Ihr von Kurt Tucholsky

Sie malen heut expressionistisch
und streiten sich dabei herum,
ob realistisch - ob kubistisch ...
Mir scheint das alles heftig dumm.
Ich send Ihm als das einzig Wahre:
das schönste Bild der letzten Jahre -!
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (23.3 KB)

Details zum Gedicht „Ihr“

Anzahl Strophen
1
Anzahl Verse
6
Anzahl Wörter
34
Entstehungsjahr
1922
Epoche
Literatur der Weimarer Republik / Neue Sachlichkeit,
Exilliteratur

Gedicht-Analyse

Das vorliegende Gedicht stammt vom Autor Kurt Tucholsky, der von 1890 bis 1935 lebte. Tucholsky war ein deutscher Journalist und Schriftsteller, der für seine scharfen, satirischen Texte bekannt war. Diese Eigenschaften kann man auch in diesem Gedicht wiederfinden. Das Gedicht gehört zur literarischen Epoche der Neuen Sachlichkeit, die sich durch eine nüchterne, realistische Darstellung von Objekten und Situationen auszeichnet.

Das Gedicht hinterlässt beim ersten Eindruck eine humorvolle und satirische Stimmung. Der Sprecher nähert sich auf eine belustigende Art und Weise dem Thema Kunst und ihrer Vielfalt an.

Inhaltlich kritisiert das lyrische Ich in einfachen Worten verschiedene Kunstrichtungen wie den Expressionismus und Kubismus und scheint diese als dumm zu betrachten. Es verdeutlicht, dass es keinen Sinn in den hitzigen Debatten sieht, und deutet an, dass es einen eigenen, realistischeren Ansatz zur Kunst hat - als das „einzig Wahre“. Allerdings bleibt offen, was genau dieses „schönste Bild der letzten Jahre“ ist, das das lyrische Ich zu schätzen scheint.

Formal gesehen besteht das Gedicht aus einer einzigen Strophe mit sechs Versen. Der Versbau ist schlicht und unauffällig. Der Sprachstil ist unprätentiöser Alltagssprache, was die satirische Kritik des lyrischen Ichs an den komplizierten Kunstrichtungen unterstreicht. Dabei sorgt die Kontrastierung von künstlerischen -ismen und dem „schönsten Bild der letzten Jahre“ für einen humorvollen Effekt.

Insgesamt scheint das lyrische Ich in Kurt Tucholskys Gedicht „Ihr“ in humorvoller Weise das ständige Streben der Menschen nach neuen Kunstrichtungen und -stilen zu kritisieren. Stattdessen plädiert es für eine einfachere, direktere Herangehensweise zur Kunst.

Weitere Informationen

Bei dem vorliegenden Text handelt es sich um das Gedicht „Ihr“ des Autors Kurt Tucholsky. Im Jahr 1890 wurde Tucholsky in Berlin geboren. Die Entstehungszeit des Gedichtes geht auf das Jahr 1922 zurück. Von der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her lässt sich das Gedicht den Epochen Literatur der Weimarer Republik / Neue Sachlichkeit oder Exilliteratur zuordnen. Bei dem Schriftsteller Tucholsky handelt es sich um einen typischen Vertreter der genannten Epochen.

Wichtigen Einfluss auf die Literatur der Weimarer Republik nahmen der Erste Weltkrieg und die daraufhin folgende Entstehung der Weimarer Republik. Neue Sachlichkeit ist eine Richtung der Literatur der Weimarer Republik. In den ihr zugerechneten Werken ist die zwischen den Weltkriegen hervortretende Tendenz zu illusionslos-nüchterner Darstellung von Gesellschaft, Erotik, Technik und Weltwirtschaftskrise deutlich erkennbar. Dies kann man als Reaktion auf den literarischen Expressionismus werten. Die Dichter orientierten sich an der Realität. Die Handlung wurde meist nur kühl und distanziert beobachtet. Man schrieb ein Minimum an Sprache, dafür hatte diese ein Maximum an Bedeutung. Es sollten so viele Menschen wie möglich mit den Texten erreicht werden, deshalb wurde eine einfache sowie nüchterne Alltagssprache verwendet. Die Freiheit von Wort und Schrift war zwar verfassungsmäßig garantiert, doch bereits 1922 wurde nach der Ermordung von Walter Rathenau das Republikschutzgesetz erlassen, das diese Freiheit wieder einschränkte. Viele Schriftsteller litten unter dieser Zensur. Dieses Gesetz wurde in der Praxis nur gegen linke Autoren angewandt, nicht aber gegen rechte, die zum Beispiel in ihren Werken offen Gewalt verherrlichten. Das 1926 erlassene Schund- und Schmutzgesetz setze den Schriftstellern dieser Zeit noch mal verstärkt Grenzen. 1931 trat die Pressenotverordnung in Kraft, dadurch waren die Beschlagnahmung von Schriften und das Verbot von Zeitungen über mehrere Monate hinweg möglich geworden.

Im Laufe der Geschichte gab es immer wieder Autoren, die ins Exil gehen, also ihr Heimatland verlassen mussten. Dies geschah insbesondere zu Zeiten des Nationalsozialismus. Die Exilliteratur geht aus diesem Umstand hervor. Der Ausgangspunkt der Exilbewegung Deutschlands war der Tag der Bücherverbrennung am 30. Mai 1933. Die deutsche Exilliteratur schließt an die Neue Sachlichkeit der Weimarer Republik an und bildet damit eine eigene Literaturepoche in der deutschen Literaturgeschichte. Themen wie Verlust der eigenen Kultur, existenzielle Probleme, Sehnsucht nach der Heimat oder Widerstand gegen das nationalsozialistische Deutschland sind typisch für diese Literaturepoche. Bestimmte formale Gestaltungsmittel wie zum Beispiel Metrum, Reimschema oder der Gebrauch bestimmter rhetorischer Mittel lassen sich in der Exilliteratur nicht finden. Allerdings gab es einige neue Gattungen, die in dieser Literaturepoche geboren wurden. Das epische Theater von Bertolt Brecht oder auch die historischen Romane waren neue literarische Textsorten. Aber auch Flugblätter und Radioreden der Widerstandsbewegung sind hierbei als neue Textsorten zu erwähnen. Oftmals wurden die Texte auch getarnt, so dass sie trotz Zensur nach Deutschland gebracht werden konnten. Dies waren dann die sogenannten Tarnschriften.

Das vorliegende Gedicht umfasst 34 Wörter. Es baut sich aus nur einer Strophe auf und besteht aus 6 Versen. Die Gedichte „All people on board!“, „Also wat nu – ja oder ja?“ und „An Lukianos“ sind weitere Werke des Autors Kurt Tucholsky. Auf abi-pur.de liegen zum Autor des Gedichtes „Ihr“ weitere 136 Gedichte vor.

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