Sonett L. von William Shakespeare

Nur zögernd zieh’ ich fort mit trägem Gange,
Da, was ich such’ – der müden Reise Ziel –
Mir zeiget, wie dem End’ ich näh’r gelange,
Daß zwischen Freund und mir der Meilen viel.
Das Thier, das fort mich trägt und meinen Schmerz,
Es schreitet matt, als fühlt’s zwiefache Last,
Als kennt’ es ahnend mein bekümmert Herz
Und wüßt’, wie schwer von dir ich geh’ mit Hast.
Nicht wird sein Lauf durch blut’gen Sporn beflügelt,
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Den in die Weichen ich ihm zornig treib’;
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Mir hat den Grimm sein Aechzen bald gezügelt,
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Das weher mir, als Sporen seinem Leib.
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Dies Aechzen rufet meinem Sinn zurück:
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Schmerz liege vor mir, hinter mir mein Glück.
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (24.1 KB)

Details zum Gedicht „Sonett L.“

Anzahl Strophen
1
Anzahl Verse
14
Anzahl Wörter
113
Entstehungsjahr
nach 1580
Epoche
Humanismus, Renaissance & Reformation

Gedicht-Analyse

Das vorliegende Gedicht ist Sonett L. von William Shakespeare, einem englischen Dramatiker und Lyriker, der in der Zeit der Renaissance, genauer gesagt zwischen 1564 und 1616, lebte.

Beim ersten Lesen fällt auf, dass es sich um eine lyrische Reflexion auf eine Reise handelt, welche das lyrische Ich unternimmt. Die Reise scheint sowohl physisch als auch emotional belastend zu sein, da der Sprecher von Schmerz und Erschöpfung spricht.

Inhaltlich ist das Gedicht von einer melancholischen Stimmung geprägt. Das lyrische Ich schildert eine mühsame Reise, auf der es sowohl von physischem als auch von emotionalem Schmerz begleitet wird. Dieser Schmerz findet seinen Ursprung in der Distanz zum Freund, von dem es sich entfernt. Die Vorstellung vom Ziel der Reise und der damit verknüpften Trennung verursacht dem lyrischen Ich so viel Leid, dass sogar das Reittier als Symbol für den physischen Aspekt der Reise, diesen Schmerz spürt und sich schwerfällig bewegt.

Auffällig ist hierbei, dass der Weg des lyrischen Ichs nicht durch physische Gewalt angetrieben wird, sondern von innerem Zwang. Der Schmerz des lyrischen Ichs wird hier als doppelt empfunden - sowohl vom lyrischen Ich selbst als auch von seinem Reittier. Abschließend wirft das lyrische Ich einen wehmütigen Blick zurück auf das zurückgelassene Glück und sieht nur Schmerz vor sich.

Formal handelt es sich bei dem vorliegenden Gedicht um ein Sonett, eine strenge Gedichtform, die aus 14 Versen besteht und hauptsächlich in der Renaissance genutzt wurde. Shakespeares Sonette sind bekannt für ihren sprachlichen Reichtum und die tiefgründige Auseinandersetzung mit emotionalen Zuständen.

Die Sprache des Gedichts ist klar und verständlich, wenn auch von einer gehobenen Sprachebene gekennzeichnet. Durch die Wahl dieser Sprachebene wirkt das Gedicht sehr eindringlich und verleiht den sowohl physisch als auch emotional beschriebenen strapaziösen Zuständen ein hohes Maß an Ernsthaftigkeit. Der Schmerz und das Leid werden durch die bildhafte Sprache und die Personifikation des Reittiers greifbar und authentisch dargestellt.

Zusammenfassend handelt es sich bei diesem Gedicht von Shakespeare um ein tiefgründiges, emotional aufrührendes Werk, das den Schmerz und die Schwere der Trennung und der damit verbundenen Reise eindrucksvoll beschreibt.

Weitere Informationen

Bei dem vorliegenden Text handelt es sich um das Gedicht „Sonett L.“ des Autors William Shakespeare. Shakespeare wurde im Jahr 1564 in Stratford-upon-Avon geboren. In der Zeit von 1580 bis 1616 ist das Gedicht entstanden. Aufgrund der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. der Lebensdaten des Autors kann der Text der Epoche Humanismus, Renaissance & Reformation zugeordnet werden. Der Schriftsteller Shakespeare ist ein typischer Vertreter der genannten Epoche. Das 113 Wörter umfassende Gedicht besteht aus 14 Versen mit nur einer Strophe. Weitere Werke des Dichters William Shakespeare sind „Sonett CL.“, „Sonett CLI.“ und „Sonett CLII.“. Auf abi-pur.de liegen zum Autor des Gedichtes „Sonett L.“ weitere 160 Gedichte vor.

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