Sonett IX. von William Shakespeare

Ist’s Furcht, daß Wittwenaugen um dich leiden,
Wenn grausam dich die Einsamkeit behält? –
O solltest kinderlos du leider scheiden,
Beklagt dich, ein verwittwet Weib, die Welt.
Sie wird als deine Wittwe stets beweinen,
Daß du nicht ließt ein Bild von dir zurück,
Indessen andern Wittwen wohl erscheinen
Des Gatten Formen in des Kindes Blick.
Sieh’, was Vergeudung in der Welt verschwendet,
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Tauscht nur den Ort, denn stets genießt’s die Welt;
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Doch in der Welt zerstörte Schönheit endet,
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Wenn ungebraucht der Braucher sie behält.
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Die Liebe Andrer ist dem nie genaht,
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Der gegen sich wagt solche Mörderthat.
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (24 KB)

Details zum Gedicht „Sonett IX.“

Anzahl Strophen
1
Anzahl Verse
14
Anzahl Wörter
98
Entstehungsjahr
nach 1580
Epoche
Humanismus, Renaissance & Reformation

Gedicht-Analyse

Das vorliegende Gedicht ist Sonett IX von William Shakespeare, einem der bekanntesten englischen Dichter und Dramatiker, der zwischen 1564 und 1616 lebte.

Auf den ersten Blick fällt auf, dass das Gedicht eindringlich und ernst wirkt. Es beschäftigt sich in düsteren Worten mit Einsamkeit, Tod und Mangel an Nachkommenschaft.

Thematisch geht es um das Leid, das entsteht, wenn der Mensch kinderlos stirbt. Das lyrische Ich rückt ins Zentrum, wie die Welt und sie als Witwe die Person nach ihrem Tod betrauern werden, da kein Nachkomme zurückgelassen wurde, auf den sich das Bild der Person übertragen kann. Es wird betont, dass andere Witwen zwar den Schmerz empfinden, aber zumindest den Trost haben, in den Gesichtern ihrer Kinder das Bild ihrer verstorbenen Ehemänner wiederzusehen.

Das lyrische Ich scheint das große Leid zu betonen, das verursacht wird, wenn jemand stirbt, ohne Nachkommen zu hinterlassen. Er argumentiert, dass die Schönheit einer Person, die sich nicht in die Welt fortsetzt, nur von der Welt genossen wird, wenn sie diese verlässt, und dass das Zerstören der eigenen Schönheit durch das Nicht-Weitergeben eine 'Mordtat' gegen das eigene Selbst ist.

Formal handelt es sich um ein Sonett, eine Gedichtform, die häufig von Shakespeare genutzt wurde. Es besteht aus vierzehn Versen, eingeteilt in vier Quartette und ein abschließendes Paar. Die Sprache ist komplex und erfordert eine sorgsame Interpretation. Shakespeare nutzt metaphorische Sprache, um tiefere emotionale und philosophische Themen zu vermitteln. Im gesamten Gedicht wird eine gewisse Dramatik durch die Verwendung von starken Wörtern wie „Mörderthat“, „Vergeudung“ und „Schönheit“ erzeugt.

Zusammenfassend wird in diesem Gedicht die düstere Vorstellung von Sterben ohne Nachkommen dargestellt. Durch die fehlende Fortsetzung des Erbes in Form von Kindern wird dieser Zustand als tragisch und schmerzhaft sowohl für die betroffene Person als auch für die Welt beschrieben. Diese Botschaft wird in hervorragender Form und Sprache vermittelt und demonstriert Shakespeares Fähigkeit, tiefgründige emotionale Zustände zu enthüllen und den Leser zum Nachdenken zu bewegen.

Weitere Informationen

William Shakespeare ist der Autor des Gedichtes „Sonett IX.“. Shakespeare wurde im Jahr 1564 in Stratford-upon-Avon geboren. Im Zeitraum zwischen 1580 und 1616 ist das Gedicht entstanden. Das Gedicht lässt sich anhand der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her der Epoche Humanismus, Renaissance & Reformation zuordnen. Der Schriftsteller Shakespeare ist ein typischer Vertreter der genannten Epoche. Das vorliegende Gedicht umfasst 98 Wörter. Es baut sich aus nur einer Strophe auf und besteht aus 14 Versen. Der Dichter William Shakespeare ist auch der Autor für Gedichte wie „Sonett CIV.“, „Sonett CIX.“ und „Sonett CL.“. Auf abi-pur.de liegen zum Autor des Gedichtes „Sonett IX.“ weitere 160 Gedichte vor.

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