Springer von Ferdinand Freiligrath

Kein besser Schachbrett, als die Welt:
Zur Limmat rück’ ich von der Schelde!
Ihr sprengt mich wohl von Feld zu Feld,
Doch schlagt ihr mich nicht aus dem Felde!
 
So ist es eben in dem Schach
Der Freien wider die Despoten:
Zug über Zug und Schlag auf Schlag,
Und Ruh’ wird keine nicht geboten!
 
Mir ist, als müßt’ ich auch von hier
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Den Stab noch in die Weite setzen;
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Als würden auch aus Tell’s Revier
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Die Launen dieses Spiels mich hetzen!
 
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Ich bin bereit! Noch braust das Meer,
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Um Norweg’s freie Bauernstätten;
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Noch rasselt es von Frankreich her,
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Wie Klirren von gebrochnen Ketten!
 
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Kein flüchtig Haupt hat Engelland
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Von seiner Schwelle noch gewiesen;
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Noch winkt mir eine Freundeshand
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Nach des Ohio lust’gen Wiesen!
 
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Von Dorf zu Dorf, von Stadt zu Stadt,
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Von Land zu Land – mich schiert es wenig!
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Kein Zug des Schicksals setzt mich matt: –
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Matt werden kann ja nur der König!
Arbeitsblatt zum Gedicht
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Details zum Gedicht „Springer“

Anzahl Strophen
6
Anzahl Verse
24
Anzahl Wörter
156
Entstehungsjahr
nach 1826
Epoche
Junges Deutschland & Vormärz

Gedicht-Analyse

Das Gedicht „Springer“ stammt von Ferdinand Freiligrath, einem deutschen Dichter des 19. Jahrhunderts. Seine Werke fallen in die Epoche des Vormärz und der Revolution von 1848, also in eine Zeit, in der politische und soziale Umwälzungen stattfanden.

Das Gedicht führt sofort Schach als Metapher ein, welche das lyrische Ich benutzt, um seine Situation und seine Sicht auf die Welt zu beschreiben. Er sieht die Welt als Schachbrett und sich selbst als Springer. Er gibt an, dass er zwar von „Feld zu Feld“ gesprengt wird, sich jedoch nicht aus dem „Felde“ schlagen lässt.

Inhaltlich muss man die Zeit und den politischen Kontext betrachten, um die Botschaft des lyrischen Ichs zu verstehen. Freiligrath lebte in einer Zeit der politischen Unruhen und Veränderungen. Er verwendet Ortsnamen wie Limmat, Schelde, Norweg, Frankreich und Ohio, die auf verschiedene Länder und politische Auseinandersetzungen hindeuten könnten. Er drückt seine Bereitschaft aus, weiter zu reisen und zu kämpfen, symbolisiert durch das Schachspiel. Wichtig ist der optimistische Klang in der letzten Zeile, dass er nicht matt gesetzt werden kann - nur der König kann matt gesetzt werden. Dies deutet auf seinen Widerstand und seine Unbeugsamkeit hin.

Was Form und Sprache betrifft, so besteht das Gedicht aus sechs Strophen mit je vier Versen. Jede Strophe verwendet eine einfache und direkt verständliche Sprache, die jedoch tiefe symbolische Bedeutung trägt. Es sind keine komplizierten Metaphern oder Bilder zu finden, doch die Schachmetapher wird konsequent durch das gesamte Gedicht verwendet. Das Gedicht ist fesselnd, indem es die Leser dazu bringt, die Bewegungen des Springers und die Orte, die er besucht hat, sowie die politischen Kontexte, die dahinter stehen, zu verfolgen.

Weitere Informationen

Das Gedicht „Springer“ stammt aus der Feder des Autors bzw. Lyrikers Ferdinand Freiligrath. Freiligrath wurde im Jahr 1810 in Detmold geboren. Zwischen den Jahren 1826 und 1876 ist das Gedicht entstanden. Erscheinungsort des Textes ist Zürich. Das Gedicht lässt sich anhand der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her der Epoche Junges Deutschland & Vormärz zuordnen. Bei dem Schriftsteller Freiligrath handelt es sich um einen typischen Vertreter der genannten Epoche. Das 156 Wörter umfassende Gedicht besteht aus 24 Versen mit insgesamt 6 Strophen. Die Gedichte „Eispalast“, „Freie Presse“ und „Von unten auf“ sind weitere Werke des Autors Ferdinand Freiligrath. Zum Autor des Gedichtes „Springer“ liegen auf unserem Portal abi-pur.de weitere 65 Gedichte vor.

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