Am Birkenbaum. von Ferdinand Freiligrath
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Der junge Jäger am Waldrand saß, |
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Am Waldrand auf der Haar. |
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Wie Blut schon die Blätter, gebleicht das Gras, |
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Doch der Himmel sonnig und klar. |
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Er sprach: die Bracken zieh’n sich zur Möhne! |
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Vergebens mich auf den Fuchs gefreut! |
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Fern, immer ferner des Hornes Töne – |
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Kein Schuß mehr fällt auf dem Brandholz heut! |
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Ob ich nach nur schlend’re? Den Teufel auch! |
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Ich lob’ mir im Sonnenschein |
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Das Eckchen hier am Wachholderstrauch |
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Und den grauen, moosigen Stein! |
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Drauf streck’ ich mich aus, den nehm’ ich zum Polster, |
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An die Buche lehn’ ich mein Doppelgewehr! |
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Und nun aus dem Dichterwinkel der Holster, |
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Mein Jagdgenosse, mein Byron, komm her! – |
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Und er nimmt seinen Weidsack, und langt sie herfür, |
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Die ihn öfters begleitete schon, |
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Die höchst unwürd’ge auf Löschpapier, |
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Die Zwickauer Edition. |
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Den Mazeppa hat er sich aufgeschlagen: |
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Muß sehn, ob ich’s deutsch nur reimen kann! |
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Mögen immer die Andern lachen und sagen: |
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Ha ha, der lateinische Jägersmann! |
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Er lies’t – er sinnt – nun schreibt er sich’s auf; |
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Nun scheint er so recht im Fluß – |
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Da nimmt er vor Freuden den Doppellauf, |
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Und thut in die Luft einen Schuß. |
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So hat er es lange Stunden getrieben, |
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Ein närrischer Kauz, ein Stück Poet, |
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Bis ihm, mit Bleistift flott geschrieben, |
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Ein saub’rer Anfang im Taschenbuch steht. |
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Er reibt sich die Hände: – Und nun nach Haus! |
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Zwei Stunden noch hab’ ich zu gehn; |
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Nur ein einzig Mal noch hinab und hinaus |
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In die Ebene will ich spähn; |
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Will mir Schimmer und Duft in die Seele saugen, |
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Daß sie Freude noch und zu zehren hat, |
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Wenn mir wieder die fernedurstigen Augen |
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Auf Wochen einengt die graue Stadt. |
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Da liegt sie finster mit Thürmen und Wall, |
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Die mich lehren soll den Erwerb, |
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Die mich grämlich sperrt in der Prosa Stall, |
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Und dichten heißt Zeitverderb! |
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Wenn ich manchmal nicht auf den Rappen müßte, |
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Hätt’ ich manchmal nicht einen Jagdtag frei, |
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Einen Tag, wie heut’ – Schwerenoth, ich wüßte |
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Keinen Rath meiner heimlichen Reimerei! |
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Da liegt sie – herbstlicher Duft ihr Kleid – |
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In der Abendsonne Brand! |
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Und hinter ihr, endlos, meilenweit, |
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Das leuchtende Münsterland! |
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Ein Blitz, wie Silber – das ist die Lippe! |
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Links hier des Hellwegs goldene Au! |
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Und dort zur Rechten, über’m Gestrüppe, |
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Das ist meines Osnings dämmerndes Blau! |
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Eine Fläche das! so denk’ ich mir, war |
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Die Flur, die Mazeppa durchsprengt! |
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Oder jene, drauf der russische Czar |
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Den schwedischen Karl gedrängt! |
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Zwar – milder und üppiger ist die Vörde, |
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Doch wir haben auch Haidegrund und Moor |
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Und wilden Busch auf der rothen Erde – |
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Ob auch hier schon wer eine Schlacht verlor? |
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– So denkt er und hat es laut wohl gesagt; |
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Da tritt ein Mann auf ihn zu: |
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Ein Bauer – und wenn ihr mehr noch fragt: |
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Der Hüter einer Kuh. |
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Die langen Glieder umhüllt ein schlichter |
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Leinrock, das bläuliche Auge sticht, |
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Die Lippe zuckt – so tritt er zum Dichter, |
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So lächelt er seltsamlich und spricht: |
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2. |
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Guten Abend, Herr! Ob man Schlachten schlug |
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In der Ebene dort – fürwahr, |
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Ich hab’s nicht erfahren! Les’t nach im Buch! |
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Mich kümmert wenig was war! |
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Ich schaue nur aus nach den künftigen Tagen – |
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So spricht vom Haarstrang der alte Hirt: |
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Eine Schlacht wohl sah ich dort unten schlagen, |
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Doch eine, die man erst schlagen wird! |
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Ich habe sie dreimal mit angesehn! |
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Oh, öd’ ist die Haar bei Nacht! |
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Ich aber muß auf vom Bette stehn – |
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Dann hat es mich hergebracht! |
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Just, Herr, wo ihr steht – just hier auf den Felsen, |
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Da hat es mich Sträubenden hingestellt! |
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Und hätt’ ich gewandt mich mit hundert Hälsen, |
