Wiegenlied von Achim von Arnim

Goldne Wiegen schwingen
und die Mücken singen;
Blumen sind die Wiegen,
Kindlein drinnen liegen;
auf und nieder geht der Wind,
geht sich warm und geht gelind.
 
Wie viel Kinder wiegen,
wie viel soll ich kriegen?
Eins und zwei und dreie,
10 
und ich zähl aufs neue;
11 
auf und nieder geht der Wind,
12 
und ich weine wie ein Kind.
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (23.7 KB)

Details zum Gedicht „Wiegenlied“

Anzahl Strophen
2
Anzahl Verse
12
Anzahl Wörter
57
Entstehungsjahr
1781 - 1831
Epoche
Romantik

Gedicht-Analyse

Das Gedicht „Wiegenlied“ wurde von Achim von Arnim geschrieben, einem deutschen Schriftsteller aus der Zeit der romantischen Epoche (ca. 1800 bis 1850).

Beim ersten Lesen des Gedichts kann der Gedanke aufkommen, dass dieses Gedicht scheinbar ein einfach gestaltetes Kinderlied ist. Simple Verse und eine gewisse Wiederholung der Phrasen könnten dazu führen, dies anzunehmen. Allerdings enthält es auch Tiefe und emotionale Inhalt, die es auf den zweiten Blick offenbart.

Inhaltlich beschäftigt sich das lyrische Ich im Gedicht mit Themen wie Geburt, Leben und Emotionen. In der ersten Strophe wird das Bild von Blumen als Wiegen skizziert, in denen Kinder liegen und vom Wind hin und her gewogen werden. Dieses Bild symbolisiert möglicherweise den Beginn des Lebens, die Geburt, und die kindliche Unschuld und Unbekümmertheit. Die zweite Strophe enthält eine Fragestellung - „Wie viele Kinder wiegen, wie viele soll ich kriegen?“ Das lyrische Ich scheint sich dabei mit der Vorstellung von Kindersegen und der damit verbundenen Verantwortung und möglichen Herausforderungen zu beschäftigen. Besondere Aufmerksamkeit verdient der letzte Vers: „Und ich weine wie ein Kind“. Dies könnte ein Ausdruck von Melancholie, Sorge oder Überwältigung seitens des lyrischen Ichs sein.

Die Form des Gedichts ist insofern interessant, als dass es sich um ein zweistrophiges Gedicht mit je sechs Versen handelt. Innerhalb der Strophen herrscht ein abwechselndes Reimschema (ababcc) vor. Zu beachten ist hierbei die Wiederholung des Verses „Auf und nieder geht der Wind“, der beide Strophen verbindet.

Sprachlich ist das Gedicht durch eine einfache, fast kindliche Sprache mit kurzen Versen gekennzeichnet. Dies unterstreicht den Charakter des Wiegenlieds und schafft eine gewisse Intimität und Vertrautheit. Allerdings wird durch den Einsatz von Metaphern und Symbolen (die Blumen als Wiegen, der Wind als Wärmer und Beruhiger) auch eine metaphorische Ebene eingeführt, die das Gedicht tiefgründiger und emotionaler gestaltet.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass das „Wiegenlied“ von Achim von Arnim trotz seiner äußerlichen Einfachheit eine poetische Tiefe birgt, die sich erst bei genauerer Betrachtung offenbart. Es behandelt universelle Themen wie Geburt, Leben, Verantwortung und Emotionen, die es zu einem berührenden lyrischen Werk machen.

Weitere Informationen

Der Autor des Gedichtes „Wiegenlied“ ist Achim von Arnim. Geboren wurde Arnim im Jahr 1781 in Berlin. In der Zeit von 1797 bis 1831 ist das Gedicht entstanden. Aufgrund der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. der Lebensdaten des Autors kann der Text der Epoche Romantik zugeordnet werden. Bei dem Schriftsteller Arnim handelt es sich um einen typischen Vertreter der genannten Epoche.

Der Romantik vorausgegangen waren die Epochen der Weimarer Klassik und der Aufklärung. Die Literaturepoche der Romantik ist zeitlich vom Ende des 18. Jahrhunderts bis weit in das 19. Jahrhundert hinein einzuordnen. Besonders auf den Gebieten der bildenden Kunst, der Musik und der Literatur hatte diese Epoche Auswirkungen. Die Literaturepoche der Romantik (ca. 1795–1848) lässt sich in Frühromantik (bis 1804), Hochromantik (bis 1815) und Spätromantik (bis 1848) aufgliedern. Die Welt, die sich durch die einsetzende Industrialisierung und Verstädterung mehr und mehr veränderte, verunsicherte die Menschen. Die Französische Revolution in den Jahren 1789 bis 1799 hatte ebenfalls bedeutende Auswirkungen auf die Romantik. In der Romantik gilt das Mittelalter als das Ideal und wird verherrlicht. Die Kunst und Architektur der Zeit des Mittelalters werden geschätzt, gepflegt und gesammelt. Missstände dieser Zeit bleiben außen vor und scheinen bei den Schriftstellern in Vergessenheit geraten zu sein. So ist gerade die Verklärung des Mittelalters ein zentrales Merkmal der Romantik. Des Weiteren sind die Weltflucht, die Hinwendung zur Natur und die romantische Ironie weitere zentrale Merkmale dieser Epoche. Die Grundthemen waren Seele, Gefühle, Individualität und Leidenschaft. In der Literatur wurden diese Themen unter anderem durch Motive der Sehnsucht, Todessehnsucht, Fernweh oder Einsamkeit in der Fremde manifestiert. Die Stilepoche kennzeichnet sich vor allem durch offene Formen in Texten und Gedichten. Phantasie ist für Romantiker das Maß aller Dinge. Die Trennung zwischen Wissenschaft und Poesie, zwischen Wirklichkeit und Traum soll durchbrochen werden. Die Romantiker streben eine Verschmelzung von Kunst und Literatur an. Ihr Ziel ist es, alle Lebensbereiche zu poetisieren.

Das Gedicht besteht aus 12 Versen mit insgesamt 2 Strophen und umfasst dabei 57 Worte. Achim von Arnim ist auch der Autor für Gedichte wie „Zur Weihnachtszeit“, „Schwingeliedchen nach der Sicilischen Melodie“ und „Schweizerlied“. Auf abi-pur.de liegen zum Autor des Gedichtes „Wiegenlied“ weitere 173 Gedichte vor.

+ Wie analysiere ich ein Gedicht?

Daten werden aufbereitet

Fertige Biographien und Interpretationen, Analysen oder Zusammenfassungen zu Werken des Autors Achim von Arnim

Wir haben in unserem Hausaufgaben- und Referate-Archiv weitere Informationen zu Achim von Arnim und seinem Gedicht „Wiegenlied“ zusammengestellt. Diese Dokumente könnten Dich interessieren.

Weitere Gedichte des Autors Achim von Arnim (Infos zum Autor)

Zum Autor Achim von Arnim sind auf abi-pur.de 173 Dokumente veröffentlicht. Alle Gedichte finden sich auf der Übersichtsseite des Autors.