Leichte Trübung von Nikolaus Lenau

Woher dies plötzliche Verstummen?
Und diese Wolken kummerschwer,
Die mir dein Angesicht vermummen,
Das erst so froh gestrahlt, woher?
 
"Siehst du den blauen Berg dort ragen,
Der Felsen in die Lüfte hebt,
An welchen selbst die Gemsen zagen
Und der erschrockne Jäger bebt?
Von seinem Gipfel schleudre du
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Ein Steinchen spielend in die Tiefen:
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Du störst der Lüfte schwanke Ruh,
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Und Nebel steigen, die dort schliefen.
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So warfst du, seine Kraft nicht ahnend,
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Ein Wörtchen mir in meine Brust,
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Ein Wörtchen, leise, aber mahnend,
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Und sieh, nun stieg der trübe Wust
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Von Nebelbildern alter Kränkung
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Aus ihrer stillen Nachtversenkung."
Arbeitsblatt zum Gedicht
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Details zum Gedicht „Leichte Trübung“

Anzahl Strophen
2
Anzahl Verse
18
Anzahl Wörter
99
Entstehungsjahr
1802 - 1850
Epoche
Biedermeier

Gedicht-Analyse

Das Gedicht „Leichte Trübung“ wurde von Nikolaus Lenau verfasst, einem österreichischen Schriftsteller, der in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts, während der Zeit des Biedermeier und Vormärz, lebte und wirkte.

Beim ersten Lesen des Gedichts fällt direkt ein Gefühl von Verwirrung und Vorahnung auf, eventuell hervorgerufen durch die düstere und rätselhafte Atmosphäre, die das Gedicht ausstrahlt.

Das lyrische Ich des Gedichts fragt sich im ersten Teil, warum eine plötzliche Veränderung in der Stimmung und der Atmosphäre herrscht, die durch eine trübe und kummervolle Wolke symbolisiert wird. In der zweiten Strophe versucht das lyrische Ich, diese Änderung weiter zu erforschen und vergleicht sie mit einem Stein, der von einem Berggipfel geworfen wird und einen Nebel hervorbringt, der zuvor schlief.

Dieser simple, aber kraftvolle Akt des Steinwerfens steht metaphorisch dafür, dass ein einfaches Wort oder eine Aktion eine Kette von Reaktionen auslösen kann, die zuvor verdeckte Gefühle und Emotionen – in diesem Fall „Nebelbilder alter Kränkung“ - zum Vorschein bringen kann.

Formal besteht das Gedicht aus zwei Strophen, die erste mit vier und die zweite mit vierzehn Versen. Die Sprache des Gedichts ist relativ einfach und unverschnörkelt, wobei die wunderschönen und lebhaften Naturbezüge und Metaphern dem Gedicht einen starken visuellen Charakter verleihen. Auch ist bemerkenswert, wie Nikolaus Lenau die Dynamik zwischen äußeren Naturereignissen und inneren emotionalen Vorgängen darstellt – ein Merkmal vieler seiner Werke, die bekanntermaßen von Melancholie und Sehnsucht geprägt sind.

Weitere Informationen

Nikolaus Lenau ist der Autor des Gedichtes „Leichte Trübung“. Im Jahr 1802 wurde Lenau in Csatád geboren. Im Zeitraum zwischen 1818 und 1850 ist das Gedicht entstanden. Die Entstehungszeit des Gedichtes bzw. die Lebensdaten des Autors lassen eine Zuordnung zur Epoche Biedermeier zu. Der Schriftsteller Lenau ist ein typischer Vertreter der genannten Epoche. Das 99 Wörter umfassende Gedicht besteht aus 18 Versen mit insgesamt 2 Strophen. Die Gedichte „An den Wind“, „Schilflied“ und „Bitte“ sind weitere Werke des Autors Nikolaus Lenau. Zum Autor des Gedichtes „Leichte Trübung“ liegen auf unserem Portal abi-pur.de weitere 51 Gedichte vor.

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