Spatziergang am Herbstabend von Christian Friedrich Hebbel

1	Wenn ich Abends einsam gehe
2	Und die Blätter fallen sehe,
3	Finsternisse nieder wallen,
4	Ferne, fromme Glocken hallen:
5	Ach, wie viele sanfte Bilder,
6	Immer inniger und milder,
7	Schatten längst vergangner Zeiten,
8	Seh' ich dann vorüber gleiten.
9	Was ich in den fernsten Stunden,
10	Oft nur halb bewußt, empfunden,
11	Dämmert auf in Seel' und Sinnen,
12	Mich noch einmal zu umspinnen.
13	Und im inneren Zerfließen
14	Mein' ich's wieder zu genießen,
15	Was mich vormals glücklich machte,
16	Oder mir Vergessen brachte.
17	Doch, dann frag' ich mich mit Beben:
18	Ist so ganz verarmt dein Leben?
19	Was du jetzt ersehnst mit Schmerzen,
20	Sprich, was war es einst dem Herzen?
21	Völlig dunkel ist's geworden,
22	Schärfer bläs't der Wind aus Norden,
23	Und dies Blatt, dies kalt benetzte,
24	Ist vielleicht vom Baum das letzte.

Details zum Gedicht „Spatziergang am Herbstabend“

Gedicht-Analyse

Das Gedicht „Spatziergang am Herbstabend“ stammt aus der Feder des Autors bzw. Lyrikers Christian Friedrich Hebbel. Im Jahr 1813 wurde Hebbel in Wesselburen, Dithmarschen geboren. In der Zeit von 1829 bis 1863 ist das Gedicht entstanden. Die Entstehungszeit des Gedichtes bzw. die Lebensdaten des Autors lassen eine Zuordnung zur Epoche Realismus zu. Der Schriftsteller Hebbel ist ein typischer Vertreter der genannten Epoche. Das 123 Wörter umfassende Gedicht besteht aus 24 Versen mit insgesamt 6 Strophen. Weitere bekannte Gedichte des Autors Christian Friedrich Hebbel sind „Gebet“, „Glück“ und „Zwei Wandrer“. Auf abi-pur.de liegen zum Autor des Gedichtes „Spatziergang am Herbstabend“ weitere 418 Gedichte vor.

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