Silvesternacht von Ludwig Thoma

Und nun, wenn alle Uhren schlagen,
So haben wir uns was zu sagen,
Was feierlich und hoffnungsvoll
Die ernste Stunde weihen soll.
 
Zuerst ein Prosit in der Runde!
Ein helles, und aus frohem Munde!
Ward nicht erreicht ein jedes Ziel,
Wir leben doch, und das ist viel.
 
Noch einen Blick dem alten Jahre,
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Dann legt es auf die Totenbahre!
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Ein neues grünt im vollen Saft,
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Ihm gelte unsre ganze Kraft!
 
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Wir fragen nicht: Was wird es bringen?
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Viel lieber wollen wir es zwingen,
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Daß es mit uns nach vorne treibt,
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Nicht rückwärts geht, nicht stehen bleibt.
 
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Nicht schwächlich, was sie bringt, zu tragen,
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Die Zeit zu lenken, laßt uns wagen!
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Dann hat es weiter nicht Gefahr.
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In diesem Sinne: Prost Neujahr!
 
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Peter Schlemihl
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (24.5 KB)

Details zum Gedicht „Silvesternacht“

Autor
Ludwig Thoma
Anzahl Strophen
6
Anzahl Verse
21
Anzahl Wörter
123
Entstehungsjahr
1912
Epoche
Moderne,
Expressionismus

Gedicht-Analyse

Das Gedicht „Silvesternacht“ wurde von Ludwig Thoma verfasst, einem deutschen Autor, der von 1867 bis 1921 lebte. Somit lässt sich das Werk in die literarische Epoche der Moderne einordnen.

Beim ersten Eindruck wirkt das Gedicht feierlich und auf eine positive Weise ernst. Es handelt von der Feier des Silvesterabends und dem Übergang von einem alten Jahr zum neuen. Dabei legt das lyrische Ich großen Wert auf die Anerkennung sowohl der Vergangenheit als auch der Zukunft.

Thoma beginnt mit der Betonung der Bedeutung der anstehenden Stunde – dem Beginn des neuen Jahres – und illustriert, dass es einen besonderen Moment für konstruktive Gespräche und feierliches Beisammensein gibt. In dieser Phase weist das lyrische Ich auf die Bedeutung des gemeinsamen Feierns hin und bringt zum Ausdruck, dass das Leben selbst schon ein Grund zum Feiern ist, unabhängig davon, ob alle Ziele erreicht wurden oder nicht. Es wird dann ein Blick zurück auf das alte Jahr geworfen und es wird dargestellt, wie es dem „Tod“ entgegengeht, während ein neues Jahr mit voller Kraft anbricht. Anschließend drückt das lyrische Ich die Einstellung aus, dass wir uns nicht passive Fragen stellen sollten, was das neue Jahr bringt, sondern lieber aktiv in die Gestaltung der Zukunft eingreifen sollten. Schließlich wird Mut ausgedrückt, die Herausforderungen des neuen Jahres zu bewältigen und die Zeit selbst zu steuern.

Formal besteht das Gedicht aus fünf vierzeiligen Strophen, die jeweils durch einen Kreuzreim verknüpft sind, und endet mit einem einzelnen Vers. Es hat eine rhythmische Struktur, die dem Inhalt eine festliche Lebensfreude verleiht. Die Sprache ist klar und einfach, was die Zugänglichkeit des Gedichts für verschiedene Leser unterstützt.

Die letzte Zeile erweckt etwas Verwirrung und Lebhaftigkeit, indem ein Charakter namens „Peter Schlemihl“ eingeführt wird, der in Adelbert von Chamissos Roman „Peter Schlemihls wundersame Geschichte“ seine Seele für materiellen Reichtum verkauft. Es könnte eine ironische Bemerkung oder ein Verweis auf jemanden sein, der das Leben allzu ernst nimmt und vergisst, die gegenwärtigen Momente zu genießen. Insgesamt drückt das Gedicht jedoch eine optimistische und proaktive Ansicht über den Jahreswechsel aus und ermutigt uns, die Kontrolle über unser eigenes Schicksal zu übernehmen.

Weitere Informationen

Der Autor des Gedichtes „Silvesternacht“ ist Ludwig Thoma. 1867 wurde Thoma in Oberammergau geboren. Entstanden ist das Gedicht im Jahr 1912. Erscheinungsort des Textes ist München. Eine Zuordnung des Gedichtes zu den Epochen Moderne oder Expressionismus kann aufgrund der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. der Lebensdaten des Autors vorgenommen werden. Die Zuordnung der Epochen ist ausschließlich auf zeitlicher Basis geschehen. Bitte überprüfe unbedingt die Richtigkeit der Angaben bei Verwendung. Das vorliegende Gedicht umfasst 123 Wörter. Es baut sich aus 6 Strophen auf und besteht aus 21 Versen. Weitere bekannte Gedichte des Autors Ludwig Thoma sind „Karneval“, „Neujahr bei Pastors“ und „Weihnachten“. Zum Autor des Gedichtes „Silvesternacht“ haben wir auf abi-pur.de keine weiteren Gedichte veröffentlicht.

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