Eröffnungshymne von Ludwig Thoma

Was ist schwärzer als die Kohle?
Als die Tinte? Als der Ruß?
Schwärzer noch als Rab’ und Dohle
Und des Negers Vorderfuß?
Sag’ mir doch, wer dieses kennt!
– Bayerns neues Parlament.
 
Und wo sind die dicksten Köpfe?
Dicke Köpfe gibt es viel,
Denken wir nur an Geschöpfe
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Wie Rhinozeross’ im Nil.
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Dick’re hat – o Sakrament! –
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– Bayerns neues Parlament.
 
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Wer ist frömmer als die Taube?
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Als die milchgefüllte Kuh?
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Als der Kapuzinerglaube
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Und das fromme Lamm dazu?
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Frömmer ist das Regiment
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In dem neuen Parlament.
 
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Und was ist das Allerdümmste?
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Schon noch dümmer als wie dumm?
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Sagt mir gleich das Allerschlimmste,
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Aber ratet nicht herum!
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Sag’ mir endlich, wer es kennt!
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Himmelherrgottsakrament!!
 
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Peter Schlemihl
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (24.6 KB)

Details zum Gedicht „Eröffnungshymne“

Autor
Ludwig Thoma
Anzahl Strophen
5
Anzahl Verse
25
Anzahl Wörter
114
Entstehungsjahr
1905
Epoche
Moderne

Gedicht-Analyse

Das Gedicht „Eröffnungshymne“ stammt von Ludwig Thoma, einem deutschen Schriftsteller und Redakteur, der von 1867 bis 1921 lebte. Thoma wird der bayerischen Heimatliteratur zugeordnet und war auch als Redakteur der satirischen Zeitschrift „Simplicissimus“ bekannt.

Das Gedicht vermittelt auf den ersten Blick einen humorvollen, satirischen Eindruck. Es besteht aus vier Sechszeilen-Strophen und einer abschließenden Einzeiler-Strophe. In der ersten Strophe greift Thoma das Motiv der Schwärze auf, indem er verschiedene Dinge aufzählt, die von Natur aus schwarz sind, um dann zum Schluss festzustellen, dass Bayerns neues Parlament noch schwärzer ist.

In der zweiten und dritten Strophe werden diese Motive weitergeführt. Stets stellt das lyrische Ich Vergleiche auf, indem es zunächst eine allgemeine Frage stellt, dann verschiedene Beispiele liefert und schließlich das neue Parlament als schlimmstes aller Beispiele präsentiert. Thoma spielt hierbei auf die vermeintliche Dummheit und religiöse Scheinheiligkeit der Parlamentarier an.

Im vierten Abschnitt wird dieser Ton noch verwirrender. Die bereits sarkastischen Vergleiche erreichen einen Höhepunkt, wenn das lyrische Ich fragt, was „das Allerdümmste“ ist und aufgeforderte wird, nicht herumzuraten. Schließlich bricht die Melodik der vorherigen Strophen mit einem aufgebrachten Ausruf ab („Himmelherrgottsakrament!!“).

Das Gedicht endet überraschend mit dem Einwortvers „Peter Schlemihl“, eine möglicherweise ironische Anspielung auf den „unglücklichen“ Charakter in Adelbert von Chamissos berühmten literarischen Werk von 1813.

Formal folgt das Gedicht keinem festen Reimschema oder Metrum, was ihm einen freien, gesprächsartigen Charakter verleiht. Der Sprachgebrauch ist typisch für Ludwig Thoma: humorvoll, bildhaft und leicht verständlich mit gelegentlichen derben Ausdrücken.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Ludwig Thoma in der „Eröffnungshymne“ das neu gewählte Parlament auf sarkastische Weise kritisiert und dabei humorvoll und zugleich scharfzüngig diverse menschliche Schwächen aufdeckt. Obwohl das Gedicht auf den ersten Blick unterhaltsam erscheint, so enthält es doch eine ernsthafte Kritik an politischer Dummheit, Scheinheiligkeit und Korruption.

Weitere Informationen

Bei dem vorliegenden Text handelt es sich um das Gedicht „Eröffnungshymne“ des Autors Ludwig Thoma. 1867 wurde Thoma in Oberammergau geboren. Entstanden ist das Gedicht im Jahr 1905. München ist der Erscheinungsort des Textes. Die Entstehungszeit des Gedichtes bzw. die Lebensdaten des Autors lassen eine Zuordnung zur Epoche Moderne zu. Bei Verwendung der Angaben zur Epoche prüfe bitte die Richtigkeit der Zuordnung. Die Auswahl der Epoche ist ausschließlich auf zeitlicher Ebene geschehen und muss daher nicht unbedingt richtig sein. Das 114 Wörter umfassende Gedicht besteht aus 25 Versen mit insgesamt 5 Strophen. Die Gedichte „Jahreswende“, „Karneval“ und „Neujahr bei Pastors“ sind weitere Werke des Autors Ludwig Thoma. Zum Autor des Gedichtes „Eröffnungshymne“ liegen auf unserem Portal abi-pur.de keine weiteren Gedichte vor.

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