Herbstklage von Nikolaus Lenau

Holder Lenz, du bist dahin!
Nirgends, nirgends darfst du bleiben!
Wo ich sah dein frohes Blühn,
Braust des Herbstes banges Treiben.
 
Wie der Wind so traurig fuhr
Durch die Straßen, als ob er weine;
Sterbeseufzer der Natur
Schauern durch die welken Haine.
 
Wieder ist, wie bald! wie bald!
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Mir ein Jahr dahingeschwunden.
11 
Fragend rauscht es aus dem Wald:
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"Hat dein Herz sein Glück gefunden?"
 
13 
Waldesrauschen, wunderbar
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Hast du mir das Herz getroffen!
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Treulich bringt ein jedes Jahr
16 
Welkes Laub und welkes Hoffen.
Arbeitsblatt zum Gedicht
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Details zum Gedicht „Herbstklage“

Anzahl Strophen
4
Anzahl Verse
16
Anzahl Wörter
82
Entstehungsjahr
1802 - 1850
Epoche
Biedermeier

Gedicht-Analyse

Das Gedicht „Herbstklage“ wurde von Nikolaus Lenau verfasst, einem der bedeutendsten Lyriker des Biedermeier, der von 1802 bis 1850 in Österreich lebte. Die thematische wie technische Gestaltung seiner Lyrik weist ihn als Vertreter der deutschen Spätromantik aus. Bezüglich einer zeitlichen Einordnung ist nicht explizit bekannt, wann dieses Gedicht verfasst wurde, jedoch erlaubt Lenau’s Lebenszeit eine Zuordnung in die erste Hälfte des 19. Jahrhunderts.

In dem Gedicht „Herbstklage“ drückt das lyrische Ich Trauer und Melancholie aus. Dies wird bereits durch den Titel deutlich, der herbstliche Klage impliziert. Der Herbst wird oft symbolisch mit Vergänglichkeit und dem Ende des Lebenszyklus assoziiert, was in diesem Gedicht ebenfalls der Fall ist.

In einfachen Worten geht das Gedicht über den Abschied vom Frühling und die Ankunft des Herbstes. Das lyrische Ich betrachtet mit Melancholie, wie der belebende Frühling nicht bleiben kann und durch den melancholischen Herbst abgelöst wird. Das rasch vergehende Jahr und der Herbst symbolisieren den schnellen Lauf der Zeit und das fortwährende menschliche Streben nach Glück. Der Wald spricht zur lyrischen Stimme und fragt, ob sie ihr Glück gefunden hat, ein Frage, die der Dichter mit welkem Laub und Hoffnung interpretiert.

Die Form und Sprache des Gedichts unterstützen die Interpretation. Die Anzahl der Strophen und Verse sowie das durchgängige Reimschema A-B-C-B sind klassisch für Gedichte aus dieser Zeit. Die Wortwahl, die Personifikation der Natur („Holder Lenz“, „banges Treiben“, „Sterbeseufzer der Natur“) und die rhetorische Frage („Hat dein Herz sein Glück gefunden?“) stellen eine emotionale und sinnliche Auseinandersetzung mit der Vergänglichkeit des Lebens und der Suche nach persönlichem Glück dar. Außerdem ist die bildhafte Darstellung der Natur und ihre tiefe Symbolik für menschliche Emotionen typisch für die Romantik. Die Stimmung im Gedicht ist melancholisch und Töne von Enttäuschung und Bedauern sind erkennbar. Insbesondere die Schlusszeile „Welkes Laub und welkes Hoffen“ schafft eine starke Symbolik für erloschene Hoffnung und den unausweichlichen Zyklus der Zeit.

Weitere Informationen

Bei dem vorliegenden Text handelt es sich um das Gedicht „Herbstklage“ des Autors Nikolaus Lenau. 1802 wurde Lenau in Csatád geboren. Die Entstehungszeit des Gedichtes liegt zwischen den Jahren 1818 und 1850. Die Entstehungszeit des Gedichtes bzw. die Lebensdaten des Autors lassen eine Zuordnung zur Epoche Biedermeier zu. Lenau ist ein typischer Vertreter der genannten Epoche. Das 82 Wörter umfassende Gedicht besteht aus 16 Versen mit insgesamt 4 Strophen. Weitere Werke des Dichters Nikolaus Lenau sind „An den Wind“, „Schilflied“ und „Bitte“. Zum Autor des Gedichtes „Herbstklage“ liegen auf unserem Portal abi-pur.de weitere 51 Gedichte vor.

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