Auf die Morgenröte von Gottfried August Bürger

Wann die goldne Frühe, neu geboren,
Am Olymp mein matter Blick erschaut,
Dann erblass' ich, wein' und seufze laut:
Dort im Glanze wohnt, die ich verloren!
 
Grauer Tithon! Du empfängst Auroren
Froh aufs neu', sobald der Abend taut;
Aber ich umarm' erst meine Braut
An des Schattenlandes schwarzen Thoren.
 
Tithon, deines Alters Dämmerung
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Mildert mit dem Strahl der Rosenstirne
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Deine Göttin, ewig schön und jung:
 
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Aber mir erloschen die Gestirne,
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Sank der Tag in öde Finsternis,
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Als sich Molly dieser Welt entriß.
Arbeitsblatt zum Gedicht
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Details zum Gedicht „Auf die Morgenröte“

Anzahl Strophen
4
Anzahl Verse
14
Anzahl Wörter
82
Entstehungsjahr
1747 - 1794
Epoche
Sturm & Drang

Gedicht-Analyse

Das Gedicht „Auf die Morgenröte“ wurde von Gottfried August Bürger verfasst, einem wichtigen Vertreter der literarischen Epoche der Sturm und Drang, die in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts anzusiedeln ist.

Das Gedicht hinterlässt beim ersten Lesen einen melancholischen und traurigen Eindruck. Inhaltlich geht es um die Trauer des lyrischen Ichs über den Verlust einer geliebten Person, vermutlich seiner Frau oder Geliebten, die nur als „Molly“ bezeichnet wird. Diese Trauer manifestiert sich besonders in der Sehnsucht nach einer Wiederbegegnung, die jedoch erst nach dem Tod stattfinden kann. Die Morgenröte, die hier als „goldne Frühe“ und „Auroren“ personifiziert wird, symbolisiert dafür den Anbruch eines neuen Tages, den Beginn von etwas Neuem, aber auch den Neuanfang von Leben durch Geburt. Gleichzeitig wird diese Morgenröte als ewig schön und jung beschrieben, Eigenschaften, die auf die verstorbene Geliebte übertragen werden können.

Formal besteht das Gedicht aus vier Strophen mit variablem Versmaß und ohne ein einheitliches Reimschema. Die Sprache des Gedichts ist geprägt von metaphorischen Bildern und antiken Bezügen, wie zum Beispiel dem Olymp und der Figur des Tithon, einem mythologischen Charakter, der laut Legende für seine Unsterblichkeit immer älter wird, während seine Frau, die Göttin der Morgenröte Aurora, ewig jung bleibt.

Die Stimmung des Gedichts ist geprägt von einer starken Melancholie, die durch die Verwendung von Worten wie „erblassen“, „weinen“, „seufzen“ und „öde Finsternis“ unterstrichen wird. Die dunklen Farben und die Beschreibungen von Finsternis und Tod stehen dabei im Kontrast zur strahlenden Morgenröte. Es entsteht ein Bild des Trauernden, der sich in der Dunkelheit verliert, während die Welt um ihn herum im Licht der neuen Morgenröte erstrahlt. Zusammenfassend kann also gesagt werden, dass Burger in diesem Gedicht auf bewegende Weise den Schmerz über den Verlust eines innig geliebten Menschen ausdrückt.

Weitere Informationen

Der Autor des Gedichtes „Auf die Morgenröte“ ist Gottfried August Bürger. Bürger wurde im Jahr 1747 in Molmerswende im Ostharz geboren. In der Zeit von 1763 bis 1794 ist das Gedicht entstanden. Die Entstehungszeit des Gedichtes bzw. die Lebensdaten des Autors lassen eine Zuordnung zur Epoche Sturm & Drang zu. Bei Bürger handelt es sich um einen typischen Vertreter der genannten Epoche.

Als Sturm und Drang (auch Genieperiode oder Geniezeit) bezeichnet man eine Epoche der Literatur, die auf die Jahre 1765 bis 1790 datiert werden kann. Sie knüpfte an die Empfindsamkeit an und ging später in die Klassik über. In der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts dominierte der Geist der Aufklärung das literarische und philosophische Denken im deutschen Sprachraum. Der Sturm und Drang „stürmte“ und „drängte“ als Jugend- und Protestbewegung gegen die aufklärerischen Ideale. Ein wesentliches Merkmal des Sturm und Drang ist somit ein Auflehnen gegen die Epoche der Aufklärung. Die Schriftsteller des Sturm und Drang waren zumeist junge Autoren, häufig unter 30 Jahre alt. In den Dichtungen wurde darauf geachtet eine geeignete Sprache zu finden, um die persönlichen Empfindungen des lyrischen Ichs zum Ausdruck zu bringen. Es wurde eine eigene Jugendsprache und Jugendkultur mit kraftvollen Ausdrücken, Ausrufen, Halbsätzen und Wiederholungen geschaffen. Die traditionellen Werke vorangegangener Epochen wurden geschätzt und dienten als Inspiration. Mit dem Hinwenden Goethes und Schillers zur Weimarer Klassik endete der Sturm und Drang.

Das Gedicht besteht aus 14 Versen mit insgesamt 4 Strophen und umfasst dabei 82 Worte. Die Gedichte „Amors Pfeil“, „Der Bauer (Späte Fassung)“ und „Trost“ sind weitere Werke des Autors Gottfried August Bürger. Zum Autor des Gedichtes „Auf die Morgenröte“ haben wir auf abi-pur.de weitere 13 Gedichte veröffentlicht.

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