Wilhelm von Heinrich Christian Boie
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Getakelt lag das Schiff am Port, |
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Die Wimpel floßen roth im Winde. |
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Schwarzäugig Suschen kam an Bord: |
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»O sagt mir, wo ich Wilhelm finde! |
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Ihr weidlichen Matrosen, sagt mir wahr: |
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Geht Wilhelm mit in Eurer frohen Schaar?« |
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Wilhelm, der hoch am Maste sang, |
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Gewiegt von Wellen hin und wieder, |
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Sobald die traute Stimm ihm klang, |
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Sah stumm durch Seil und Stangen nieder. |
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Das lange Tau durchglitt ihm heiß die Hand |
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Und rasch erreicht er das Verdeck und stand. |
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So wann die Lerch im Saatfeld ruft, |
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Verstummt ihr Gatte schnell, der munter |
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Sein Frühlied singt in blauer Luft |
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Und schießt geschloßner Schwing hinunter. |
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Die holden Küss', o Wilhelm! ohne Zahl |
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Misgönnte Dir Kapitän und Admiral. |
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»O Suschen, Suschen! muß ich gehn, |
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Auch ferne bleibst Du mein Verlangen. |
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Wir trennen uns zum wiedersehn; |
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O trockne Dir die heißen Wangen! |
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Verstürm uns auch der Wind nach Ost und West, |
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Dir steht mein Herz ein treuer Kompass fest. |
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O süßes Mädchen, traue nicht |
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Des falschen Landvolks schnödem Worte, |
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Der Seemann find' ein glatt Gesicht |
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Für seine Lieb an jedem Orte! |
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Ein glatt Gesicht ist hier und allerwärts, |
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Doch Suschen, wo Dein gutes liebes Herz? |
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Ob uns Orkan und Wogen drohn, |
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Ob Klipp und Sandbank um uns brande, |
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Den Elementen biet ich Hohn |
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Und kehre heim vom fernsten Strande. |
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Und donnert auch mit Kugelsaat die Schlacht, |
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Mich rettet Dir der holden Liebe Macht!« |
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Der Schiffer ruft sein schrecklich Wort, |
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Der Anker steigt , die Segel schwellen. |
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»Ach, schluchzt er küssend, Suschen, fort!« |
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Und starrt ihr nach durch dunkle Wellen. |
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Schon kleiner wankt ihr Nachen nah am Strand |
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Und weiß noch weht das Tuch in Suschens Hand. |
Details zum Gedicht „Wilhelm“
Heinrich Christian Boie
7
42
270
1744 - 1806
Aufklärung,
Empfindsamkeit,
Sturm & Drang
Gedicht-Analyse
Heinrich Christian Boie ist der Autor des Gedichtes „Wilhelm“. 1744 wurde Boie in Meldorf geboren. Die Entstehungszeit des Gedichtes liegt zwischen den Jahren 1760 und 1806. Aufgrund der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. der Lebensdaten des Autors kann der Text den Epochen Aufklärung, Empfindsamkeit, Sturm & Drang, Klassik oder Romantik zugeordnet werden. Die Zuordnung der Epochen ist ausschließlich auf zeitlicher Basis geschehen. Bitte überprüfe unbedingt die Richtigkeit der Angaben bei Verwendung. Das 270 Wörter umfassende Gedicht besteht aus 42 Versen mit insgesamt 7 Strophen. Die Gedichte „Haruns Traum“, „Der Himmel“ und „Die Zeche“ sind weitere Werke des Autors Heinrich Christian Boie. Auf abi-pur.de liegen zum Autor des Gedichtes „Wilhelm“ weitere 101 Gedichte vor.
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