Die Schatzgräber von Gottfried August Bürger

Ein Winzer,der am Tode lag,
rief seine Kinder an und sprach:
"In unserm Weinberg liegt ein Schatz,
grabt nur danach!"-"An welchem Platz?"
schrie alles laut den Vater an.
"Grabt nur!" O weh! da starb der Mann.
Kaum war der Alte beigeschafft,
so grub man nach aus Leibeskraft.
Mit Hacke, Karst und Sparten ward
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der Weinberg um und um geschart.
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Da war kein Kloß,der ruhig blieb;
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man warf die Erde gar durchs Sieb
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und zog die Harken kreuz und quer
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nach jedem Steinchen hin und her
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Allein, da ward kein Schatz verspürt,
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und jeder hielt sich angeführt.
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Doch kaum erschien das nächste Jahr,
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so nahm man mit Erstaunen war,
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daß jede Rebe dreifach trug.
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Da wurden erst die Söhne klug
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und gruben nun jahrein, jahraus
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des Schatzes immer mehr heraus.
Arbeitsblatt zum Gedicht
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Details zum Gedicht „Die Schatzgräber“

Anzahl Strophen
1
Anzahl Verse
22
Anzahl Wörter
133
Entstehungsjahr
1747 - 1794
Epoche
Sturm & Drang

Gedicht-Analyse

Das Gedicht „Die Schatzgräber“ wurde von Gottfried August Bürger verfasst, einem deutschen Dichter aus dem 18. Jahrhundert, und ist demnach im Zeitalter der Aufklärung anzusiedeln.

Beim ersten Lesen wird man direkt in eine scheinbar einfache Geschichte gezogen, die sich um einen sterbenden Winzer und seine Söhne dreht. Der sterbende Vater hinterlässt seinen Kindern den Hinweis auf einen vermeintlichen Schatz im Weinberg und fordert sie auf danach zu graben. Nach dem Tod des Vaters suchen die Söhne verzweifelt und ausführlich nach dem versprochenen Schatz, finden jedoch nichts. Im folgenden Jahr bemerken sie, dass die Reben aufgrund der umfassenden Bearbeitung der Erde eine dreifache Ernte getragen haben und erkennen ihren Irrtum.

Konkret ausgedrückt singt das lyrische Ich von einer Metapher für harte Arbeit und Geduld: Der Schatz war nicht materieller Art, sondern der fruchtbare Boden, der durch das ständige Graben gehegt und gepflegt und damit immer produktiver wurde. Die Söhne hatten sich ursprünglich betrogen gefühlt, weil sie den Wert ihrer Arbeit nicht erkannt hatten. Sie erkannten erst im Nachhinein, dass die wahre Belohnung das Ergebnis ihrer beharrlichen Arbeit war.

Form und Sprache des Gedichts sind einfach und direkt, was die zugängliche Botschaft des Gedichts unterstützt. Aufgeteilt in 22 Verse, folgt das Gedicht einer einfachen, flüssigen Erzählstruktur, was die fesselnde Geschichte vorantreibt. Die klare und unverschnörkelte Sprache spiegelt den Realismus der Geschichte und ihrer Botschaft wider. Es betont, dass der wahre Wert in harter, aufrichtiger Arbeit liegt und nicht in der Erwartung eines schnellen Gewinns. Gottfried August Bürger nutzt ein alltägliches Szenario um eine grundlegend moralische Botschaft zu übermitteln.

Weitere Informationen

Bei dem vorliegenden Text handelt es sich um das Gedicht „Die Schatzgräber“ des Autors Gottfried August Bürger. Bürger wurde im Jahr 1747 in Molmerswende im Ostharz geboren. Im Zeitraum zwischen 1763 und 1794 ist das Gedicht entstanden. Das Gedicht lässt sich anhand der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her der Epoche Sturm & Drang zuordnen. Bei dem Schriftsteller Bürger handelt es sich um einen typischen Vertreter der genannten Epoche.

Die Epoche des Sturm und Drang reicht zeitlich etwa von 1765 bis 1790. Sie ist eine Strömung innerhalb der Aufklärung (1720–1790) und überschneidet sich teilweise mit der Epoche der Empfindsamkeit (1740–1790) und ihren Merkmalen. Häufig wird die Epoche des Sturm und Drang auch als Genieperiode oder Geniezeit bezeichnet. Die Klassik knüpft an die Literaturepoche des Sturm und Drang an. Die wesentlichen Merkmale des Sturm und Drang lassen sich als ein Rebellieren oder Auflehnen gegen die Epoche der Aufklärung zusammenfassen. Das literarische und philosophische Leben in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts und die Literatur sollten dadurch maßgeblich beeinflusst werden. Bei den Vertretern der Epoche des Sturm und Drang handelte es sich vorwiegend um Schriftsteller jüngeren Alters. Die Autoren versuchten in den Dichtungen eine geeignete Sprache zu finden, um die persönlichen Empfindungen des lyrischen Ichs zum Ausdruck zu bringen. Die traditionellen Werke vorheriger Epochen wurden geschätzt und dienten als Inspiration. Aber dennoch wurde eine eigene Jugendkultur und Jugendsprache mit kraftvollen Ausdrücken, Ausrufen, Wiederholungen und Halbsätzen geschaffen. Mit dem Hinwenden Goethes und Schillers zur Weimarer Klassik endete der Sturm und Drang.

Das Gedicht besteht aus 22 Versen mit nur einer Strophe und umfasst dabei 133 Worte. Weitere bekannte Gedichte des Autors Gottfried August Bürger sind „Herr Bacchus“, „Es vergeht keine Stund´ in der Nacht“ und „Lied“. Auf abi-pur.de liegen zum Autor des Gedichtes „Die Schatzgräber“ weitere 13 Gedichte vor.

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