Gebet von Christian Friedrich Hebbel
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Die du über die Sterne weg |
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mit der geleerten Schale |
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aufschwebst, um sie am ewgen Born |
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eilig wieder zu füllen: |
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einmal schwenke sie noch, o Glück, |
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einmal, lächelnde Göttin! |
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Sieh, ein einziger Tropfen hängt |
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noch verloren am Rande, |
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und der einzige Tropfen genügt, |
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eine himmlische Seele, |
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die hier unten in Schmerz erstarrt, |
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wieder in Wonne zu lösen. |
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Ach! sie weint dir süßeren Dank, |
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als die anderen alle, |
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die du glücklich und reich gemacht; |
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laß ihn fallen, den Tropfen! |
Details zum Gedicht „Gebet“
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1813 - 1863
Realismus
Gedicht-Analyse
Das besprochene Gedicht stammt von Christian Friedrich Hebbel, einem deutschen Dichter und Dramatiker des 19. Jahrhunderts. Sein Schaffenszeitraum fällt in die Epoche des Realismus.
Beim ersten Lesen des Gedichts fällt der appellative Charakter auf, es handelt sich um ein Gebet des lyrischen Ichs an eine höhere Macht, welche symbolisch als Glück oder „lächelnde Göttin“ bezeichnet wird.
Im Inhalt des Gedichts bittet das lyrische Ich die Göttin des Glücks, einen metaphorischen Tropfen aus ihrer Schale, die über die Sterne hinaus geleert und am ewigen Born wieder gefüllt wird, auf die Erde zu senden. Diese Handlung wäre ausreichend, um eine himmlische Seele - möglicherweise das lyrische Ich selbst - von ihrem irdischen Schmerz zu befreien. Das lyrische Ich betont, dass dieser Tropfen an Wonne selbst die Glücklichsten auf Erden überbietet und dass der Empfänger mit süßem Dank reagieren würde.
Formal besteht das Gedicht aus einer einzigen Strophe mit 16 Versen. Hebbels Sprache ist von großer Bildhaftigkeit und Tiefe geprägt. Die „geleerte Schale“, welche über die Sterne hinaus schwebt, veranschaulicht die universelle und unerschöpfliche Natur des Glücks. Der „Tropfen“, der noch am Rande der Schale hängt, stellt eine kleine, aber bedeutende Chance auf Glück dar, welche das Leid der „himmlischen Seele“ auf Erden lösen kann. Diese Metapher verdeutlicht, dass selbst ein winziger Funken der Hoffnung ausreicht, um menschlichen Schmerz zu überwinden.
Der lyrische, fast flehentliche Ton des Gedichts unterstreicht die dringende Sehnsucht des lyrischen Ichs nach Erlösung durch dieses göttliche Glück. Der Ausdruck „Ach!“ zum Beginn des letzten Viertels führt in einen emotionalen Höhepunkt, in dem das lyrische Ich betont, dass sein Dank süßer sei als der all jener, die bereits vom Glück begünstigt wurden. Das Gedicht endet mit einer eindringlichen Aufforderung, den metaphorischen Tropfen fallen zu lassen und damit Hoffnung und Erleichterung zu spenden.
Weitere Informationen
Das Gedicht „Gebet“ stammt aus der Feder des Autors bzw. Lyrikers Christian Friedrich Hebbel. Hebbel wurde im Jahr 1813 in Wesselburen, Dithmarschen geboren. Das Gedicht ist in der Zeit von 1829 bis 1863 entstanden. Eine Zuordnung des Gedichtes zur Epoche Realismus kann aufgrund der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. der Lebensdaten des Autors vorgenommen werden. Der Schriftsteller Hebbel ist ein typischer Vertreter der genannten Epoche. Das vorliegende Gedicht umfasst 78 Wörter. Es baut sich aus nur einer Strophe auf und besteht aus 16 Versen. Christian Friedrich Hebbel ist auch der Autor für Gedichte wie „Gott“, „Leben“ und „Der Becher“. Zum Autor des Gedichtes „Gebet“ liegen auf unserem Portal abi-pur.de weitere 418 Gedichte vor.
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