Sonett LXVIII. von William Shakespeare

Ein Bild zeigt sein Gesicht von jenen Tagen,
Als Schönheit lebt’ und starb der Blume gleich,
Eh’ falscher Bastardschein es durfte wagen,
Des Lebens Stirne zu verzieren reich;
Bevor der Todte her noch mußte geben
Sein goldnes Haar, verfallen schon dem Staub,
Zum zweiten Mal auf zweitem Haupt zu leben,
Eh’ todter Reiz des Fließes ward beraubt.
Er malt die heil’ge Zeit, die uns entrückt,
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Wie ohne Prunk ihr Selbst sich wahr bewährt;
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Nicht fremdes Grün hat seinen Lenz geschmückt,
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Nicht neuen Glanz ihm alt Gewand bescheert;
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Ihn hat als Bild sich aufgespart Natur,
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Der Kunst zu zeigen früher Schönheit Spur.
Arbeitsblatt zum Gedicht
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Details zum Gedicht „Sonett LXVIII.“

Anzahl Strophen
1
Anzahl Verse
14
Anzahl Wörter
102
Entstehungsjahr
nach 1580
Epoche
Humanismus, Renaissance & Reformation

Gedicht-Analyse

Das Gedicht „Sonett LXVIII.“ wurde von William Shakespeare geschrieben. Shakespeare lebte von 1564 bis 1616 und gehört der Epoche der Renaissance und dem Elisabethanischen Zeitalter an.

Beim ersten Eindruck des Gedichtes fallen zwei zentrale Motive auf: Die Schönheit und Vergänglichkeit des Lebens einerseits und die Rolle von Kunst und Natur dabei andererseits. Es bezieht sich offenbar auf ein Bild und nutzt dieses Bild, um über die Passage der Zeit und die Dualität von Authentizität und Künstlichkeit in der Welt nachzudenken.

In einfachen Worten lässt sich der Inhalt so zusammenfassen: Das lyrische Ich betrachtet ein Bild, welches eine Person aus vergangenen Tagen darstellt. Diese Person hat zu einer Zeit gelebt, in der Schönheit natürlich war und, wie eine Blume, verblühen und sterben konnte. Es war eine Zeit, bevor der Tod und der Verfall begannen, Schönheit zu entstellen- zum Beispiel in Form von ergrauendem Haar. Es bewundert die Authentizität dieser vergangenen Zeiten, in denen Schönheit nicht durch das Anlegen von falschem Grün oder neuen, künstlichen Glanz erzeugt wurde. Schließlich stellt das lyrische Ich fest, dass dieses Bild als Zeugnis der natürlichen Schönheit von der Natur bewahrt wurde, um den Menschen die Schönheit vergangener Tage zu zeigen.

In Bezug auf die Form ist Sonett LXVIII. ein typisches Shakespeare-Sonett, bestehend aus vierzehn Zeilen mit einem festgelegten Reimschema. Shakespeares Sonette folgen dem Reimschema ABABCDCDEFEFGG.

Betrachten wir nun die Sprache des Gedichts. Das lyrische Ich verwendet eine eher formelle, antiquierte Sprache, die es dem Leser ermöglicht, den historischen Kontext des Gedichts zu repräsentieren und zu erinnern. Außerdem werden viele Naturbilder und Vergleiche verwendet, um die Schönheit und Vergänglichkeit des Lebens darzustellen. Es gibt einen starken Gegensatz zwischen Echtheit und Fälschung, zwischen Natur und Künstlichkeit. Es werden Wörter wie „Bild“, „Blume“, „Leben“, „Tod“, „goldnes Haar“ und „früher Schönheit“ verwendet, welche alle ein starkes emotionales Gewicht tragen und zur tieferen Bedeutung des Gedichts beitragen.

Abschließend lässt sich sagen, dass Sonett LXVIII von Shakespeare eine tiefe Reflexion über die Vergänglichkeit des natürlichen Lebens und die Künstlichkeit in der Welt darstellt. Es zeigt auf, wie die Natur uns Schönheit als etwas Unbeständiges und Vergängliches präsentiert, und setzt sich kritisch mit Versuchen auseinander, dieses natürliche Altern durch künstliche Mittel zu verdecken oder zu verhindern.

Weitere Informationen

Der Autor des Gedichtes „Sonett LXVIII.“ ist William Shakespeare. 1564 wurde Shakespeare in Stratford-upon-Avon geboren. Zwischen den Jahren 1580 und 1616 ist das Gedicht entstanden. Aufgrund der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. der Lebensdaten des Autors kann der Text der Epoche Humanismus, Renaissance & Reformation zugeordnet werden. Shakespeare ist ein typischer Vertreter der genannten Epoche. Das Gedicht besteht aus 14 Versen mit nur einer Strophe und umfasst dabei 102 Worte. Weitere bekannte Gedichte des Autors William Shakespeare sind „Der Phönix und die Turteltaube“, „Einer Liebenden Klage“ und „Sonett C.“. Zum Autor des Gedichtes „Sonett LXVIII.“ haben wir auf abi-pur.de weitere 160 Gedichte veröffentlicht.

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