Sonett LXXII. von William Shakespeare

Damit die Welt dich nicht mit Fragen quäle,
Wie ich’s um dich verdiente, noch im Grab’
Geliebt von dir zu werden, theure Seele! –
Vergiß mich, da Verdienst ich keines hab’!
Nicht sollst mit frommer Lüge du bethören,
Um mehr für mich zu thun, als mir gebührt,
Nicht dem Verblichnen höhern Ruhm gewähren,
Als karge Wahrheit an ihm aufgespürt.
Um wahre Lieb’ nicht falsch dadurch zu schmäh’n,
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Daß Werth du mir aus Lieb’ hast angedichtet,
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Mag Nam’ und Leib zugleich im Grab’ vergeh’n,
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Damit nicht Schmach er lebend auf uns richtet;
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Denn Schmach gewährt mir, was ich hab’ vollführt,
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Dir, daß dein Herz Unwürd’ges hat gerührt.
Arbeitsblatt zum Gedicht
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Details zum Gedicht „Sonett LXXII.“

Anzahl Strophen
1
Anzahl Verse
14
Anzahl Wörter
109
Entstehungsjahr
nach 1580
Epoche
Humanismus, Renaissance & Reformation

Gedicht-Analyse

Das Gedicht „Sonett LXXII.“ stammt vom berühmten englischen Dichter und Dramatiker William Shakespeare, der von 1564 bis 1616 lebte. Es lässt sich demnach in die Zeit der Renaissance und des Elisabethanischen Zeitalters einordnen.

Auf den ersten Blick scheint dieses Sonett eine melancholische und gleichzeitig selbstkritische Grundstimmung zu besitzen. Das lyrische Ich scheint sich mit Themen wie Liebe, Reputation, dem eigenen Wert und dem Tod auseinanderzusetzen.

Inhaltlich drückt das lyrische Ich die Bitte aus, nach seinem Tod vergessen zu werden, um nicht in Frage gestellt oder für seine Taten und sein Verhalten kritisiert zu werden. Aus dem Text geht hervor, dass es sich seiner Unwürdigkeit bewusst ist und es als unnötig und falsch ansieht, dass seine Geliebte „fromme Lügen“ sprechen und ihm mehr Ruhm gewähren sollte, als es verdient hat. Es wünscht, dass sein Name und Körper zugleich im Grab verschwinden, um keine Schande über sich selbst oder seine Liebste zu bringen, da es sich selbst als unwürdig ihrer Liebe empfindet.

Formal folgt das Gedicht der klassischen Sonett-Struktur: Es besteht aus 14 Versen, die in vier Strophen gegliedert sind (ein achteiliges Oktett und ein sechsteiliges Sextett). Die Sprache des Gedichts ist eloquent und formell, charakteristisch für die Ära Shakespeares, und verwendet mehrere Kontraste (Wahrheit gegen Lüge, Leben gegen Tod), um die innere Zerrissenheit des lyrischen Ichs zum Ausdruck zu bringen.

Die Botschaft des Gedichts scheint eine Art selbstbezogene Gedanken über den eigenen Wert und die Auswirkungen der eigenen Taten auf die Reputation des lyrischen Ichs und seiner geliebten Person zu sein. Es wird ein starkes Bewusstsein für die soziale Wahrnehmung und die Erinnerung nach dem Tod gezeigt. Gleichzeitig wird das Thema der unverdienten Liebe berührt, wobei das lyrische Ich seine Unwürdigkeit betont.

Weitere Informationen

Das Gedicht „Sonett LXXII.“ stammt aus der Feder des Autors bzw. Lyrikers William Shakespeare. Shakespeare wurde im Jahr 1564 in Stratford-upon-Avon geboren. Das Gedicht ist in der Zeit von 1580 bis 1616 entstanden. Von der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her lässt sich das Gedicht der Epoche Humanismus, Renaissance & Reformation zuordnen. Shakespeare ist ein typischer Vertreter der genannten Epoche. Das Gedicht besteht aus 14 Versen mit nur einer Strophe und umfasst dabei 109 Worte. Weitere bekannte Gedichte des Autors William Shakespeare sind „Sonett C.“, „Sonett CI.“ und „Sonett CII.“. Auf abi-pur.de liegen zum Autor des Gedichtes „Sonett LXXII.“ weitere 160 Gedichte vor.

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