Götterdämmerung (Auszug) von Joseph von Eichendorff
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Von kühnen Wunderbildern |
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Ein großer Trümmerhauf, |
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In reizendem Verwildern |
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Ein blühnder Garten drauf; |
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Versunknes Reich zu Füßen, |
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Vom Himmel fern und nah, |
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Aus anderm Reich ein Grüßen |
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Das ist Italia! |
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Wenn Frühlingslüfte wehen |
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Hold übern grünen Plan, |
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Ein leises Auferstehen |
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Hebt in den Tälern an. |
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Da will sich's unten rühren |
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Im stillen Göttergrab, |
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Der Mensch kann's schauernd spüren |
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Tief in die Brust hinab. |
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Verwirrend in den Bäumen |
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Gehn Stimmen hin und her, |
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Ein sehnsuchtsvolles Träumen |
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Weht übers blaue Meer. |
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Und unterm duft'gen Schleier |
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Sooft der Lenz erwacht, |
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Webt in geheimer Feier |
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Die alte Zaubermacht. |
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Frau Venus hört das Locken, |
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Der Vögel heitern Chor, |
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Und richtet froh erschrocken |
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Aus Blumen sich empor. |
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Sie sucht die alten Stellen, |
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Das luft'ge Säulenhaus, |
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Schaut lächelnd in die Wellen |
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Der Frühlingsluft hinaus. |
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Doch öd sind nun die Stellen, |
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Stumm liegt ihr Säulenhaus, |
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Gras wächst da auf den Schwellen, |
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Der Wind zieht ein und aus. |
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Wo sind nun die Gespielen? |
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Diana schläft im Wald, |
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Neptunus ruh im kühlen |
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Meerschloß, das einsam hallt. |
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Zuweilen nur Sirenen |
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Noch tauchen aus dem Grund, |
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Und tun in irren Tönen |
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Die tiefe Wehmut kund. |
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Sie selbst muß sinnend stehen |
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So bleich im Frühlingsschein, |
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Die Augen untergehen, |
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Der schöne Leib wird Stein. |
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Denn über Land und Wogen |
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Erscheint, so still und mild, |
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Hoch auf dem Regenbogen |
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Ein andres Frauenbild. |
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Ein Kindlein in den Armen |
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Die Wunderbare hält, |
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Und himmlisches Erbarmen |
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Durchdringt die ganze Welt. |
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Da in den lichten Räumen |
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Erwacht das Menschenkind, |
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Und schüttelt böses Träumen |
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Von seinem Haupt geschwind. |
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Und, wie die Lerche singend, |
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Aus schwülen Zaubers Kluft |
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Erhebt die Seele ringend |
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Sich in die Morgenluft. |
Details zum Gedicht „Götterdämmerung (Auszug)“
Joseph von Eichendorff
16
64
265
1788 - 1857
Romantik
Gedicht-Analyse
Bei dem vorliegenden Text handelt es sich um das Gedicht „Götterdämmerung (Auszug)“ des Autors Joseph von Eichendorff. 1788 wurde Eichendorff geboren. In der Zeit von 1804 bis 1857 ist das Gedicht entstanden. Von der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her lässt sich das Gedicht der Epoche Romantik zuordnen. Der Schriftsteller Eichendorff ist ein typischer Vertreter der genannten Epoche.
Die Romantik ist eine kulturgeschichtliche Epoche, die vom Ende des 18. Jahrhunderts bis weit in das 19. Jahrhundert hinein dauerte und sich insbesondere auf den Gebieten der bildenden Kunst, der Literatur und der Musik äußerte. Aber auch die Gebiete Geschichte, Philosophie und Theologie sowie Medizin und Naturwissenschaften waren von ihren Auswirkungen betroffen. Die Literaturepoche der Romantik (ca. 1795–1848) lässt sich in Frühromantik (bis 1804), Hochromantik (bis 1815) und Spätromantik (bis 1848) aufgliedern. Die Welt, die sich durch die beginnende Verstädterung und Industrialisierung mehr und mehr veränderte, verunsicherte die Menschen. Die Französische Revolution in den Jahren 1789 bis 1799 hatte ebenfalls bedeutende Auswirkungen auf die Romantik. In der Literatur der Romantik gilt das Mittelalter als das Ideal und wird verherrlicht. Die Kunst und Architektur der Zeit des Mittelalters werden geschätzt, gepflegt und gesammelt. Übel und Missstände dieser Zeit bleiben außen vor und scheinen bei den Schriftstellern in Vergessenheit geraten zu sein. So ist gerade die Verklärung des Mittelalters ein zentrales Merkmal der Romantik. Außerdem sind die Weltflucht, die Hinwendung zur Natur und die romantische Ironie weitere zentrale Merkmale dieser Epoche. Die grundsätzlichen Themen waren Seele, Gefühle, Individualität und Leidenschaft. In der Literatur wurden diese Themen unter anderem durch Motive der Sehnsucht, Todessehnsucht, Fernweh oder Einsamkeit in der Fremde ausgedrückt. Die Stilepoche kennzeichnet sich vor allem durch offene Formen in Gedichten und Texten. Phantasie ist für die Schriftsteller der Romantik das Maß aller Dinge. Die Trennung zwischen Poesie und Wissenschaft, zwischen Traum und Wirklichkeit soll durchbrochen werden. Die Schriftsteller der Romantik streben eine Verschmelzung von Kunst und Literatur an. Ihr Ziel ist es, alle Lebensbereiche zu poetisieren.
Das Gedicht besteht aus 64 Versen mit insgesamt 16 Strophen und umfasst dabei 265 Worte. Joseph von Eichendorff ist auch der Autor für Gedichte wie „Lied“, „Mondnacht“ und „Morgengebet“. Zum Autor des Gedichtes „Götterdämmerung (Auszug)“ haben wir auf abi-pur.de weitere 395 Gedichte veröffentlicht.
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