Weihnachten von Ludwig Thoma
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Christabend. |
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Knirschender Schnee. |
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Eisige Blumen |
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An allen Fenstern. |
5 |
Wie sitzt es sich wohlig |
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Im warmen Zimmer |
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Hinter der dampfenden |
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Punschterrine, |
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Lachende Augen um mich herum. |
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Fröhliche Worte |
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Und frohe Herzen. |
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Ei, Kinder, wie ist das behaglich! |
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Da wird einem warm, |
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Ruft Erinnerung wach |
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An die helle, freundliche Jugendzeit. |
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Und weißt du es noch? |
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Und wie ’s damals war |
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In dem alten, traulichen Försterhaus? |
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Das will ich erzählen. |
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In der Winternacht, |
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Die Berge wie riesige Zuckerhüte, |
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Mit Demanten bestreut, |
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Und alle die Tannen |
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Mit Reif bedeckt, |
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Ein Glitzern und Flimmern |
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Um Strauch und Baum, |
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Als hätten die Englein, |
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Den Herrn zu ehren, |
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Viel tausend Lichter |
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Rings aufgesetzt. |
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Und die Sterne funkeln |
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So mild und hell. |
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Drinnen im Haus |
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Die kleine Schar |
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Erwartungsfreudig, voll Ungeduld. |
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Da führt uns die Mutter |
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Zum Fenster hinan. |
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In banger Scheu |
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Blicken die glänzenden Kinderaugen |
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In das Glitzern und Flimmern, |
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In die schweigende Nacht. |
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Und horcht! |
43 |
Ein Singen und Klingen |
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Geht durch die Luft, |
45 |
Christkindlein kommt, |
46 |
Christkindlein zieht durch den Wald, |
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Wie klopfen die Herzen! |
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Wie glühen die Wangen! |
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Schon ist es da, |
50 |
Öffnet die Tür, |
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Und im hellen Schein |
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Strahlet wieder der Weihnachtsbaum! |
53 |
Jubelnde Stimmen. |
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Glückliche Kinder. |
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Wißt Ihr es noch? |
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Wißt Ihr, wie ’s damals war? |
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Stille wird es im Kreise, |
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Und in jedem erwacht |
59 |
Mächtig Erinnerung |
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An die helle, |
61 |
An die sonnige Jugendzeit. |
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Alle schweigen. Nur eine spricht, |
63 |
Nur ein älteres Fräulein spricht. |
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Seufzend sagt sie, wer so erzählt, |
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Hat doch eigentlich ein Gemüt, |
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Und er sollte, sobald es geht, |
67 |
Sich verheiraten. |
Details zum Gedicht „Weihnachten“
Ludwig Thoma
1
67
248
nach 1883
Realismus,
Naturalismus,
Moderne
Gedicht-Analyse
Das Gedicht „Weihnachten“ wurde von Ludwig Thoma verfasst, der von 1867 bis 1921 lebte und somit der Epoche der Moderne zuzuordnen ist.
Auf den ersten Blick wird eine warme, heimelige und fröhliche Weihnachtsstimmung erzeugt. Das Gedicht wirkt nostalgisch und erinnert an vergangene, glückliche Weihnachtsfeste.
Im Gedicht erzählt das lyrische Ich von einem heimeligen Weihnachtsabend. Dieser wird zunächst in seinem gegenwärtigen Kontext geschildert, mit knirschendem Schnee draußen und Wärme, Lachen und Freude im Inneren des Hauses. In Verbindung mit dem angenehmen Gesellschaftsgefühl im Raum ruft dies beim Erzähler Erinnerungen an die Jugend wach. Der lyrische Protagonist schildert vergangene Weihnachten im Försterhaus, mit der Mutter, die die Kinder zum Fenster führt, um das Christkind im schneebedeckten Wald zu suchen. Die Atmosphäre ist erwartungsvoll und freudig und der Weihnachtsbaum erstrahlt im hellen Schein. Das Gedicht schließt mit dem Hinweis, dass diese nostalgische Erzählung auf einen verheirateten Zustand hinweist.
Hinsichtlich der Form ist zu beachten, dass das Gedicht frei vers ist und sich nicht an ein bestimmtes Metrum oder Reimschema hält. Dies stärkt die Flüssigkeit und den gesprächsartigen Charakter der Erzählung. Die Sprache ist bildhaft und farbenfroh und vermittelt ein detailliertes Bild von der beschworenen Szenerie. Eindrücklich zeigt sich dies anhand der winterlichen Landschaft, die mit reichem Reif, glitzernden Diamanten und tausenden aufgesteckten Lichtern detailreich und leicht verständlich beschrieben wird. Begriffe wie „knirschender Schnee“, „eisige Blumen“ oder „Zuckerhüte“ deuten auf eine Referenz zur Volksdichtung hin und verleihen dem Text eine bildliche Plastizität.
Insgesamt scheint das Gedicht auf eine nostalgische Idealisierung der Weihnachtszeit und der Kindheit hinzudeuten. Es steht damit exemplarisch für Themas „Kindheitserinnerungen“ und die romantische Idealbildung sowie für die in der Lyrik der Moderne häufige Auseinandersetzung mit der Vergangenheit und dem Verlust von scheinbar heilen Welten.
Weitere Informationen
Ludwig Thoma ist der Autor des Gedichtes „Weihnachten“. Thoma wurde im Jahr 1867 in Oberammergau geboren. Die Entstehungszeit des Gedichtes liegt zwischen den Jahren 1883 und 1921. Der Erscheinungsort ist München. Eine Zuordnung des Gedichtes zu den Epochen Realismus, Naturalismus, Moderne, Expressionismus, Avantgarde / Dadaismus oder Literatur der Weimarer Republik / Neue Sachlichkeit kann aufgrund der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. der Lebensdaten des Autors vorgenommen werden. Bitte überprüfe unbedingt die Richtigkeit der Angaben zur Epoche bei Verwendung. Die Zuordnung der Epochen ist ausschließlich auf zeitlicher Ebene geschehen. Das 248 Wörter umfassende Gedicht besteht aus 67 Versen mit nur einer Strophe. Ludwig Thoma ist auch der Autor für Gedichte wie „Jahreswende“, „Karneval“ und „Neujahr bei Pastors“. Zum Autor des Gedichtes „Weihnachten“ liegen auf unserem Portal abi-pur.de keine weiteren Gedichte vor.
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