Es ging der fromme Herr Kaplan von Wilhelm Busch

1	Es ging der fromme Herr Kaplan,
2	Nachdem er bereits viel Gutes getan,
3	In stiller Betrachtung der schönen Natur
4	Einst zur Erholung durch die Flur.
5	Und als er kam an den Waldessaum,
6	Da rief der Kuckuck lustig vom Baum:
7	Wünsch guten Abend, Herr Kollege!
8	Der Storch dagegen, nicht weit vom Wege,
9	Steigt in der Wiese auf und ab
10	Und spricht verdrießlich: Plapperapapp!
11	Gäb‘s lauter Pfaffen lobesam,
12	Ich wäre längst schon flügellahm!
13	Man sieht, daß selbst der frömmste Mann
14	Nicht allen Leuten gefallen kann.

Details zum Gedicht „Es ging der fromme Herr Kaplan“

Gedicht-Analyse

Das Gedicht „Es ging der fromme Herr Kaplan“ wurde von Wilhelm Busch verfasst, einem deutschen Dichter und Zeichner, bekannt für seine humoristischen und satirischen Werke. Das Gedicht kann in die Zeit des Realismus eingegliedert werden, einer Periode, in der Busch mit seinen spöttischen und kritischen Werken großen Erfolg hatte.

Auf den ersten Blick scheint das Gedicht eine humorvolle Erzählung zu sein, in der ein frommer Kaplan durch die Natur geht und auf Tiere trifft, die unterschiedlich auf ihn reagieren. Bei genauerer Betrachtung stellt sich jedoch heraus, dass sich hinter der Erzählung eine kritische Botschaft verbirgt.

Inhaltlich geht es in dem Gedicht darum, dass der fromme Kaplan, trotz all seiner guten Taten, von den Tieren in der Natur unterschiedlich wahrgenommen wird. Der Kuckuck begrüßt ihn freundlich, während der Storch ihm gegenüber eher abweisend ist. Aus dieser Konfrontation leitet das lyrische Ich die Erkenntnis ab, dass selbst die frömmsten Menschen nicht allen gefallen können.

Die Aussage des Gedichts ist jedoch weniger eine simple Feststellung dieses Sachverhalts als vielmehr eine Kritik an der Unvermeidbarkeit von Meinungsverschiedenheiten und der Unmöglichkeit, es allen recht zu machen – sogar wenn man, wie der Kaplan, fromm ist und viele gute Taten vollbringt. Das Gedicht zeichnet somit ein Bild von einer Welt, in der unterschiedliche Ansichten und Meinungen unvermeidbar sind und jeder, unabhängig von seinen Leistungen und Tugenden, mit Kritik konfrontiert wird.

Die Form des Gedichts ist gekennzeichnet durch zwei Strophen, deren Versmaß und Reimschema variieren. Dabei ist der Sprachstil schlicht und klar, was typisch für Busch ist. Der Humor und die Satire des Gedichts werden vor allem durch die ironische Darstellung der Tiere und der Gespräche zwischen ihnen und dem Kaplan erzeugt.

Im Ganzen gesehen, beleuchtet „Es ging der fromme Herr Kaplan“ die menschliche Natur in einem humorvoll-kritischen Licht und zeigt, wie schwer es ist, allen Menschen zu gefallen - trotz bester Absichten und Taten.

Weitere Informationen

Bei dem vorliegenden Text handelt es sich um das Gedicht „Es ging der fromme Herr Kaplan“ des Autors Wilhelm Busch. Busch wurde im Jahr 1832 in Wiedensahl geboren. Die Entstehungszeit des Gedichtes liegt zwischen den Jahren 1848 und 1908. Wiesbaden u. Berlin ist der Erscheinungsort des Textes. Eine Zuordnung des Gedichtes zu den Epochen Biedermeier, Junges Deutschland & Vormärz, Realismus, Naturalismus oder Moderne kann aufgrund der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. der Lebensdaten des Autors vorgenommen werden. Die Zuordnung der Epochen ist ausschließlich auf zeitlicher Basis geschehen. Bitte überprüfe unbedingt die Richtigkeit der Angaben bei Verwendung. Das Gedicht besteht aus 14 Versen mit insgesamt 2 Strophen und umfasst dabei 83 Worte. Weitere bekannte Gedichte des Autors Wilhelm Busch sind „Als Christus der Herr in Garten ging“, „Als er noch krause Locken trug“ und „Also hat es dir gefallen“. Auf abi-pur.de liegen zum Autor des Gedichtes „Es ging der fromme Herr Kaplan“ weitere 208 Gedichte vor.

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Zum Autor Wilhelm Busch sind auf abi-pur.de 208 Dokumente veröffentlicht. Alle Gedichte finden sich auf der Übersichtsseite des Autors.