Der Blick von Joseph von Eichendorff

Schaust Du mich aus Deinen Augen
lächelnd wie aus Himmeln an,
fühl´ ich wohl, daß keine Lippe
solche Sprache führen kann.
 
Könnte sie´s auch wörtlich sagen
was dem Herzen tief entquillt,
still den Augen aufgetragen
wird es süßer nur erfüllt.
 
Und ich seh´ des Himmels Quelle,
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die mir lang verschlossen war,
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wie sie bricht in reinster Helle
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aus dem reinsten Augenpaar.
 
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Und ich öffne still im Herzen
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alles, alles diesem Blick.
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Und den Abgrund meiner Schmerzen
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füllt er strömend aus mit Glück.
Arbeitsblatt zum Gedicht
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Details zum Gedicht „Der Blick“

Anzahl Strophen
4
Anzahl Verse
16
Anzahl Wörter
83
Entstehungsjahr
1788 - 1857
Epoche
Romantik

Gedicht-Analyse

Der Gedicht „Der Blick“ von Joseph von Eichendorff beschreibt die heilsame Wirkung des Blickes einer anderen Person. Der lyrische Ich-Erzähler erkennt, wie wichtig es ist, einander in die Augen zu schauen und so sein innerstes Gefühl auszudrücken. Er fühlt sich durch den Blick des anderen berührt und seine tiefsten Gefühle, die in seinem Herzen verschlossen waren, werden im Augenblick gelöst und offenbart.

Der erste Vers erklärt, dass der Blick, den der andere schenkt, lächelnd und himmlisch zu sein scheint. Er sieht die Tiefe in den Augen und erkennt, dass Worte alleine ein solches Gefühl nicht ausdrücken können. Der Erzähler erkennt, dass der andere nur schauen muss, und die Tiefe der Gefühle wird offenbart und das Herz gefüllt.

Insgesamt zeigt das Gedicht, dass der Blick der anderen, der in Liebe und Ehrfurcht gegeben wird, ein Erfüllen des tiefsten inneren Gefühls des Erzählers verursacht und dass dies entscheidend sein kann, um in einer schwierigen Zeit Trost zu finden. Das Gedicht macht deutlich, dass der Blick eines anderen einen Einblick in die Gefühle des Herzens ermöglicht und dass Worte nicht immer nötig sind, um das Herz zu berühren.

Weitere Informationen

Das Gedicht „Der Blick“ stammt aus der Feder des Autors bzw. Lyrikers Joseph von Eichendorff. 1788 wurde Eichendorff geboren. Die Entstehungszeit des Gedichtes liegt zwischen den Jahren 1804 und 1857. Von der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her lässt sich das Gedicht der Epoche Romantik zuordnen. Bei Eichendorff handelt es sich um einen typischen Vertreter der genannten Epoche.

Als Romantik wird die Epoche der Kunstgeschichte bezeichnet, deren Ausprägungen sich sowohl in der Literatur, Kunst und Musik als auch in der Philosophie niederschlugen. Die Epoche der Romantik lässt sich vom Ende des 18. Jahrhunderts bis ins späte 19. Jahrhundert verorten. Die literarische Romantik kann darauf aufbauend etwa auf die Jahre 1795 bis 1848 datiert werden. Die Literaturepoche der Romantik (ca. 1795–1848) lässt sich in Frühromantik (bis 1804), Hochromantik (bis 1815) und Spätromantik (bis 1848) aufgliedern. Die Romantik entstand in Folge politischer Krisen und gesellschaftlicher Umbrüche. Im gesamten Europa fand ein Übergang von der feudalen zur bürgerlichen Gesellschaft statt. Gleichzeitig bildete sich ein bürgerliches Selbstbewusstsein heraus. Industrialisierung und technologischer Fortschritt sind prägend für diese Zeit. In der Literatur der Romantik gilt das Mittelalter als das Ideal und wird verherrlicht. Die Kunst und Architektur der Zeit des Mittelalters werden geschätzt, gepflegt und gesammelt. Übel und Missstände dieser Zeit bleiben unberücksichtigt und scheinen bei den Schriftstellern in Vergessenheit geraten zu sein. So ist die Verklärung des Mittelalters ein zentrales Merkmal der Romantik. Des Weiteren sind die Weltflucht, die Hinwendung zur Natur und die romantische Ironie weitere zentrale Merkmale dieser Epoche. Die grundsätzlichen Themen der Epoche waren Seele, Gefühle, Individualität und Leidenschaft. In der Literatur wurden diese Themen unter anderem durch Motive der Sehnsucht, Todessehnsucht, Fernweh oder Einsamkeit in der Fremde ausgedrückt. Die Romantik stellt die Freiheit der Phantasie sowohl über den Inhalt als auch über die Form des Werkes. Eine Konsequenz daraus ist ein Verschwimmen der Grenzen zwischen Lyrik und Epik. Die starren Regeln und Ziele der Klassik werden in der Romantik zurückgelassen. Eine gewisse Maß- und Regellosigkeit in den Werken fällt auf.

Das Gedicht besteht aus 16 Versen mit insgesamt 4 Strophen und umfasst dabei 83 Worte. Der Dichter Joseph von Eichendorff ist auch der Autor für Gedichte wie „Der verliebte Reisende“, „Die Heimat“ und „In Danzig“. Zum Autor des Gedichtes „Der Blick“ liegen auf unserem Portal abi-pur.de weitere 395 Gedichte vor.

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