Kinderlied von Ferdinand Freiligrath

Weihnacht ist ein schönes Fest,
Schön für Hohe, schön für Niedre!
Keiner, den es traurig läßt,
Wie auch sonst die Welt ihn widre!
Doch beinah' noch größern Spaß
Macht uns jetzt Sankt Nikolas
Nikolaus, ja, der Biedre!
 
Niklas ist ein braver Mann,
Herzensgut und mild von Sitten;
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Niklas hat ein Renngespann
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Und dahinter einen Schlitten.
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Hoch im Norden steht sein Haus;
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Reiche Gaben teilt er aus,
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Wenn die Kinder hübsch ihn bitten.
 
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Spielwerk hat er mancher Art,
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Sterne, Bänder, goldne Krippchen!
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Streicht ihm freundlich drum den Bart,
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Seid drum artig, liebe Bübchen!
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Wer ihn recht zu hätscheln weiß,
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Eia, kriegt den besten Preis
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Eins von seinen Zuckerpüppchen!
 
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Eia, sind sie doch wie Wachs
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Blond von Haaren, glatt von Wangen!
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In den Tiefen seines Sacks
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Schmunzelnd hält er sie gefangen,
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Putzt sie aus mit Zobelschur,
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Und in Juchten, denkt euch nur,
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Läßt er ihre Füßchen prangen!
 
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Mit der nächsten Schlittenbahn
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Kommt er angerutscht aus Norden;
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Offen liegt vor ihm der Plan,
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Denn der Pol' ist matt geworden.
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Der mit Säbel und mit Spieß
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Mürrisch sonst zurück ihn wies,
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Kniet jetzt auf der Weichsel Borden.
 
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Und so ist er bald denn da,
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Wie auch Elb' und Oder flute!
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Kinderchen, seid artig ja,
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Denn - auch strafen kann der Gute!
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Ja, seid brav, sonst gibt er euch
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Eia, wer erschrickt denn gleich?
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Mein' ich doch ja nur; die - Rute!
 
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Wohl den Kindern weit und breit,
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Die den Wackern liebend ehren!
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Die zu dieser bösen Zeit
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Ganz als Kinder ihm gehören!
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Die als Onkel und Papa
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Zu dir aufschaun, Nikola
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Ihnen wirst den Sack du leeren!
 
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Drum gebückt euch und geschmiegt,
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Recht mit kindlichem Gemüte,
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Bis es rings nach Juchten riecht,
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Wie im Mai nach Äpfelblüte!
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Bis in echtem Zobelhaar
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Überall und immerdar
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Wir uns freuen seiner Güte!
 
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Weihnacht ist ein schönes Fest,
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Schön für Hohe, schön für Niedre!
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Keiner, den es traurig läßt,
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Wie auch sonst die Welt ihn widre!
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Doch den allermeisten Spaß
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Macht uns jetzt Sankt Nikolas
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Nikolaus, ja, der Biedre!
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (28 KB)

Details zum Gedicht „Kinderlied“

Anzahl Strophen
9
Anzahl Verse
63
Anzahl Wörter
331
Entstehungsjahr
1844
Epoche
Junges Deutschland & Vormärz

Gedicht-Analyse

Bei dem vorliegenden Text handelt es sich um das Gedicht „Kinderlied“ des Autors Ferdinand Freiligrath. Geboren wurde Freiligrath im Jahr 1810 in Detmold. Die Entstehungszeit des Gedichtes geht auf das Jahr 1844 zurück. Anhand der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her kann der Text der Epoche Junges Deutschland & Vormärz zugeordnet werden. Bei Freiligrath handelt es sich um einen typischen Vertreter der genannten Epoche. Das Gedicht besteht aus 63 Versen mit insgesamt 9 Strophen und umfasst dabei 331 Worte. Der Dichter Ferdinand Freiligrath ist auch der Autor für Gedichte wie „Freie Presse“, „Springer“ und „Von unten auf“. Zum Autor des Gedichtes „Kinderlied“ haben wir auf abi-pur.de weitere 65 Gedichte veröffentlicht.

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