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Doch hätt’ ich hinabschau’n müssen in’s Feld! |
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Und ich sah hinab und ich sah genau – |
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Da schwammen die Aecker in Blut, |
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Da hing’s an den Aehren, wie rother Thau, |
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Und der Himmel war Eine Gluth! |
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Um die Höfe sah ich die Flamme wehen, |
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Und die Dörfer brannten wie dürres Gras: |
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Es war, als hätt’ ich die Welt gesehen |
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Durch Höhrauch oder durch farbig Glas! |
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Und zwei Heere, zahllos wie Blätter im Busch |
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Hieben wild auf einander ein; |
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Das eine, mit hellem Trompetentusch, |
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Zog heran in der Richtung vom Rhein. |
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Das waren die Völker des Westens, die Freien! |
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Bis zum Haarweg scholl ihrer Pferde Gewieh’r, |
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Und voraus flog ihren unendlichen Reihen |
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Im Rauche des Pulvers ein roth Panier! |
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Roth, Roth, Roth! das einige Roth! |
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Kein prunkendes Wappen drauf! |
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Das trieb sie hinein in den jauchzenden Tod, |
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Das band sie, das hielt sie zuhauf! |
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Das warf sie entgegen den Sklaven aus Osten, |
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Die, das Banner bestickt mit wildem Gethier, |
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Unabsehbar über die Fläche tosten |
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Auf das dröhnende, zitternde Kampfrevier. |
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Und ich wußte – doch hat es mir Keiner gesagt! – |
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Das ist die letzte Schlacht, |
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Die der Osten gegen den Westen wagt |
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Um den Sieg und um die Macht! |
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Das ist der Knechtschaft letztes Verenden! |
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Das ist, wie nie noch ein Würfel fiel, |
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Aus der Könige kalten, bebenden Händen |
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Der letzte Wurf in dem alten Spiel! |
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Denn dies ist die Schlacht um den Birkenbaum! – |
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Und ich sah seinen weißen Stamm, |
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Und er stand und regte die Blätter kaum, |
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Denn sie waren schwer und klamm! |
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Waren klamm vom Blut, das der blutige Reigen |
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An die zitternden wild in die Höhe gespritzt; |
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Und so stand er mit traurig hangenden Zweigen, |
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Von Kartätschen und springenden Bomben umblitzt. |
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Auf einmal hub er zu säuseln an, |
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Und ein Licht flog über die Haar – |
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Und den Osten sah ich geworfen dann |
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Von des Westens drängender Schaar. |
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Die Zäume verhängt und die Fahne zertreten, |
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Und die Führer zermalmt von der Hufe Wucht, |
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Und im Nacken der Freiheit Gerichtstrompeten – |
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So von dannen jagte die rasende Flucht. |
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Da! zu uns auch herauf! – da – seht ihr sie nicht? |
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Durch den Hohlweg und über den Stein! |
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Da! – zum vierten Mal nun das gleiche Gesicht |
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Und der gleiche lodernde Schein! – |
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Da! – tretet beiseit, daß kein fliegender Zügel, |
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Daß kein sausender Dolman den Arm euch streift! |
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Noch des Mannes Haupt, den, hangend im Bügel, |
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Eben jetzt sein Pferd durch den Ginster schleift! |
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Da! – es stürzt! – das edelste dieser Schlacht! – |
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Der Geschleifte liegt todt im Farr’n! |
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Und über ihn weg nun die wilde Jagd, |
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Die Laffeten, die Pulverkarr’n! – |
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Wer denkt noch an den? Wer unter den Wagen |
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Risse den noch hervor? Was Bahre, was Sarg! |
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Hört, Herr – doch dürft ihr es Keinem sagen! – |
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So stirbt in Europa der letzte Monarch! |
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Dem jungen Jäger schwirrt’ es im Kopf, |
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Und er that einen langen Satz, |
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Und er fluchte: Vermaledeiter Tropf |
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Und vermaledeiter Platz! |
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Doch der Alte, kühl wie ein Seher eben, |
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Sah ihm ruhig nach von des Holzes Saum: |
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Ja, flucht nur, Herr Junge! Könnt’s doch noch erleben! |
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Seid ja siebenzehn oder achtzehn kaum! |
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Dann pfiff er und zog über’s Stoppelfeld – |
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Noch hat sich das Wort nicht erfüllt! |
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Doch der Birkenbaum steht ungefällt, |
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Und zwei Lager heute zerklüpften die Welt, |
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Und Ein Hüben, Ein Drüben nur gilt! |
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Schon gab es Geplänkel: doch dauernd schlichten |
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Wird ein Schlag nur, wie jener, den wachsenden Strauß – |
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Und dem Jäger kommen die alten Geschichten, |
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Und er denkt: Schlüge dennoch das Volk in Gesichten |
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Seines nahenden Welttags Siege voraus? |
Details zum Gedicht „Am Birkenbaum.“
Ferdinand Freiligrath
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nach 1826
Junges Deutschland & Vormärz
Gedicht-Analyse
Das Gedicht „Am Birkenbaum“ ist von Ferdinand Freiligrath, einem deutschsprachigen Schriftsteller des 19. Jahrhunderts, welcher sich in seinem Werk insbesondere politische Themen widmete.
