Sonett LII. von William Shakespeare

Dem Reichen gleich’ ich, der mit Schlüssels Kraft
Des theuern Schatzes Truhe sich erschließet,
Doch nicht durch viel Beschauen sie erschlafft,
Die Lust, die seltner er, so mehr genießet.
Drum herrlich ist ersehnten Festes Feier,
Die spärlich trifft des langen Jahres Reih’;
Wie Steine dünn gesäet, daß mehr theuer
Des Halsgeschmeids Juwel dem Anblick sei.
So wahrt die Zeit dich mir in ihrer Hülle,
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Wie Festgewand wohl birgt der sichre Schrein;
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In schöner Stunde mag Genusses Fülle
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Gefangne Lust aus neid’scher Haft befrei’n.
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Heil dir, deß Ruhm, besitzt man dich, gewährt
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Triumph – und Hoffnung, wenn man dich entbehrt!
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (24.1 KB)

Details zum Gedicht „Sonett LII.“

Anzahl Strophen
1
Anzahl Verse
14
Anzahl Wörter
100
Entstehungsjahr
nach 1580
Epoche
Humanismus, Renaissance & Reformation

Gedicht-Analyse

Das Gedicht „Sonett LII“ stammt von William Shakespeare und gehört zu seiner 1609 veröffentlichten Sammlung von 154 Sonetten, daher lässt es sich dem Elisabethanischen Zeitalter zuordnen, d.h. dem späten 16. und frühen 17. Jahrhundert.

Auf den ersten Eindruck wirkt das Gedicht durch seinen erhöhten Sprachstil und die Metaphern, die eine Wertschätzung für Zeit und Schönheit zum Ausdruck bringen, sehr philosophisch und reflektiert.

Im Mittelpunkt des Gedichts steht ein Vergleich zwischen dem lyrischen Ich und einem reichen Menschen, der Zugang zu einem Schatz hat. Der Reichtum wird als Vergleich für die persönliche Begegnung und Beziehung des lyrischen Ichs zu einem geliebten Menschen gesehen. Die begrenzte und seltene Verfügbarkeit dieses „Schatzes“ erhöht jedoch nur die Freude und die Wertschätzung, die das lyrische Ich dafür empfindet. Es bringt auch zum Ausdruck, dass die seltenen Gelegenheiten, in denen es mit dem Geliebten zusammen ist, es wie ein Fest feiert. Die spärlichen Begegnungen werden als noch wertvoller empfunden und werden mit kostbaren Juwelen verglichen.

Formal folgt das Gedicht dem traditionellen sonettischen Aufbau mit 14 Versen, aufgeteilt in drei vierzeilige Quartette und ein abschließendes zweizeiliges Couplet. Wie bei Shakespeares Sonetten üblich, arbeitet das Gedicht mit dem Reimschema ABAB CDCD EFEF GG und ist im Blankvers (also ungreimten, fünfhebigen Jamben) gehalten.

Die Sprache des Gedichts ist hochgestochen, bildreich und metaphorisch. Der Duktus der Verse und die abstrakte, allegorische Sprache sind typisch für das Genie Shakespeares, der alltägliche Begriffe und Situationen in tiefgründige, philosophische Gedanken und Bilder umformen konnte. Es zeigt sich auch die meisterhafte Fähigkeit Shakespeares, komplexe Emotionen und Gedanken in einen konzisen, jedoch poetischen und wirkungsvollen Ausdruck zu bringen.

Allgemein kann man sagen, dass das lyrische Ich in Shakespeares Sonett 52 durch die Betonung der Kostbarkeit seltener Begegnungen sowohl den Wert von Begrenztheit und Seltenheit hervorhebt, als auch die tiefe Wertschätzung für die geliebte Person bzw. das hier metaphorisch als Schatz (und Fest) bezeichnete Erlebnis zum Ausdruck bringt.

Weitere Informationen

Das Gedicht „Sonett LII.“ stammt aus der Feder des Autors bzw. Lyrikers William Shakespeare. 1564 wurde Shakespeare in Stratford-upon-Avon geboren. Im Zeitraum zwischen 1580 und 1616 ist das Gedicht entstanden. Von der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her lässt sich das Gedicht der Epoche Humanismus, Renaissance & Reformation zuordnen. Bei dem Schriftsteller Shakespeare handelt es sich um einen typischen Vertreter der genannten Epoche. Das vorliegende Gedicht umfasst 100 Wörter. Es baut sich aus nur einer Strophe auf und besteht aus 14 Versen. Weitere bekannte Gedichte des Autors William Shakespeare sind „Sonett C.“, „Sonett CI.“ und „Sonett CII.“. Zum Autor des Gedichtes „Sonett LII.“ haben wir auf abi-pur.de weitere 160 Gedichte veröffentlicht.

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