Pfannkuchen und Salat von Wilhelm Busch

Von Fruchtomletts da mag berichten
Ein Dichter aus den höhern Schichten.
 
Wir aber, ohne Neid nach oben,
Mit bürgerlicher Zunge loben
Uns Pfannekuchen und Salat.
 
Wie unsere Liese delikat
So etwas backt und zubereitet,
Sei hier in Worten angedeutet.
 
Drei Eier, frisch und ohne Fehl,
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Und Milch und einen Löffel Mehl,
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Die quirlt sie fleißig durcheinand
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Zu einem innigen Verband.
 
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Sodann, wenn Tränen auch ein Übel,
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Zerstückelt sie und mengt die Zwiebel
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Mit Öl und Salz zu einer Brühe,
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Daß der Salat sie an sich ziehe.
 
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Um diesen ferner herzustellen,
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Hat sie Kartoffeln abzupellen.
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Da heißt es, fix die Finger brauchen,
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Den Mund zu spitzen und zu hauchen,
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Denn heiß geschnitten nur allein
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Kann der Salat geschmeidig sein.
 
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Hierauf so geht es wieder heiter
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Mit unserm Pfannenkuchen weiter.
 
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Nachdem das Feuer leicht geschürt,
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Die Pfanne sorgsam auspoliert,
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Der Würfelspeck hineingeschüttelt,
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So daß es lustig brät und brittelt,
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Pisch, kommt darüber mit Gezisch
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Das ersterwähnte Kunstgemisch.
 
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Nun zeigt besonders und apart
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Sich Lieschens Geistesgegenwart,
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Denn nur zu bald, wie allbekannt,
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Ist solch ein Kuchen angebrannt.
 
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Sie prickelt ihn, sie stockert ihn,
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Sie rüttelt, schüttelt, lockert ihn
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Und lüftet ihn, bis augenscheinlich
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Die Unterseite eben bräunlich,
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Die umgekehrt geschickt und prompt
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Jetzt ihrerseits nach oben kommt.
 
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Geduld, es währt nur noch ein bissel,
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Dann liegt der Kuchen auf der Schüssel.
 
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Doch späterhin die Einverleibung,
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Wie die zu Mund und Herzen spricht,
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Das spottet jeglicher Beschreibung,
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Und darum endet das Gedicht.
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (27.2 KB)

Details zum Gedicht „Pfannkuchen und Salat“

Anzahl Strophen
12
Anzahl Verse
46
Anzahl Wörter
238
Entstehungsjahr
nach 1848
Epoche
Biedermeier,
Junges Deutschland & Vormärz,
Realismus

Gedicht-Analyse

Das vorliegende Gedicht stammt von Wilhelm Busch, einem deutschen Dichter und Zeichner des 19. Jahrhunderts, der insbesondere für seine humoristischen und oft satirischen Erzählungen in gereimten Versen bekannt ist. Das hier analysierte Gedicht „Pfannkuchen und Salat“ entstand vermutlich in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts.

Das Gedicht erweckt auf den ersten Blick den Eindruck eines humoristischen Rezeptes. Es wird eine gewöhnliche, bürgerliche Situation beschrieben, die das alltägliche Leben und die Küchenarbeit wiederspiegelt.

Inhaltlich besteht das Gedicht aus einer Schritt-für-Schritt-Anleitung zur Herstellung von Pfannkuchen und Salat, die in der Küche von „unserer Liese“ stattfindet. Es werden sowohl die Zutaten als auch der Prozess der Zubereitung anschaulich dargestellt. Auf humorvolle Weise werden ungeschönte Einblicke in die Alltagsküche gegeben. Das lyrische Ich preist das einfache Leben und das handgemachte Essen und betont dabei die Authentizität und den Genuss dieser bürgerlichen Küche.

Die Form des Gedichts ist variabel, es weist Strophen mit unterschiedlicher Versanzahl auf. Der Reim folgt keinem konsequent einheitlichen Schema, wodurch ein gewisses Maß an Freiheit und Spontaneität zum Ausdruck kommt. Das passt zur Darstellung der lebhaften Küchenszene und betont den lebendigen, humorvollen Charakter der Verse.

Die Sprache des Gedichts ist einfach und alltagsnah und enthält gleichzeitig zahlreiche humorvolle und bildhafte Formulierungen. Die Darstellung des Kochprozesses erfolgt auf eine Weise, die die hohe Kunst der bürgerlichen Küche betont, während gleichzeitig die Schwierigkeiten und kleinen Widrigkeiten dieses Prozesses humorvoll und liebevoll wiedergegeben werden.

Zusammenfassend ist „Pfannkuchen und Salat“ ein humorvolles Gedicht, das den Genuss des einfachen Lebens und der bürgerlichen Küche feiert. Dabei verwendet Busch eine lebendige Sprache und Form, die das alltägliche Leben auf liebevolle und humorvolle Weise darstellt. Das Gedicht zeigt, dass die vermeintlich einfachen Dinge des Lebens die wahren Freuden sein können.

Weitere Informationen

Wilhelm Busch ist der Autor des Gedichtes „Pfannkuchen und Salat“. 1832 wurde Busch in Wiedensahl geboren. Im Zeitraum zwischen 1848 und 1908 ist das Gedicht entstanden. Erschienen ist der Text in Wiesbaden u. Berlin. Von der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her lässt sich das Gedicht den Epochen Biedermeier, Junges Deutschland & Vormärz, Realismus, Naturalismus oder Moderne zuordnen. Bitte überprüfe unbedingt die Richtigkeit der Angaben zur Epoche bei Verwendung. Die Zuordnung der Epochen ist ausschließlich auf zeitlicher Ebene geschehen. Das vorliegende Gedicht umfasst 238 Wörter. Es baut sich aus 12 Strophen auf und besteht aus 46 Versen. Weitere bekannte Gedichte des Autors Wilhelm Busch sind „Also hat es dir gefallen“, „Auf Wiedersehn“ und „Auf den Sonntag früh Morgen“. Zum Autor des Gedichtes „Pfannkuchen und Salat“ liegen auf unserem Portal abi-pur.de weitere 208 Gedichte vor.

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