Weihnachten von Joseph von Eichendorff

Markt und Straßen stehn verlassen,
Still erleuchtet jedes Haus,
Sinnend geh’ ich durch die Gassen,
Alles sieht so festlich aus.
 
An den Fenstern haben Frauen
Buntes Spielzeug fromm geschmückt,
Tausend Kindlein stehn und schauen,
Sind so wunderstill beglückt.
 
Und ich wandre aus den Mauern
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Bis hinaus in’s freie Feld,
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Hehres Glänzen, heil’ges Schauern!
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Wie so weit und still die Welt!
 
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Sterne hoch die Kreise schlingen,
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Aus des Schneees Einsamkeit
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Steigt’s wie wunderbares Singen –
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O du gnadenreiche Zeit!

Das Gedicht entstand vor dem Jahr 1837, ist aber erst nach dem Tod von Eichendorff im Jahr 1864 erschienen

Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (24.6 KB)

Details zum Gedicht „Weihnachten“

Anzahl Strophen
4
Anzahl Verse
16
Anzahl Wörter
80
Entstehungsjahr
vor 1837
Epoche
Romantik

Gedicht-Analyse

Der Autor des Gedichts ist Joseph von Eichendorff, ein namhafter Vertreter der deutschen Romantik, der von 1788 bis 1857 lebte. Das Gedicht „Weihnachten“ lässt sich somit in die Romantik einordnen, eine Epoche von etwa 1795 bis 1848.

Eichendorffs Weihnachtsgedicht erzeugt auf den ersten Blick eine ruhige, friedliche Atmosphäre, die zur besinnlichen Stimmung der Weihnachtszeit passt. Der Autor beschreibt eine weihnachtliche Szenerie, die zunächst von leeren, aber festlich erleuchteten Straßen und Häusern geprägt ist. Frauen schmücken die Fenster mit buntem Spielzeug, auf das Kinder mit staunendem und glücklichem Blick schauen. Dann entflieht das lyrische Ich der Stadt und bewundert die Schönheit und Stille der weiten Welt hinaus in's freie Feld. Das Gedicht endet mit dem Lobgesang auf die Weihnachtszeit, die mit Gnade und Wundern verbunden wird.

Das lyrische Ich scheint eine tiefe Freude und Ehrfurcht für die Schönheit und Stille der Weihnachtszeit auszudrücken. Es bewegt sich durch eine festliche städtische Szene und hinaus in die Einsamkeit der Natur, wo es die heilige Stille der Welt genießt. Im letzten Vers drückt das Gedicht eine tiefe Dankbarkeit und Ehrfurcht für diese „gnadenreiche Zeit“ aus.

Das Gedicht besteht aus vier Strophen mit jeweils vier Versen, was eine klare und übersichtliche Struktur schafft. Es verwendet einfache, aber würdevolle Sprache, die die Stimmung der Ehrfurcht und Heiligkeit verstärkt. Bildhafte Beschreibungen wie „Still erleuchtet jedes Haus“, „Sinnend geh’ ich durch die Gassen“ oder „Steigt’s wie wunderbares Singen“ schaffen eine lebendige, sinnliche Szenerie, die die Leser/innen direkt in die weihnachtliche Atmosphäre eintauchen lässt. Das Gedicht ist geprägt von einem ruhigen Rhythmus, der gut zur ruhigen und besinnlichen Thematik der Weihnachtszeit passt. Die Form und die Sprache des Gedichts tragen dazu bei, die tiefen Emotionen und Eindrücke des lyrischen Ichs zu vermitteln und eine intensive, weihnachtliche Stimmung zu erzeugen.

Weitere Informationen

Das Gedicht „Weihnachten“ stammt aus der Feder des Autors bzw. Lyrikers Joseph von Eichendorff. Im Jahr 1788 wurde Eichendorff geboren. Entstanden ist das Gedicht im Jahr 1837. Erschienen ist der Text in Leipzig. Die Entstehungszeit des Gedichtes bzw. die Lebensdaten des Autors lassen eine Zuordnung zur Epoche Romantik zu. Eichendorff ist ein typischer Vertreter der genannten Epoche.

Die Romantik ist eine kulturgeschichtliche Epoche, die vom Ende des 18. Jahrhunderts bis weit in das 19. Jahrhundert hinein dauerte und sich insbesondere auf den Gebieten der bildenden Kunst, der Literatur und der Musik äußerte. Auch die Gebiete Geschichte, Theologie und Philosophie sowie Naturwissenschaften und Medizin waren von ihren Auswirkungen betroffen. Bis in das Jahr 1804 hinein spricht man in der Literatur von der Frühromantik, bis 1815 von der Hochromantik und bis 1848 von der Spätromantik. Die Zeit der Romantik war für die Menschen in Europa von bedeutenden Umbrüchen geprägt. Die Französische Revolution (1789 - 1799) zog weitreichende Folgen für ganz Europa nach sich. Auch der Fortschritt in Technik und Wissenschaft, der den Beginn des industriellen Zeitalters einläutete, verunsicherte die Menschen und prägte die Gesellschaft. In der Romantik finden sich verschiedene charakteristische Motivkreise. Sehnsucht und Liebe (Blaue Blume) oder das Unheimliche (Spiegelmotiv) sind bedeutende zu benennende Motive. Auch politische Motive wie Weltflucht, Nationalismus und Gesellschaftskritik lassen sich aufzeigen. Das Mittelalter gilt bei den Romantikern als Ideal und wird verherrlicht. Übel und Missstände des Mittelalters bleiben jedoch unbeachtet. Die äußere Form von romantischer Dichtung ist dabei völlig offen. Kein starres Schema grenzt die Literatur ein. Dies steht ganz im Gegensatz zu den strengen Normen der Klassik. In der Romantik entstehen erstmals Sammlungen so genannter Volkspoesie. Bekannte Beispiele dafür sind Grimms Märchen und die Liedersammlung Des Knaben Wunderhorn. Doch bereits unmittelbar nach Erscheinen der Werke wurde die literarische Bearbeitung (Schönung) durch die Autoren kritisiert, die damit ihre Rolle als Chronisten weit hinter sich ließen.

Das vorliegende Gedicht umfasst 80 Wörter. Es baut sich aus 4 Strophen auf und besteht aus 16 Versen. Weitere Werke des Dichters Joseph von Eichendorff sind „Lied“, „Mondnacht“ und „Morgengebet“. Zum Autor des Gedichtes „Weihnachten“ liegen auf unserem Portal abi-pur.de weitere 395 Gedichte vor.

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