Sonett I. von William Shakespeare

Vom schönsten Wesen wünschen Zuwachs wir,
Damit der Schönheit Rose bleibe ewig jung,
Und wenn der Reifre einstens schied von hier,
Sein Erb’ ihm wahre die Erinnerung.
Doch du, beschränkt auf deinen Flammenblick,
Nährst durch den eignen Brand der Flamme Gluth,
Und bringest Noth in üpp’ger Fülle Glück,
Du selbst dein eigner Feind in seltner Wuth.
Du, der jetzt frischen Schmuck der Welt verleiht,
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Der einz’ge Herold von des Frühlings Reiz,
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Begräbst in eigner Knospe Selbstzufriedenheit,
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Und – zarter Jüngling! – du verschwendst durch Geiz.
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Der Welt erbarm’ dich, sonst schlingst du hinab,
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Was ihr gebührt, durch dich und durch dein Grab.
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (24.1 KB)

Details zum Gedicht „Sonett I.“

Anzahl Strophen
1
Anzahl Verse
14
Anzahl Wörter
102
Entstehungsjahr
nach 1580
Epoche
Humanismus, Renaissance & Reformation

Gedicht-Analyse

Das gegebene Gedicht ist das erste Sonett von William Shakespeare, einem englischen Dichter des 16. und 17. Jahrhunderts. Shakespeares Sonette gelten als ein Höhepunkt der elisabethanischen Lyrik und zeichnen sich durch ihre kraftvolle Sprache und tiefgründige Thematik aus.

Beim ersten Eindruck scheint das Gedicht eine formale und respektvolle Anrede an eine Person von großer Schönheit zu sein. Aber, wie oft bei Shakespeare, ist die Botschaft tiefer und voller Komplexität.

Das Gedicht scheint eine Ermahnung oder einen Appell an jemanden zu sein, seine Schönheit oder Talente nicht zu verschwenden, sondern sie zu nutzen und der Welt zu präsentieren. Das lyrische Ich spricht eine Person an, die als außergewöhnlich schön oder talentiert dargestellt wird. Diese Schönheit oder dieses Talent wird als so mächtig dargestellt, dass es sogar als eine Art lebendiges Feuer gesehen wird, das das Potenzial hat, sowohl zu nähren als auch zu zerstören.

Im Themenkontext meint Shakespeare, das „schönste Wesen“ solle seine Schönheit und Jugend durch Fortpflanzung bewahren und dadurch sein Erbe und seine Erinnerungen weitergeben. Allerdings richtet sich der Sprecher gegen das „schönste Wesen“, das durch seinen Egoismus und seine Selbstbezogenheit seine Schönheit und Jugend vergeudet. Durch diese Selbstbezogenheit wird das „schönste Wesen“ sein eigenes Ende und das Ende seiner Schönheit und Jugend herbeiführen. Daher fordert der Sprecher das „schönste Wesen“ auf, Mitleid mit der Welt zu haben und seine Schönheit und Jugend nicht zu verschwenden.

In Bezug auf die Form und Sprache folgt das Gedicht der traditionellen Struktur eines Sonetts mit vierzehn Versen, aufgeteilt in eine Oktave (die ersten acht Zeilen) und eine Sextette (die letzten sechs Zeilen). Das Gedicht verwendet eine eher formale und ehrerbietende Sprache, typisch für Shakespeares Zeitperiode, und ist voller metaphorischer und symbolischer Bilder, vor allem im Zusammenhang mit Natur und Schönheit.

Shakespeares Gebrauch von bildhafter Sprache, insbesondere von Feuer- und Naturmetaphern, dient dazu, die Schönheit und Kraft der angesprochenen Person zu veranschaulichen und die Wechselwirkung zwischen Schöpfung und Zerstörung zu thematisieren. Dies unterstreicht die tiefe symbolische Bedeutung und den universellen Appell des Gedichts.

Weitere Informationen

Das Gedicht „Sonett I.“ stammt aus der Feder des Autors bzw. Lyrikers William Shakespeare. Shakespeare wurde im Jahr 1564 in Stratford-upon-Avon geboren. Zwischen den Jahren 1580 und 1616 ist das Gedicht entstanden. Eine Zuordnung des Gedichtes zur Epoche Humanismus, Renaissance & Reformation kann aufgrund der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. der Lebensdaten des Autors vorgenommen werden. Der Schriftsteller Shakespeare ist ein typischer Vertreter der genannten Epoche. Das Gedicht besteht aus 14 Versen mit nur einer Strophe und umfasst dabei 102 Worte. Der Dichter William Shakespeare ist auch der Autor für Gedichte wie „Sonett C.“, „Sonett CI.“ und „Sonett CII.“. Auf abi-pur.de liegen zum Autor des Gedichtes „Sonett I.“ weitere 160 Gedichte vor.

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