Es wohnt ein Markgraf an dem Rhein von Wilhelm Busch

Es wohnt ein Markgraf an dem Rhein,
Der hat drei schöne Töchterlein.
Die ersten beiden heirathen früh,
Die dritte hat’s mit Sorg und Müh.
Sie kam vor ihrer Schwester Thür,
Ach, braucht ihr keine Dienstmagd hier?
Ach, Mädchen, du bist hübsch und fein,
Du liebst ja nur den Herrn allein.
Ach nein! Ach nein! Das thu ich nicht,
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Ich will erfüllen meine Pflicht.
 
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Sie miethet das Mädchen auf ein Jahr,
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Das Mädchen dient ihr sieben Jahr.
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Und als die sieben Jahr rummer waren,
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Da war das Mädchen schwach und krank.
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Sag, Mädchen, wenn du krank willst sein,
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Sag, welches deine Eltern sein?
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Mein Vater ist Markgraf am Rhein,
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Ich bin sein jüngstes Töchterlein.
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Ach nein, mein Kind, das glaub ich nicht,
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Daß du meine jüngste Schwester bist.
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Und so du das nicht glauben willst,
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So geh nach meiner Kiste hin,
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Darin wird es geschrieben stehn,
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Du kannst es mit deinen Augen sehn.
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Und als sie vor die Kiste kam,
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Da wurden ihr die Wangen naß,
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Da fing sie an zu weinen.
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Ach, bring mir Bier, ach bring mir Wein!
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Dies ist mein jüngstes Schwesterlein.
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Ach, Schwester, hättest du es eher gesagt,
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Die königlichen Kleider hättest du sollen tragen.
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (25.2 KB)

Details zum Gedicht „Es wohnt ein Markgraf an dem Rhein“

Anzahl Strophen
2
Anzahl Verse
31
Anzahl Wörter
199
Entstehungsjahr
nach 1848
Epoche
Biedermeier,
Junges Deutschland & Vormärz,
Realismus

Gedicht-Analyse

Das vorgelegte Gedicht „Es wohnt ein Markgraf an dem Rhein“ ist von Wilhelm Busch. Busch war ein deutscher Dichter und Zeichner und lebte in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts.

Beim ersten Lesen des Gedichtes hinterlässt es einen melancholischen Eindruck. Es beschreibt die Geschichte einer adligen Familie, in der sich die jüngste Tochter in eine tragische Situation begibt.

Der Inhalt des Gedichts erzählt die Geschichte von drei Töchtern eines Markgrafen. Die älteren Schwestern heiraten früh, während die jüngste Schwierigkeiten hat und schließlich als Dienstmagd bei ihrer älteren Schwester endet. Sie arbeitet sieben Jahre lang ohne ihre wahre Identität preiszugeben, bis sie schließlich krank wird. Erst dann wird ihre wahre Identität von ihrer Schwester erkannt und bedauert, dass sie nicht als adliges Mädchen behandelt wurde.

Was das lyrische Ich sagen möchte, ist nicht ganz klar, da es nicht direkt im Gedicht vorkommt. Allerdings könnte es eine Kritik an den damaligen Gesellschaftsbedingungen und Rollenbildern sein, die es einer jungen Frau ermöglichten, in so eine Situation zu geraten.

In Bezug auf Form und Sprache des Gedichts fällt auf, dass es in einfacher, direkter Sprache geschrieben ist und der Rhythmus und Reim das Vorlesen und Verstehen erleichtern. Die Verse sind meist vierhebig und reimend. Die Strophenlängen sind ungleich, was auf eine erzählende und weniger formgebundene Dichtung schließen lässt.

Insgesamt ist das Gedicht von Busch eine tragische Erzählung, die in einfacher Sprache vielleicht auch soziale Ungerechtigkeiten und Rollenzwänge kritisiert, indem sie ihre tragischen Auswirkungen auf das Leben eines jungen Mädchens zeigt.

Weitere Informationen

Der Autor des Gedichtes „Es wohnt ein Markgraf an dem Rhein“ ist Wilhelm Busch. Der Autor Wilhelm Busch wurde 1832 in Wiedensahl geboren. Die Entstehungszeit des Gedichtes liegt zwischen den Jahren 1848 und 1908. München ist der Erscheinungsort des Textes. Anhand der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her kann der Text den Epochen Biedermeier, Junges Deutschland & Vormärz, Realismus, Naturalismus oder Moderne zugeordnet werden. Vor Verwendung der Angaben zur Epoche prüfe bitte die Richtigkeit. Die Zuordnung der Epochen ist ausschließlich auf zeitlicher Ebene geschehen und daher anfällig für Fehler. Das Gedicht besteht aus 31 Versen mit insgesamt 2 Strophen und umfasst dabei 199 Worte. Weitere Werke des Dichters Wilhelm Busch sind „Auf den Sonntag früh Morgen“, „Bedächtig“ und „Befriedigt“. Zum Autor des Gedichtes „Es wohnt ein Markgraf an dem Rhein“ liegen auf unserem Portal abi-pur.de weitere 208 Gedichte vor.

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