein Bild von Abenteuer und Fantasie. Der Leser wird Zeuge eines wundersamen Ereignisses, das dem Grafen Arnold widerfährt. Er begegnet einem seltsamen Schiff, das augenscheinlich golden und seidig ist und dessen Schiffer ein hypnotisierendes Lied singt, das sowohl Wasser als auch Luftwesen zur Ruhe bringt.

Inhaltlich geht es darum, wie Graf Arnold am Johannesmorgen vorhatte, am Meer zu jagen. Anstatt auf Wild trifft er jedoch auf ein Schiff, dessen Aussehen und Schiffer ihn in seinen Bann ziehen. Hinzu kommt das Lied des Schiffers, welches von der gefahrenreichen und einsamen Schifffahrt erzählt. Es erwacht die Neugier des Grafen und er bittet den Schiffer, ihm dieses Lied zu lehren, doch erhält er nur eine vage Antwort.

Das lyrische Ich, in diesem Fall Graf Arnold, ist von diesem wundersamen Treffen fasziniert und getrieben von Sehnsucht und Neugier. Dies könnte als Metapher für die Sehnsucht nach Abenteuer und dem Unbekannten interpretiert werden, die typisch für die Romantik ist.

Formal ist das Gedicht aus sieben gleich aufgebauten Vierzeilern gekennzeichnet. Der stringent durchgehaltene Kreuzreim trägt zur schlüssigen und flüssigen Wahrnehmung bei. Die Sprache ist genauso wie die Romantik selber, stark bildhaft und reich an Naturmetaphern. Besonders auffällig ist die Stilfigur des personifizierten Windes und Wellen, die auf das Lied des Schiffers reagieren.

Zusammenfassend kann man sagen, dass „Graf Arnold und der Schiffer“ ein typisches Beispiel für Eichendorffs romantische Poesie ist, die von Sehnsucht nach Abenteuer und einer starken Naturverbundenheit geprägt ist.

Weitere Informationen

Der Autor des Gedichtes „Graf Arnold und der Schiffer“ ist Joseph von Eichendorff. Geboren wurde Eichendorff im Jahr 1788 . Im Zeitraum zwischen 1804 und 1857 ist das Gedicht entstanden. Von der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her lässt sich das Gedicht der Epoche Romantik zuordnen. Bei Eichendorff handelt es sich um einen typischen Vertreter der genannten Epoche.

Als Romantik wird die Epoche der Kunstgeschichte bezeichnet, deren Ausprägungen sich sowohl in der Literatur, Kunst und Musik als auch in der Philosophie niederschlugen. Die Epoche der Romantik lässt sich vom Ende des 18. Jahrhunderts bis ins späte 19. Jahrhundert verorten. Die literarische Romantik kann darauf aufbauend etwa auf die Jahre 1795 bis 1848 datiert werden. Die Literatur der Romantik (ca. 1795–1848) lässt sich in Frühromantik (bis 1804), Hochromantik (bis 1815) und Spätromantik (bis 1848) aufgliedern. Die Zeit der Romantik war für die Menschen in Europa von bedeutenden Umbrüchen geprägt. Die Französische Revolution (1789 - 1799) zog weitreichende Folgen für ganz Europa nach sich. Auch der Fortschritt in Wissenschaft und Technik, der den Beginn des industriellen Zeitalters einläutete, verunsicherte die Menschen und prägte die Gesellschaft. Als Merkmale der Literatur der Romantik sind die Verklärung des Mittelalters, die Weltflucht, die Hinwendung zur Natur, die Betonung subjektiver Gefühle und des Individuums, der Rückzug in Fantasie- und Traumwelten oder die Faszination des Unheimlichen aufzuführen. Bedeutende Symbole sind die Blaue Blume oder das Spiegel- und Nachtmotiv. Die Romantik stellt die Freiheit der Phantasie sowohl über den Inhalt als auch über die Form des Werkes. Eine Konsequenz daraus ist ein Verschwimmen der Grenzen zwischen Lyrik und Epik. Die festen Regeln und Ziele der Klassik werden in der Romantik zurückgelassen. Eine gewisse Maß- und Regellosigkeit in den Werken fällt auf.

Das vorliegende Gedicht umfasst 144 Wörter. Es baut sich aus 7 Strophen auf und besteht aus 28 Versen. Joseph von Eichendorff ist auch der Autor für Gedichte wie „Lied“, „Mondnacht“ und „Morgengebet“. Zum Autor des Gedichtes „Graf Arnold und der Schiffer“ haben wir auf abi-pur.de weitere 395 Gedichte veröffentlicht.

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