Sonett XXII. von William Shakespeare

Mein Spiegel soll nicht sagen, ich sei alt,
So lange Jugend sich mit dir vermählt;
Doch wenn das Alter dich mit Furchen malt,
Dann erst der Tod auch meine Tage zählt.
Denn alle Schönheit, die dich jetzt umschwebt,
Ist einzig meines Herzens Strahlenschein,
Das in dir wohnt, wie deines in mir lebt; –
Wie kann ich älter denn als du wohl sein?
Darum, Geliebte, sei für dich so treu,
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Wie ich für mich nicht, nein, für dich nur bin,
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Dein Herz bewahr’ ich stets mit heil’ger Scheu,
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Wie ihren Säugling hegt die Pflegerin.
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Verlange nicht dein Herz, wenn meines bricht;
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Du gabst mir deins, und ewig lass’ ich’s nicht.
Arbeitsblatt zum Gedicht
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Details zum Gedicht „Sonett XXII.“

Anzahl Strophen
1
Anzahl Verse
14
Anzahl Wörter
110
Entstehungsjahr
nach 1580
Epoche
Humanismus, Renaissance & Reformation

Gedicht-Analyse

Dieses Gedicht wurde von William Shakespeare geschrieben, der von ca. 1564 bis 1616 lebte. Somit lässt sich das Werk der englischen Renaissance bzw. des Elisabethanischen Zeitalters zuordnen.

Der erste Eindruck legt eine starke emotionale Bindung und Zuneigung des lyrischen Ichs zu seiner geliebten Person nahe. Es handelt sich um ein Gedicht, das von bedingungsloser Liebe, Loyalität und der Verknüpfung der eigenen Existenz mit der des geliebten Gegenübers spricht.

Das lyrische Ich weigert sich, sein Alter anzuerkennen, solange es die Jugend seines Geliebten sieht. Es äußert die Überzeugung, dass es nur so alt sein kann wie sein Geliebter, da jede Schönheit, die das lyrische Ich in seinem Geliebten sieht, ein Spiegel seiner eigenen inneren Schönheit ist. Es betont, dass es sich nach dem Alter des Geliebten ausrichtet und erst sterben würde, wenn dessen Schönheit durch das Alter verblasst. Besonders hervorzuheben ist die Aufforderung an das Gegenüber, sich selbst treu zu bleiben, da das lyrische Ich sein Leben und Wohlergehen in die Hände des Geliebten gelegt hat. Es betrachtet sein Herz als Geschenk seines Geliebten und wird es bis zu seinem Tod bewahren.

In Bezug auf Form und Sprache handelt es sich bei dem Gedicht um ein Sonett, das aus 14 Versen besteht und durch Shakespeare-typische poetische und emotional aufgeladene Sprache charakterisiert ist. Das Gedicht verfolgt einen stringenten Reim- und Rhythmusplan, der dem klassischen elisabethanischen Sonett folgt. Die Sprache ist gehoben und metaphorisch, was den emotionalen und feierlichen Charakter des Gedichts unterstreicht.

Weitere Informationen

Bei dem vorliegenden Text handelt es sich um das Gedicht „Sonett XXII.“ des Autors William Shakespeare. 1564 wurde Shakespeare in Stratford-upon-Avon geboren. Zwischen den Jahren 1580 und 1616 ist das Gedicht entstanden. Aufgrund der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. der Lebensdaten des Autors kann der Text der Epoche Humanismus, Renaissance & Reformation zugeordnet werden. Bei Shakespeare handelt es sich um einen typischen Vertreter der genannten Epoche. Das Gedicht besteht aus 14 Versen mit nur einer Strophe und umfasst dabei 110 Worte. Der Dichter William Shakespeare ist auch der Autor für Gedichte wie „Sonett CIX.“, „Sonett CL.“ und „Sonett CLI.“. Zum Autor des Gedichtes „Sonett XXII.“ haben wir auf abi-pur.de weitere 160 Gedichte veröffentlicht.

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