Zauberschwestern von Wilhelm Busch

Zwiefach sind die Phantasien,
Sind ein Zauberschwesternpaar,
Sie erscheinen, singen, fliehen
Wesenlos und wunderbar.
 
Eine ist die himmelblaue,
Die uns froh entgegenlacht,
Doch die andre ist die graue,
Welche angst und bange macht.
 
Jene singt von lauter Rosen,
10 
Singt von Liebe und Genuß;
11 
Diese stürzt den Hoffnungslosen
12 
Von der Brücke in den Fluß.
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (23.8 KB)

Details zum Gedicht „Zauberschwestern“

Anzahl Strophen
3
Anzahl Verse
12
Anzahl Wörter
53
Entstehungsjahr
nach 1848
Epoche
Biedermeier,
Junges Deutschland & Vormärz,
Realismus

Gedicht-Analyse

„Zauberschwestern“ ist ein Gedicht des deutschen Dichters und Zeichners Wilhelm Busch, welcher von 1832 bis 1908 lebte. Busch ist vor allem für seine humorvollen und oft zynischen Bildergeschichten bekannt, doch durch dieses Gedicht zeigt er eine tiefere, nachdenklicher anmutende Seite seines Schaffens.

Auf den ersten Blick strahlt das Gedicht eine gewisse Melancholie und Schwere aus. Es handelt von den beiden Aspekten der Imagination, welche als „Zauberschwestern“ personifiziert werden. Diese beiden Aspekte, oder Schwestern, sind einerseits die hellen, erfreulichen Gedanken und Fantasien und andererseits die dunklen, beängstigenden und deprimierenden. Während die erste Phantasie heiter und licht ist und uns „froh entgegenlacht“, vermittelt die zweite Phantasie Ängste und Sorgen. In den Versen 9 und 10 wird von Rosen, Liebe und Genuss gesprochen - typische Symbole für Freude und Glück. Im Kontrast dazu steht die vorstellbare Tragik in den Versen 11 und 12, wo der Verzweifelte sich in den Fluss stürzt.

Das lyrische Ich scheint damit auf die Ambivalenz der menschlichen Phantasie hinzuweisen: einerseits kann sie uns inspirieren, trösten und erfreuen, andererseits kann sie uns auch Sorgen und Ängste vermitteln, und sogar in die Verzweiflung treiben. Es geht also um die Macht, die unsere Gedanken und Vorstellungen über unser Innenleben und unser emotionales Erleben haben.

In Bezug auf Form und Sprache ist das Gedicht recht schlicht gehalten. Es besteht aus kurzen, klaren Versen und ist in Strophen zu je vier Versen unterteilt. Die Sprache ist schnörkellos und klar. Zugleich weist die Sprache eine gewisse rhythmische Qualität auf, die dem Gedicht einen fließenden Charakter verleiht. Auf eine strenge Reimstruktur verzichtet Busch hingegen. Es wird zwar immer wieder mit Endreimen gearbeitet, diese folgen aber keinem durchgängigen Schema.

Insgesamt zeigt das Gedicht „Zauberschwestern“ von Wilhelm Busch auf besonders eindrückliche Weise auf, dass die menschliche Phantasie sowohl das Potential zur Freude als auch zur Verzweiflung in sich trägt. Es erinnert uns daran, wie stark unsere Gedanken unseren emotionalen Zustand beeinflussen können - zum Guten, wie zum Schlechten.

Weitere Informationen

Der Autor des Gedichtes „Zauberschwestern“ ist Wilhelm Busch. 1832 wurde Busch in Wiedensahl geboren. Das Gedicht ist in der Zeit von 1848 bis 1908 entstanden. Der Erscheinungsort ist Wiesbaden u. Berlin. Die Entstehungszeit des Gedichtes bzw. die Lebensdaten des Autors lassen eine Zuordnung zu den Epochen Biedermeier, Junges Deutschland & Vormärz, Realismus, Naturalismus oder Moderne zu. Die Angaben zur Epoche prüfe bitte vor Verwendung auf Richtigkeit. Die Zuordnung der Epochen ist ausschließlich auf zeitlicher Ebene geschehen. Da sich die Literaturepochen zeitlich teilweise überschneiden, ist eine reine zeitliche Zuordnung fehleranfällig. Das Gedicht besteht aus 12 Versen mit insgesamt 3 Strophen und umfasst dabei 53 Worte. Weitere bekannte Gedichte des Autors Wilhelm Busch sind „Auf Wiedersehn“, „Auf den Sonntag früh Morgen“ und „Bedächtig“. Zum Autor des Gedichtes „Zauberschwestern“ liegen auf unserem Portal abi-pur.de weitere 208 Gedichte vor.

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