Auf den ersten Blick erscheint das Gedicht dem Genre der Naturlyrik zuzuordnen, setzt jedoch auch politische Aspekte in den Fokus. Es wirkt harmonisch, untersucht jedoch zugleich die Balance zwischen Mensch, Natur und Gesellschaft. Die Hauptfigur, das lyrische Ich, ist ein junger Jäger, der sowohl Natur- als auch Kulturbezüge aufgreift. Er möchte nicht nur Freude an der Natur erleben, sondern diese auch als Inspirationsquelle nutzen, da er von der „grauen Stadt“ und ihren Zwängen gefrustet ist. Er sehnt sich nach Freiheit und Unabhängigkeit, die er in der Wildnis und der Literatur findet.
Obwohl das lyrische Ich seine Liebe zur Natur und zur Dichtkunst betont, verweist er auch auf seine gesellschaftliche Rolle und Notwendigkeit als Jäger und verspürt einen inneren Konflikt zwischen diesen verschiedenen Aspekten seines Lebens. Das Gedicht ist durchzogen von einer Sehnsucht nach Unabhängigkeit und Freiheit, aber auch von der Realität der Notwendigkeit, zu arbeiten und eine Rolle in der Gesellschaft zu spielen.
Dieser Bereich des Dichters, in dem sich sowohl die Natur- als auch die Gesellschaftswelt treffen, kann als Metapher für die Verbindung von Freiheit und Verpflichtung gegenüber der Gesellschaft verstanden werden.
Hinsichtlich der Sprache und Form des Gedichts lassen sich ein regelmäßiges Reimschema und eine klare, strukturierte Form erkennen. Die Beschreibungen sind bildhaft und farbenfroh, und das lyrische Ich nutzt diese bildhafte Sprache, um seine Wahrnehmungen und Gefühle in Bezug auf seine Umgebung auszudrücken. Trotz der Länge des Gedichts ist es gut strukturiert und leicht verständlich, was es für ein breites Publikum zugänglich macht.
Insgesamt handelt es sich bei „Am Birkenbaum“ um ein Gedicht, das sowohl Natur- als auch Gesellschaftsbezüge aufgreift und in das Spannungsfeld von Freiheit und Verpflichtung eintaucht. Es zeigt in anschaulicher Weise die Gefühle und Gedanken des lyrischen Ichs und lädt den Leser ein, sich mit diesen Themen auseinanderzusetzen. Dabei bietet es eine reiche Palette an visuellen Reizen und gibt Einblicke in den menschlichen Zustand. Somit kann es als Interpretationsraum für die Erforschung der menschlichen Beziehung zu Natur und Gesellschaft dienen.
Weitere Informationen
Das Gedicht „Am Birkenbaum.“ stammt aus der Feder des Autors bzw. Lyrikers Ferdinand Freiligrath. Im Jahr 1810 wurde Freiligrath in Detmold geboren. Das Gedicht ist in der Zeit von 1826 bis 1876 entstanden. Zürich ist der Erscheinungsort des Textes. Eine Zuordnung des Gedichtes zur Epoche Junges Deutschland & Vormärz kann aufgrund der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. der Lebensdaten des Autors vorgenommen werden. Bei dem Schriftsteller Freiligrath handelt es sich um einen typischen Vertreter der genannten Epoche. Das Gedicht besteht aus 172 Versen mit insgesamt 23 Strophen und umfasst dabei 1167 Worte. Weitere bekannte Gedichte des Autors Ferdinand Freiligrath sind „Von unten auf“, „Vor der Fahrt“ und „Wie man’s macht“. Zum Autor des Gedichtes „Am Birkenbaum.“ liegen auf unserem Portal abi-pur.de weitere 65 Gedichte vor.
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Zum Autor Ferdinand Freiligrath sind auf abi-pur.de 65 Dokumente veröffentlicht. Alle Gedichte finden sich auf der Übersichtsseite des Autors.
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